Bislang standen bei der Eisentherapie vor allem schlecht verträgliche orale Präparate oder aufwendige und kostspielige Infusionen zur Verfügung. Doch mit Eisen(III)-Maltol gibt es eine orale Option, die sowohl wirksam als auch gut verträglich ist.[1,2]
Eine 23-jährige Patientin kommt in die Praxis und klagt über Erschöpfung und Kopfschmerzen – nicht zum ersten Mal. Eine Blutanalyse (Tab.) bestätigt schnell den Verdacht: zum wiederholten Male leidet sie unter Eisenmangel. Die Entscheidung für eine Therapie fällt schnell auf eine Eisensubstitution, doch die adäquate Applikationsform bereitet dem Arzt Kopfschmerzen. Bei der letzten oralen Eisentherapie war die junge Frau aufgrund von Nebenwirkungen nicht adhärent; das Resultat zeigt sich jetzt im erneuten Eisenmangel. In der Praxis scheut man sich jedoch, die Indikation für eine für alle Beteiligten aufwendige Infusion zu stellen. In diesem Fall stellt die Behandlung mit Eisen(III)-Maltol (FERACCRU®) eine gute Therapieoption dar. Es vereint die Vorteile der einfachen oralen Therapie mit guter Verträglichkeit und effektiver Wirksamkeit, ohne die Risiken, den Aufwand sowie die Kosten einer parenteralen Substitution.[1,2]
Die gute Verträglichkeit kann dadurch begründet werden, dass das dreiwertige Eisen FERACCRU® fest von drei Maltol-Molekülen umschlossen ist. Dieser Komplex bleibt bis zur Resorption stabil. Dadurch werden unerwünschte gastrointestinale Unverträglichkeiten stark minimiert,[2,3,4] und die Adhärenz der Patienten – und damit die Aussichten auf einen Therapieerfolg – können entscheidend verbessert werden.[5]
Die Behandlungsdauer hängt von der Schwere des Eisenmangels ab, in der Regel beträgt sie mindestens 12 Wochen. Über eine Mehrfachverordnung können drei Packungen verschrieben werden, um in der aktuellen Situation Praxisbesuche zu reduzieren und gleichzeitig die gewünschte Therapiedauer zu erreichen. Die Tagesdosis für Eisen(III)-Maltol beträgt 60 mg6 – morgens und abends wird je eine Tablette eingenommen – und liegt damit unter der Dosis von anderen, vergleichbaren Produkten. Da Protonenpumpeninhibitoren (PPI) sich nicht negativ auf die Resorption von Eisen-(III)-Maltol auswirken, müssen diese ggf. nicht abgesetzt werden. Eine zusätzliche Gabe von Ascorbinsäure (Vitamin C) ist aufgrund des besonderen Wirkprinzips nicht notwendig, ebenso wenig kommt es zu Teerstühlen.[5–7]
Das Dilemma der Eisentherapie intensiviert sich bei Patienten, die durch eine Grunderkrankung einen erhöhten Eisenbedarf haben und gleichzeitig sensibler auf eine Eisenzufuhr reagieren. Dazu gehören insbesondere Menschen mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED), da es aufgrund ihres empfindlichen Gastrointestinaltrakts sogar zu einer Verschlechterung der Grunderkrankung kommen kann.[1] Auch für diese besondere Gruppe liegen Daten vor: In eine prospektive, randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte Multicenter-Studie wurden 128 Erwachsene mit CED und Eisenmangelanämie eingeschlossen, die zuvor eine orale Behandlung mit Fe2+ aufgrund von Unverträglichkeit, Wirkungslosigkeit oder Verschlechterung der Grunderkrankung abgebrochen hatten. Innerhalb von 12 Wochen stieg die mittlere Hämoglobinkonzentration unter Eisen(III)-Maltol signifikant um 2,25 g/dl an, und 66 % der Patienten erreichten einen Hb-Wert im Normbereich. Auch das Verträglichkeitsprofil erwies sich als vorteilhaft, sodass 86 % der Patienten der Verumgruppe die Therapie erfolgreich abschlossen.[1] Die anschließende offene Verlängerungsstudie belegte zudem den langfristigen Nutzen und zeigte, dass Eisen(III)-Maltol über einen Zeitraum von 64 Wochen immer gut verträglich war.[2]
Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) stuft die Behandlung als hochwirksam ein und weist darauf hin, dass die Studienteilnehmer als „Worst-Case“-Population aufgefasst werden können, da durch Entzündungen im Gastrointestinaltrakt CED-Patienten Eisen nur vermindert aufnehmen können. Dementsprechend müsste, so der Report der Behörde, die Behandlung mit Eisen(III)-Maltol bei anderen, weniger kritischen Gruppen, z. B. Frauen mit starken Menstruationen oder Patienten mit chronischen Nierenerkrankungen, mindestens ebenso erfolgreich sein.[8]
FERACCRU ist eine eingetragene Marke der Shield Unternehmensgruppe, lizenziert für die Norgine Unternehmensgruppe.
FAZIT:
Die Therapie mit Eisen(III)-Maltol kann zu einer signifikanten und klinisch relevanten Verbesserung des Hb-Wertes führen.[1]
In der Langzeitanwendung sind die Tabletten, auch bei anspruchsvollen Patientengruppen, gut verträglich.[2]
PPI müssen nicht abgesetzt und Ascorbinsäure muss nicht zusätzlich gegeben werden.[5,7]
FERACCRU®, 30 mg Hartkapseln. Zusammensetzung: Wirkstoff: Jede Kapsel enthält 30 mg Eisen (als Eisen(III)-Maltol). Sonstige Bestandteile: Jede Kapsel enthält 91,5 mg Lactose, 0,5 mg Allurarot (E129) und 0,3 mg Gelborange S (E110). Anwendungsgebiete: Zur Behandlung des Eisenmangels bei erwachsenen Patienten. Gegenanzeigen: Überempfi ndlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile; Hämochromatose und sonstige Überladungssyndrome; Patienten, die wiederholt Bluttransfusionen erhalten. Nebenwirkungen: Erkrankungen des Nervensystems: Gelegentlich: Kopfschmerzen. Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts: Häufi g: Bauchschmerzen (einschließlich Oberbauchschmerzen), Flatulenz, Verstopfung, abdominale Beschwerden/aufgetriebener Bauch, Durchfall, Übelkeit. Gelegentlich: bakterielle Überwucherung des Dünndarms, Erbrechen. Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes: Gelegentlich: Akne, Erythem. Skelettmuskulatur-, Bindegewebs- und Knochenerkrankungen: Gelegentlich: Gelenksteifi gkeit, Schmerzen in den Gliedmaßen. Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort: Gelegentlich: Durst. Untersuchungen: Gelegentlich: Alkalische Phosphatase im Blut erhöht, Thyreotropin (TSH) im Blut erhöht, Gamma-Glutamyltransferase erhöht. Handelsformen: HDPE-Flaschen mit 56 Kapseln. Verschreibungspfl ichtig. Stand 06/2018
[1] Gasche C et al., Inflamm Bowel Dis 2015; 21: 579–588
[2] Schmidt C et al., Aliment Pharmacol Ther 2016; 44: 259–270
[3] Harvey RS et al., Aliment Pharmacol Ther 1998; 12: 845–848
[4] Bokemeyer B, Drug Discov Today 2015; 20: 1037–1039
[5] Stallmach A et al., Expert Opin Pharmacother 2015; 16(18): 2859–2867
[6] FERACCRU® Fachinformation, Aktueller Stand
[7] Farrag K et al., Arzneimitteltherapie 2019; 37: 104–111
[8] EMA Assessment Report EMA/172417/2018
[9] Onkopedia, Leitlinie Eisenmangel und Eisenmangelanämie, DGHO Berlin 2018
Impressum
Redaktion: Dr. phil. nat. Claudia Schierloh I Konzept: Elke Engels
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