Um Patienten mit chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) Exazerbationen zu ersparen, sollten diese sich impfen lassen – nicht nur gegen Infektionen, die direkt die Lunge betreffen, wie Pneumokokken, Influenza oder Pertussis, sondern auch gegen Herpes zoster.
„Mit jeder Exazerbation büßen COPD-Patienten Lungengewebe ein“, erinnerte Prof. Dr. med. Felix Herth (Heidelberg). „Und mit jeder akuten Exazerbation, die stationär behandelt wird, steigt die Sterblichkeit innerhalb der nächsten 90 Tage um mehr als 10 %“, ergänzte Prof. Dr. med. Tobias Welte (Hannover). Dies verdeutlicht die Wichtigkeit, Exazerbationen vorzubeugen. Dazu gehört neben Lebensstiländerungen – vor allem die Rauchentwöhnung – das Impfen. Zunächst betrifft das Infektionen, die sich direkt an der Lunge abspielen: COVID-19 sowie Influenza, Pneumokokken und Pertussis.
Seit Beendigung der Lockdown-Maßnahmen und Ende der Maskenpflicht steigen die viralen Infektionen in der Gesamtbevölkerung, so Welte. Und Impfung sei nun mal ein wesentlicher Schutz vor viralen Infektionen – das gelte nicht nur für COVID-19.
Zur Influenza-Impfung berichtete Welte, dass sich der tetravalente Impfstoff mit zwei A-Subtypen (z. B. H1N1 und H3N2) sowie zwei B-Linien (B/Victoria und B/Yamagata) bewährt hat. In der aktuellen Saison sei ein Erkrankungsgipfel schon im Spätherbst und nicht erst im Frühjahr verzeichnet worden. Welte empfiehlt daher, vor allem COPD-Patienten schon ab September gegen Grippe zu impfen. Denn sie laufen Gefahr, während der Virus-Grippe zusätzlich noch eine akute Exazerbation zu erleiden, z. B. weil sich eine bakterielle Superinfektion etabliert.
Auf vollständigen Impfstatus achten
Auch gegen Exazerbationen durch bakterielle Infektionen schützen Impfungen. Unbedingt zum vollständigen Impfstatus für COPD-Patienten gehört daher auch die Impfung gegen Pneumokoken. Der Impfstoff sollte dabei möglichst viele Serotypen abdecken, so Welte.
Was bei Erwachsenen häufig vernachlässigt wird, ist die Impfung gegen Pertussis. Doch gerade COPD-Patienten sind durch Keuchhusten stark gefährdet. International wird daher von Fachgesellschaften die Pertussis-Impfung bei COPD-Patienten angeraten. Laut der STIKO sollen alle Erwachsenen die nächstfällige Tetanus-Diphtherie-Impfung einmalig mit Pertussis-Zusatz als Tdap-Kombinationsimpfung erhalten, also auch COPD-Patienten.
Risikofaktor Herpes zoster
Zudem haben COPD-Patienten verglichen mit Menschen ohne Grunderkrankung ein um 41 % erhöhtes Risiko für Herpes zoster (HZ). Und auch ihr Risiko für HZ-Komplikationen steigt. So entwickeln 53 % von ihnen eine postherpetische Neuralgie. Die STIKO rät daher Menschen mit chronischen Erkrankungen bereits ab 50 Jahren zur Impfung gegen HZ als Indikationsimpfung. Das gilt auch für Patienten, die bereits eine Gürtelrose hinter sich gebracht haben. Denn bei HZ entsteht bekanntlich keine Immunität, erläuterte Welte. arf
Online-Industriesymposium „Treat and Prevent – was bedeutet das gemäß Leitlinien und in der Praxis?“ anlässlich des 63. Kongresses der Deutschen Pneumologischen Gesellschaft (Veranstalter: GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG), März 2023