Bei der Behandlung von Typ-2-Diabetes (T2D) ist in den vergangenen Jahren bezüglich der Verordnung von GLP-1-Rezeptor-Agonisten (Glucagon-like-peptide-1-RA; GLP-1-RA) ein sehr starker Anstieg zu verzeichnen. „Das liegt unter anderem an den Vorteilen der Therapie in Bezug auf die Senkung des Blutzuckers und die Gewichtsreduktion“, so Dr. med. Markus Menzen (Bonn). Nun steht mit Tirzepatid eine neue Substanzklasse zur Verfügung, die zwei Ansatzpunkte von Inkretinen kombiniert. Tirzepatid wirkt sowohl am GIP­(Glucose-abhängigen insulinotropen Peptid)-Rezeptor als auch am GLP-1-­Rezeptor als Agonist (dualer Wirkmechanismus). „Durch die gleichzeitige Aktivierung von GIP- und GLP-1-Rezeptoren ist Tirzepatid näher am physiologischen Inkretin-Effekt als reine GLP-1-RA“, erläuterte Prof. Dr. med. Sebastian Meyhöfer (Lübeck). Dem Experten zufolge ist GIP bei stoffwechselgesunden Menschen mit etwa 70 % deutlich stärker am Inkretin-Effekt beteiligt als GLP-1.

Tierexperimentelle Studien zeigen zudem, dass GIP-Rezeptoren im Gehirn auf die Zentren der Appetitkontrolle einwirken und somit dazu beitragen können, die Nahrungsaufnahme zu reduzieren.

Die Zulassung von Tirzepatid in der EU basiert auf den Studien SURPASS-1 bis -5 [1]. Die Autoren untersuchten die Wirksamkeit und Verträglichkeit des Twincretins bei Patienten mit T2D mit unterschiedlicher Erkrankungsdauer, Hintergrundtherapie sowie kardiovaskulärem Risikoprofil [1]. Der GIP/GLP-1-­Rezeptor-Agonist erzielte bei Erwachsenen mit T2D gegenüber Vergleichssubstanzen wie Placebo, einer GLP-Monotherapie und Insulintherapien überlegene Ergebnisse hinsichtlich der Blutzuckerkontrolle (überlegene HbA1C-­­

Reduktion bis zu -2,6 %) und der Körpergewichtsreduktion (bis zu -13 %). Unabhängig von der jeweiligen Tirzepatid-Dosis (5 mg, 10 mg, 15 mg) erreichten signifikant mehr Probanden den HbA1C-Zielwert ≤ 6,5 % als unter allen Vergleichssubstanzen [1]. Bei ähnlicher Verträglichkeit wie GLP-1-RA zeigte der Wirkstoff kein erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse [1].

Tirzepatid ist angezeigt zur Behandlung von Erwachsenen mit unzureichend eingestelltem Typ-2-Diabetes als Ergänzung zu Diät und Bewegung, als Monotherapie, wenn die Einnahme von Metformin wegen Unverträglichkeiten oder Kontraindikationen nicht angezeigt ist; oder zusätzlich zu anderen Arzneimitteln zur Behandlung von Diabetes ­mellitus [1].

Dank Fertigpen lässt sich Tirzepatid einfach anwenden und ermöglicht mit 3 Erhaltungsdosen bei Bedarf eine flexible Therapieanpassung [1].