Eine diffuse Diarrhö-Symptomatik ist fast täglich Vorstellungsgrund in Praxen. Wird sie auch richtig bewertet? Einen etablierten Laborparameter für das Gallensäureverlustsyndrom gibt es nicht. So liefert die probatorische Therapie Hinweise. Neben Gallensäure-Komplexbildnern ist ein Therapieversuch mit Heilerde hilfreich.
Beim Gallensäureverlustsyndrom, das stark unterschätzt wird, so Dr. med. Peter N. Meier (Hannover), handelt es sich um eine sekretorische Diarrhö infolge einer Gallensäuremalabsorption, mit Dranginkontinenz, Flatulenz und krampfartigen Bauchschmerzen. Im Gegensatz zum Reizdarmsyndrom (RDS) treten diese tagsüber und nachts auf. Physiologischer Hintergrund: Im Verlauf des enterohepatischen Kreislaufs wird ein großer Teil der unresorbierten Gallensäuren, die etwa 5 % ausmachen, von Bakterien des Enddarms zu sekundären Gallensäuren abgebaut. Diese beeinflussen die Motilität im Kolon, erhöhen die Schmerzempfindung und bewirken eine Permeabilitätssteigerung mit Hypersekretion. Der Durchfall ist wässrig, übelriechend, schaumig und gelblich. Die chologene Diarrhö gehört zur Gruppe der RDS, entsprechend sind Basis-Laboruntersuchungen wie bei der chronischen Diarrhö nötig. Ein etablierter Laborparameter fehlt allerdings. Bei Verdacht bietet sich ein Referenzverfahren sowie eine probatorische Therapie an.
Möglichkeiten der probatorischen Therapie
Beim SeHCAT-Test wird Taurocholsäure verabreicht, die mit dem Radionuklid Selen75 konjugiert ist. Nach 7 Tagen wird ermittelt, wie viel davon im Körper verblieben ist. Ein Rest von 0–5 % deutet auf eine schwere Problematik hin. Der Referenztest wird generell wenig angeboten und ist teuer, die Kosten werden allerdings von den Kassen übernommen.
Etabliert ist die probatorische Therapie mit einem Gallensäuren-Komplexbildner. Ist sie erfolgreich, liegt ziemlich sicher ein Gallensäureverlustsyndrom vor. Dazu wird die Einnahme von 4 mg Colestyramin pro Tag über 1–3 Wochen verordnet. Das Ionenaustauscherharz wird nicht resorbiert. Bei gutem Ansprechen kann die Behandlung weitergeführt werden; im negativen Fall oder bei nicht tolerierbaren Nebenwirkungen (30–40 % Obstipation, Übelkeit, Völlegefühl) sowie bei Verdacht auf chologene Diarrhö sollte auf jeden Fall ein SeHCAT-Test durchgeführt werden.
Verträglicher als Colestyramin ist Colesevelam, welches jedoch teurer und nicht erstattungsfähig ist. Darüber hinaus sind Adjuvanzien wirksam, beispielsweise Antidiarrhoika, Aluminiumpräparate, fettlösliche Vitamine und Vitamin B12. Zukünftig könnten regulatorische Therapien mit Antikörpern eine Rolle spielen, die jedoch teuer und nicht unbedingt gerechtfertigt sind.
Einen Therapieversuch wert ist Heilerde, die unkompliziert einzunehmen und bezahlbar ist. Es gibt sie mikrofein als Kapseln oder magenfein als Pulver, welches in Joghurt eingerührt, 3 × täglich zu den Mahlzeiten eingenommen wird. Nebenwirkungen sind nicht bekannt; bei einer Therapie mit gerinnungswirksamen Medikamenten sollten 1,5 Stunden Abstand gehalten werden. Laut Meier ist Heilerde auch bei Diarrhö nach einer Gallenblasen-OP zu empfehlen.
Webinar „Gallensäureverlustsyndrom sinnvoll erkennen und behandeln“ (Veranstalter: Heilerde-Gesellschaft Luvos Just GmbH & Co. KG), Februar 2024