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Gastroenterologie

Hilft Koffein bei Obstipation?

11.3.2025

Eine britische Arbeitsgruppe hat jetzt eine systematische Übersichtsarbeit publiziert, die den Einfluss von Koffeinkonsum auf die Reduktion von Obstipation bei Erwachsenen untersucht hat. Obstipation wird dabei als unregelmäßige Defäkation, erschwerte Stuhlpassage oder das Gefühl der unvollständigen Darmentleerung definiert. Weltweit soll die Prävalenz etwa 14 % betragen.

Primäre Obstipation, auch funktionelle Obstipation oder obstipationsdominantes Reizdarmsyndrom, ist strukturell oder organisch nicht erklärbar und häufiger bei Frauen und älteren Menschen. Sekundäre Obstipation hingegen ist auf spezifische Ursachen wie Medikamente, Dehydratation oder neurologische Erkrankungen zurückzuführen. Von Koffein wird angenommen, dass es die Darmmotilität im Kolon erhöht und damit laxierende Effekte hat. Allerdings sind Studienergebnisse in der Literatur eher widersprüchlich (anders als persönliche Erfahrung mancher Betroffener), was auch die jetzt vorgelegte Publikation nicht ändern konnte.

Der Studienpool bezog sich auf acht Publikationen mit insgesamt 81 091 Teilnehmern und Teilnehmerinnen. Das Studiendesign umfasste randomisierte kontrollierte Studien (RCTs), Querschnittsstudien und Kohortenstudien. Die interventionellen Maßnahmen umfassten Koffeinquellen wie Kaffee, Tee, Kakao, Kombucha sowie Energydrinks in unterschiedlichen Dosierungen. Zielparameter waren die Stuhlfrequenz, Stuhlkonsistenz und subjektive Symptomverbesserung. Einige Studien berichteten von einer signifikanten Reduktion der Obstipation durch Koffein, insbesondere bei moderatem Konsum (z.B. Kombucha und Kaffee). Ein RCT mit 40 Frauen zeigte eine signifikante Verbesserung der Stuhlfrequenz (p=0,004) und Konsistenz (p=0,001) durch Kombucha mit Inulin im Vergleich zu Wasser.

Allerdings variierte die methodische Qualität der eingeschlossenen Studien erheblich. Während drei RCTs ein niedriges Verzerrungsrisiko aufwiesen, zeigten andere Studien moderate bis hohe Bias-Risiken, insbesondere durch mangelnde Verblindung und Heterogenität der Interventionsformen (z.B. Kaffee, Tee, Kakao mit variablen Dosierungen). Ein Metaanalyseansatz war aufgrund der Heterogenität der Daten deshalb nicht durchführbar.

Hinsichtlich der unerwünschten Nebenwirkungen dokumentierten einige Studien gastrointestinale Beschwerden wie Sodbrennen, Diarrhoe und abdominale Schmerzen, jedoch ohne signifikante Korrelation zum Koffein selbst. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass moderater Koffeinkonsum potentiell obstipationslindernd wirken kann, jedoch bedarf es weiterer qualitativ hochwertiger RCTs, um definitive Aussagen zur Wirksamkeit und Sicherheit zu treffen. Die Gruppe aus Birmingham kommt zu dem Schluss, dass auch ihre Auswertung die Widersprüchlichkeit der bisherigen Studienergebnisse nicht lösen konnte.

Latthe A et al.: The Effectiveness of Caffeine in Reducing Constipation in Adults: A Systematic Review. Int Urogynecol J. 2024 Dec 12 (DOI 10.1007/s00192-024-06003-y).

Rainer H. Bubenzer, Eichstädt bei Berlin, 8. Januar 2025.

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