In der Schwangerschaft ändert sich nicht nur der Hormonhaushalt, auch der Bedarf an Mikronährstoffen steigt deutlich an. Ein Ausgleich über die Ernährung ist dabei kaum möglich. Auch vaginale Kandidosen können in der Schwangerschaft auftreten oder sich verschlechtern – mit Folgen für Mutter und Kind.
Der Beratungsbedarf hinsichtlich einer Mikronährstoffsubstitution beginnt schon beim Kinderwunsch, so Dr. med. Erwin Göckeler-Leopold (Soest). Gerade im Hinblick auf die Folsäure ist es wichtig, die Supplementierung frühzeitig einzuleiten. Bei Eintreten der Schwangerschaft sollten dann Eisen, Jod, Vitamin D, Magnesium und Omega-3-Fettsäuren (Docosahexaensäure, DHA, und Eicosapentaensäure, EPA) ergänzt werden, um Mangelzustände bei Mutter und Kind zu vermeiden.
Das zeigen auch die Ergebnisse einer multizentrischen, randomisierten, kontrollierten Studie zu Wirksamkeit und Sicherheit der kombinierten Mikronährstoff- und DHA-Substitution im zweiten und dritten Trimester [1]: Der DHA-Spiegel zeigte bei den substituierten Müttern und ihren Kindern im Vergleich zur Kontrollgruppe einen signifikanten Anstieg – bei der Mutter um das 3-Fache, beim Kind um 17 % (Abb.). Der Vitamin-D-Status stabilisierte sich bei der Mutter unter Substitution und stieg beim Kind signifikant um 60 % an. Unerwünschte Effekte traten nicht auf. „Eine Substitution ist sehr sinnvoll und unterstützt Mutter und Kind“, resümierte der Referent.
Prof. Dr. med. Werner Mendling (Wuppertal) fasste die wichtigsten Aspekte für Diagnostik und Therapie der im September 2020 herausgegebenen S2k-Leitlinie Vulvovaginalkandidose (VVC) zusammen. Anamnestisch stellt der Juckreiz zwar das Hauptsymptom der VVC dar, in 50–70 % liegt ihm aber eine andere Ursache zugrunde. Eine diagnostische Abklärung sollte daher in jedem Fall vor Therapiebeginn durchgeführt werden. Die Diagnose VVC gilt als sicher, wenn neben der typischen Klinik mit prämenstruellem Juckreiz und atypischem Flor der mikroskopische Nachweis von Pseudohyphen (aktivierte Blastosporen) gelingt. In der Pilzkultur kann in 95 % der Fälle Candida albicans nachgewiesen werden.
Die Therapie erfolgt primär lokal, wobei Polyene, Azole und Ciclopyroxolamin adäquate Erfolge zeigen. „Clotrimazol bleibt aber weiterhin das Maß aller Dinge, Resistenzen spielen bei Candida albicans hier so gut wie keine Rolle“, so Mendling. Bei der chronischen Kandidose (CRVC) sollte eine orale Suppressionstherapie über mindestens sechs bis zwölf Monate erfolgen, eine Ausheilung ohne Therapie ist praktisch nicht möglich. Eine persistierende Kandidose in der Schwangerschaft kann spätestens bei der Geburt ein Problem für das Kind darstellen (selten sind auch schon Infektionen in utero möglich). Sie findet sich bei ca. 30 % der Schwangeren und führt bei etwa 8 % der Neugeborenen unter Geburt zur Kolonialisierung mit Pilzen – und in Folge zu Windeldermatitis oder Mundsoor im ersten Lebensjahr. Hier kann durch die leitliniengerechte vaginale Gabe von 500 mg Clotrimazol spätestens vier Wochen vor der Geburt Abhilfe geschaffen werden. Wichtig: auch asymptomatische Schwangere sollten behandelt werden, so Mendling abschließend. cak
1 Massari M et al., Nutrients 2020; 12: 2432
Webinar „Forum Frauengesundheit – Mikronährstoffe und Mykosenbehandlung in der Schwangerschaft“ (Veranstalter: Bayer Vital GmbH), virtuell, September 2021