Ein Blick auf Inzidenzdaten zeigt, dass viele Schwangere von Emesis gravidarum betroffen sind. Mit der Kombination aus Pyridoxin und Doxylamin steht betroffenen Frauen eine für diese Indikation zugelassene, wirksame Therapieoption zur Verfügung, die weltweit seit mehr als 50 Jahren eingesetzt wird.
Im ersten Trimenon leiden 80 % aller Frauen unter Übelkeit und Erbrechen (Emesis gravidarum). Bei etwa 10 % der Frauen dauern die Beschwerden während der gesamten Schwangerschaft an. „Emesis gravidarum ist trotz der Häufigkeit noch nicht im Fokus“, sagte Dr. med. Matthias Krick (Moers). Er grenzt Emesis gravidarum klar von der selteneren Hyperemesis gravidarum (Inzidenz 0,3–3 %) ab: „Die Hyperemesis-Patientin gehört klassischerweise stationär behandelt.“ Die Mehrzahl der Frauen mit Emesis gravidarum werde in der Niederlassung mit einer Vielzahl an Therapieansätzen behandelt: „Es gibt keine echte deutsche Leitlinie – jeder macht was er will.“ Das sieht auch Dr. med. Wolfgang Paulus, Leiter der Beratungsstelle Reprotox an der Unifrauenklinik in Ulm, als Problem: „Die Empfindlichkeit des Embryos gegenüber toxischen Einflüssen hängt von seinem Entwicklungsstadium ab. Die empfindlichste Phase der Organogenese ist ausgerechnet die Phase, in der wir mit dem Problem der Hyperemesis zu kämpfen haben, und in der wir die Schwangeren mit Übelkeit betreuen und behandeln müssen. Deshalb ist es genau die Phase, für die wir besonders kritisch hinterfragt werden.“
Paulus betonte, dass die Leitlinie der US-amerikanische Fachgesellschaft ACOG (American College of Obstetricians and Gynecologists) die Kombination aus Doxylamin und Pyridoxin als Erstlinien-Präparat bei persistierender Übelkeit und Erbrechen in der Schwangerschaft empfehle, wenn nicht pharmakologische Methoden keinen ausreichenden Erfolg haben. Die Arzneimittelsicherheit von Doxylamin wird in zwölf Kohorten- und fünf Fall-Kontroll-Studien mit über 200 000 Patientinnen dokumentiert. Die Kombination aus Pyridoxin und Doxylamin steht betroffenen Frauen auch in Deutschland zur Verfügung. Die spezifische Zulassung in der Indikation gibt niedergelassenen Ärzten Verordnungssicherheit: Sie ist zugelassen zur symptomatischen Behandlung von Übelkeit und Erbrechen in der Schwangerschaft (nausea and vomiting during pregancy – NVP) bei Erwachsenen, die nicht auf konservatives Management reagieren. Weil Beschwerden rund um Übelkeit und Erbrechen sehr subjektiv wahrgenommen werden, kann es schwierig sein, den Schweregrad der Symptomatik zu erfassen. „Viele der betroffenen Frauen sind über den gesamten Tag damit belastet“, sagte Dr. med. Susanne Hampel (Berlin). Zur Diagnostik nutzt sie im Praxisalltag den von kanadischen Gynäkologen entwickelten PUQE-Score (Pregnancy Unique Quantification of Emesis and Nausea), den Schwangere schon im Wartebereich ausfüllen können: Mit drei Fragen werden die Symptome Übelkeit, Erbrechen und Würgereiz in drei Schweregraden abgefragt und ergeben einen Score von leicht über mittelschwer bis schwer. Die ICD-10-Codierung O21.- reicht bis hin zu „übermäßigem Erbrechen während der Schwangerschaft“.
Meet the Experts „Therapieoptionen bei Emesis gravidarum”
(Veranstalter: ITF Pharma GmbH), März 2021