Die Sonata®-Behandlung ist eine transzervikale sonografisch kontrollierte Radiofrequenzablation von Myomen, welche eine suffiziente Volumenreduktion der Myome mit sich bringt. Der folgende Fallbericht endet mit der Geburt des ersten Schweizer Sonata®-Babys.
Initial wurde die Sonata®-Behandlung für perimenopausale Patientinnen entwickelt, welche an symptomatischem Uterus myomatosus leiden. In Europa wurden schon über 1.000 solcher Patientinnen behandelt. Jedoch sind noch nicht so viele Fälle von Schwangerschaften nach Sonata®-Behandlung bekannt. An unserer Klinik haben wir die Sonata®-Behandlung bei einer jüngeren Patientin mit symptomatischem Uterus myomatosus durchgeführt. Die Patientin war nach der Behandlung praktisch beschwerdefrei; es trat eine spontane Schwangerschaft ein, mit Spontangeburt am Termin. In der Schwangerschaft sowie prä- und intrapartal zeigten sich keine Auffälligkeiten und kein erhöhtes Risiko nach der Behandlung.
Es stellte sich bei uns im Herbst 2018 eine 31-jährige Patientin, 0-Gravida, vor, mit massivster Dys- und Hypermenorrhoe bei Uterus myomatosus. Die bevorstehende Hochzeit macht der Patientin Sorge, da an den stärksten Menstruationstagen ein Tampon plus Binde nicht mal eine Stunde reicht. Ebenso beschreibt die Patientin eine massive Dysmenorrhoe, welche ihr an den schmerzhaftesten Tagen Kreislaufbeschwerden bis Synkope trotz massiver Analgetika-Einnahme verursachen. Natürlich besteht aufgrund der Hypermenorrhoe ein Eisenmangel; die Lebensqualität der Patientin ist eingeschränkt.
Wir finden in der Sonografie ein an der Hinterwand links gelegenes Myom Typ 2–5 nach FIGO 34 x 33 x 41 mm (Abb. 1). Im November 2018 wird dieses Myom mit dem Sonata®-System therapiert. Zur Behandlung wird ein einziges Ablationsareal gesetzt. In der Kontrolle drei Monate postoperativ hat das Myom noch eine Größe von 28 x 28 x 24 mm und ist somit auf 30,1 Volumenprozente geschrumpft (Abb. 2). Drei Monate postoperativ beschreibt die Patientin ihre Beschwerden mit Dys- und Hypermenorrhoe noch praktisch unverändert gegenüber vor der Sonata®-Behandlung. Dann im Verlauf monatliche Abnahme der Blutungsstärke und Schmerzen, bis kaum mehr eine Dysmenorrhoe auftrat.
Etwa sechs Monate nach der Behandlung wurde die Patientin schwanger, erlitt aber einen Abortus completus in der Frühschwangerschaft. Eintreten einer erneuten Schwangerschaft im Dezember 2019 mit unauffälligem Schwangerschaftsverlauf im ersten und zweiten Trimenon. Wir kontrollierten die Patientin in Woche 21+0 und messen das Myom mit 22 x 29 x 26 mm, was wenig kleiner war als die 3-Monats-postoperative Messung (Abb. 3).
Im fortgeschrittenen Schwangerschaftsverlauf war das Myom in den SSW 37 und 39 für uns nicht mehr darstellbar. Die Geburt wurde wegen eines Gestationsdiabetes mit fetaler Makrosomie in der Woche 38+6 eingeleitet. Nach insgesamt 75 mg Misoprostol vaginal (25 + 50) sehr rasche Eröffnungsphase mit unauffälliger Wehentätigkeit und einer normalen Austreibungsperiode. Wegen sekundärer Wehenschwäche, lediglich in den letzten Wehen, wurde eine Syntocinon®-Unterstützung appliziert (ca. fünf Wehen). Die Patientin brauchte keinerlei Analgesie, weder PDA, PCA noch per os oder i. v.-Analgetika. Sie erklärte, dass die Dysmenorrhoe viel stärker als dieser Geburtsschmerz war. Es wurde über Damm-Intakt ein Knabe mit 3.965 g entwickelt, Kopfumfang 37 cm, Länge 53 cm mit einem Apgar von 9/9/9 mit problemloser primärer Adaptation. Postpartal wurde zur Uterustonisierung 5 IE Syntocinon® als Kurzinfusion appliziert, die Uterustonisierung erfolgte unauffällig mit Blutverlust von 400 ml.
Wir messen das Myom ca. 36 Stunden nach Geburt auf 27 x 27 x 25 mm in der transvaginalen Sonografie (Abb. 4). Während regelrecht verlaufendem Wochenbett konnte die Patientin am vierten postpartalen Tag nach Hause entlassen werden. Die postpartale Hämoglobinkontrolle zeigte einen Hb von 11,9 g/dl (Wert vor der Geburt 12,8 g/dl).
Das mit Sonata® behandelte Myom zeigte in der Schwangerschaft bis Woche 21 keine Wachstumszunahme, im 3. Trimenon konnten wir die Patientin selbst nicht mehr kontrollieren. Jedoch zeigte die 36 Stunden-Postpartumkontrolle ein gleich großes Myom, woraus wir schließen, dass das Myom in der Schwangerschaft nicht gewachsen ist. Ebenso haben wir gezeigt, dass eine Spontangeburt nach Sonata® problemlos möglich ist. Wir denken, dass die Sonata®-Behandlung auch in Zukunft bei Patientinnen mit symptomatischem Uterus myomatosus und Kinderwunsch Therapie der ersten Wahl sein sollte. Zusätzlich zur FIGO-Klassifikation sind natürlich auch immer die Größe des Myoms, die Anzahl und die Lokalisation zu bedenken.
Impressum
Bericht: Dr. med. Ladina Christoffel, Frauenklinik, Spital Oberengadin (CH)
Redaktion I Konzept: Dr. Reinhard Merz I MiM Verlagsgesellschaft mbH (Neu-Isenburg)
Mit freundlicher Unterstützung der Gynesonics Inc., Redwood City, CA (USA)