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Gynäkologie

COVID-19

Infektion und Schwangerschaft

Unklar ist noch, ob Schwangere durch SARS-CoV 2 besonders häufig oder stark betroffen sind. Bereits früh in der Pandemiezeit wurde über Infektionen bei Schwangeren mit Diabetes berichtet. Das Vorliegen eines Diabetes, ohne Schwangerschaft, gilt bereits als bestätigter Risikofaktor für einen schweren COVID-19-Verlauf.

Unter der Schirmherrschaft der Deutschen Gesellschaft für Perinatale Medizin wurde am 03.04.2020 die „COVID-19 Related Obstetric and Neonatal Outcome Study“ (CRONOS) als Registerstudie in den Ländern Deutschland und Österreich gestartet. Beteiligt sind 122 Zentren. Das Ziel ist es, Verlauf und Ausgang einer SARS-CoV-2-Infektion bei Schwangeren mit Diabetes in einem Zeitraum von sechs Monaten zu beschreiben und erste Signale zu identifizieren.
Es wurden 262 Schwangere aus 65 Zentren (64 Zentren aus Deutschland und ein Zentrum aus Linz/Österreich) mit gesicherter, intragravide diagnostizierter SARS-CoV-2-Infektion in CRONOS registriert. Die häufigsten Komorbiditäten waren:  Adipositas (17,9%), Diabetes (10,3%), Schilddrüsenerkrankungen (8,8%) und kardiovaskuläre Erkrankungen (3,3%). In 27 Fällen wurde ein Diabetes mellitus als Komorbidität angegeben: 21 Fälle mit Gestationsdiabetes (8,0%), 5 Fälle mit Typ-2-Diabetes und ein Fall mit Typ-1-Diabetes, d.h. Fälle mit präexistentem Diabetes von insgesamt 2,3%. Zusammengefasst wurden Basis- und Diabetesdaten der Schwangeren, Beginn, Verlauf und Ausgang der SARS-CoV-2-Infektion sowie Daten der Mutter zum Zeitpunkt der Geburt und der Neugeborenen.

Gestationsdiabetes mellitus

Die Schwangeren mit Gestationsdiabetes mellitus (GDM) waren im Median 34 Jahre alt, zur Hälfte nicht deutscher Herkunft und zu einem Drittel am Beginn der Schwangerschaft adipös. Komorbiditäten waren selten, am häufigsten zeigten sich Schilddrüsenerkrankungen. Die GDM-Behandlung erfolgte bei 48% (10/21) der Schwangeren mit Insulin. Vor der Pandemie waren es 15–30% der Patientinnen mit GDM, die mit Insulin behandelt werden mussten. Die erhöhten Werte könnten auf die reduzierte körperliche Aktivität und vermehrte Kalorienaufnahme in Zeiten des Lockdowns zurückgeführt werden.
In 52% (11/21) einer SARS-CoV-2-Infektion zeigten die Schwangeren keine Symptome. Die häufigsten aufgezeichneten Symptome waren Schnupfen (7/21), Husten, Müdigkeit, Malaise (je 6/21), verändertes Geruchs- und Geschmacksempfinden (5/24), Fieber und Dyspnoe (mit je 4/21) sowie Myalgien (3/21). Zwei Patientinnen mussten auf die Intensivstation aufgenommen werden. Vier Patientinnen bekamen eine symptomatische COVID-19-assoziierte Therapie, von denen aber keine invasiv beatmet werden musste. GDM scheint kein Risiko für einen schweren Verlauf von COVID-19 zu sein.

Diabetes mellitus Typ 2

Von den Frauen mit einem Diabetes mellitus Typ 2 erhielten drei Insulin, eine davon über eine Insulinpumpe. Eine Patientin war asymptomatisch, zwei hatten lediglich leichte und zwei Patientinnen schwere Symptome mit Dyspnoe oder Fieber. In dieser Gruppe traten zwei Fälle eines intrauterinen Fruchttods auf.
Die Prävalenz des Typ-2-Diabetes bei Schwangeren hat sich in den vergangenen 20 Jahren mehr als verdoppelt. Gründe dafür sind ein ungünstiger Lebensstil, Adipositas und GDM. In den vorliegenden Fällen waren die Infektionsverläufe alle mild bis moderat und keine der fünf Schwangeren mit Diabetes benötigte eine besondere COVID-19-Therapie. Dies steht im Kontrast zum Befund einer Metaanalyse, dass ein präexistenter Diabetes von Schwangeren ein Risikofaktor für einen schweren Infektionsverlauf darstellt.
Jedoch gibt eine hohe Rate an fetalen Komplikationen Anlass zur Achtsamkeit. Ein Zusammenhang zur COVID-19-Infektion kann nicht ausgeschlossen werden. Zudem ist bei dieser Gruppe die perinatale Mortalität mit 2–5% 4  bis 10-fach und die Fehlbildungsrate mit 6–10% 2  bis 4 fach im Vergleich zu glucosetoleranten Schwangeren erhöht.
Im Zusammenhang mit fieberhaften Infekten können in der Schwangerschaft Erstmanifestationen mit teilweise schweren Stoffwechselentgleisungen vorkommen. Um einen asymptomatischen Typ-2-Diabetes möglichst rechtzeitig zu erkennen, sollte zu Beginn der Schwangerschaft eine Untersuchung des Glukosestoffwechsels gemacht werden, besonders nach GDM.

Nach den aktuellen Daten des CRONOS-Registers kann man sagen, dass Schwangere mit einer SARS-CoV-2-Infektion und der Komorbidität Diabetes einen überwiegend milden bis moderaten Verlauf haben. Jedoch sollte beachtet werden, dass trotz der kleinen Kohorte eine von zehn Frauen eine intensivmedizinische Überwachung benötigt hat. Zudem zeigten sich bei Frauen mit Typ-2-Diabetes Fälle mit ungünstigem perinatalem Ausgang der Schwangerschaft. Bedingt ist das hauptsächlich durch diabetesassoziierte Faktoren. Gerade jetzt muss diese Gruppe adäquat betreut werden, z.B. mit telemedizinischen Strategien.

Kleinwechter H et al., Gynakologe 2021: 1–7, doi: 10.1007/s00129-021-04784-7

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