Hemmstoffe des Natrium-Glucose-Cotransporters 2 (SGLT2i) senken nicht nur den Blutzucker, sondern wirken unter anderem auch kardioprotektiv. Das könnte man sich vielleicht auch in der Onkologie zunutze machen, wo viele Medikamente das Herz schädigen und seine Funktion stören können.
Daten einer retrospektiven Beobachtungsstudie bei Menschen mit Typ-2-Diabetes (T2D) und einer Krebserkrankung deuten auf einen vorbeugenden Effekt von SGLT2i im Hinblick auf kardiotoxische Nebenwirkungen der Tumortherapie.
In der US-Studie werteten Forschende Daten aus elektronischen Gesundheitsakten aus. Sie verglichen 2 nach einem Propensity-Score gematchte Kohorten mit je 8 675 krebskranken Diabetikerinnen und Diabetikern, bei denen vor der onkologischen Behandlung weder eine Kardiomyopathie noch eine Herzinsuffizienz in der Anamnese bekannt waren. Eine Gruppe erhielt SGLT2i, die andere nicht.
Die Teilnehmenden waren im Mittel 65 Jahre alt, 42 % waren Frauen, 19 % hatten gastrointestinale Tumoren, rund 25 % erhielten Anthrazykline.
Die mit SGLT2i behandelten Patienten und Patientinnen hatten gegenüber der Vergleichsgruppe ein signifikant um 24 % geringeres Risiko, über den Beobachtungszeitraum von 12 Monaten eine mit der onkologischen Therapie assoziierte kardiale Dysfunktion (Cancer Therapy-Related Cardiac Dysfunction, CTRCD) zu erleiden.
Das erniedrigte CTRCD-Risiko unter SGLT2i galt für alle verwendeten Tumortherapieklassen.
Weniger Herzprobleme, weniger neue Metastasen
Außerdem bekamen die Personen der Verumgruppe um 19 % seltener eine Herzinsuffizienz und um 26 % seltener ein neues Vorhofflimmern oder -flattern. Sie hatten ein um 33 % verringertes Risiko zu sterben, und ein um 7 % niedrigeres Risiko, ins Krankenhaus oder in die Notaufnahme zu müssen – egal aus welchem Grund. Zudem entwickelten sie ebenfalls signifikant seltener neue Metastasen und benötigten seltener systemische antineoplastische Therapien als die nicht mit SGLT2i Behandelten.
Das erniedrigte CTRCD-Risiko galt für sämtliche verwendete Tumortherapieklassen: Anthrazykline, monoklonale Antikörper , Anti-Metabolite, Alkylanzien und Tyrosinkinase-Inhibitoren – nur bei Proteasom-Inhibitoren war der Effekt statistisch nicht signifikant. Für Aussagen zu spezifischen Wirkstoffen reichten die Daten nicht aus. Gleiches galt für unterschiedliche Tumorentitäten.
Hinsichtlich der verwendeten SGLT2i waren CTRCD nur unter Empagliflozin signifikant seltener, nicht aber unter Dapagliflozin und Canagliflozin, was ebenfalls an der geringen Gruppengröße liegen könnte. Letztlich sind die Studienergebnisse Hypothesen-generierend und in prospektiven, randomisierten, kontrollierten Studien zu validieren. Auch lassen sie sich nicht auf Krebskranke ohne T2D übertragen.
Ammar W et al., JACC: CardioOncology 2024; 6: 863–75