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Allgemeinmedizin

Schluckbeschwerden

Eosinophile Ösophagitis - wenn Essen stecken bleibt

PD Dr. med. Christoph Schlag

16.11.2021

Bei Schluckbeschwerden oder Steckenbleiben von Nahrung in der Speiseröhre sollte insbesondere bei jungen Patienten auch an das Vorliegen einer eosinophilen Ösophagitis gedacht werden. Die Durchführung einer Endoskopie mit Biopsien ist dann ein unverzichtbarer Bestandteil bei der Diagnosestellung.

 Die eosinophile Ösophagitis (EoE) ist eine chronische, immunvermittelte Erkrankung der Speise­röhre, welche klinisch durch Symptome einer ösophagealen Dysfunktion und histologisch durch eine Infiltration der Ösophagusmukosa mit eosinophilen Granulozyten charakterisiert ist [1]. Für die EoE lässt sich in den vergangenen Jahren eine steigende Inzidenz verzeichnen. Aktuell wird in den westlichen Ländern von einer Prävalenz von 44 bis 56/100 000 Einwohnern ausgegangen [2]. Die EoE betrifft am häufigsten Kinder und junge erwachsene Männer mit atopischer Diathese. Typische Begleiterkrankungen von EoE-Patienten sind somit ein allergisches Asthma, eine Rhinokonjunktivitis, eine Neurodermitis oder auch Immunglobulin E(IgE)-vermittelte Nahrungsmittelallergien [3].

Diagnostik und Therapieoptionen

Die Diagnosestellung einer EoE setzt neben den typischen Symptomen (Schluckbeschwerden, Bolusimpaktationen, retrosternale Schmerzen) den Nachweis von ≥ 15 Eosinophilen pro hochauflösendem Gesichtsfeld in mindestens einer Biopsie aus dem Ösophagus (Abb. 1) sowie den Ausschluss anderer möglicher Ursachen einer ösophagealen Eosinophilie voraus. Bei der EoE zeigen die Eosinophilen in der Speiseröhre oftmals ein ungleiches Verteilungsmuster (patchy disease), sodass für die Diagnosestellung die Entnahme von mindestens sechs Biopsien aus unterschiedlicher Lokalisation empfohlen wird [1].

Die EoE geht meist mit endoskopisch sichtbaren strukturellen Veränderungen der Speiseröhre einher (Abb. 2). Typisch sind weißliche Exsudate, welche leicht mit einer Candidiasis (Soorösophagitis) verwechselt werden können, jedoch Mikroabszedierungen eosinophiler Zellansammlungen repräsentieren. Zudem zeigen sich häufig Ausbildung von Längsfurchen, Ringbildungen, eine ödematös bedingte reduzierte Gefäßzeichnung und blass wirkende Schleimhaut, eine Verengung des ösophagealen Lumens und Ausbildung von Strikturen sowie eine starke Vulnerabilität der Ösophagusmukosa, welche dann bei der Endoskoppassage wie Crêpes-Papier abgeschilfert wird [4].

Die Behandlungsoptionen der EoE umfassen medikamentöse Therapien, diätetische Eliminationen von potenziellen Nahrungsmittelallergenen sowie die endoskopische Dilatationsbehandlung möglicher ösophagealer Strikturen. Eine topische Steroid­therapie – am besten mittels speziell für den Ösophagus entwickelter Formulierungen – stellt eine äußerst effektive und sichere Behandlungsoption dar. Sie gilt heute als medikamentöse Therapie der ersten Wahl und besitzt mittlerweile eine offizielle Zulassung [5]. Als weitere medikamentöse Therapieoptionen kommen bei manchen Patienten Protonenpumpeninhibitoren (off-label) sowie neuerdings in Studien auch zielgerichtete Therapien mittels spezifischer Antikörper (Anti-IL-4, Anti-IL-5, Anti-IL-13) in Betracht. Aufgrund des chronischen Charakters der Erkrankung mit der Ausbildung von Ösophagusfibrosierung und Strikturen, welche letztendlich eine deutliche Einschränkung der Lebensqualität bedingen, wird nach erfolgreicher Remissionsinduktion heutzutage ein dauerhafte Remissionserhaltungstherapie empfohlen [6]. Das Therapieansprechen wird neben der angestrebten Symptomverbesserung, welche allerdings oftmals eine schlechte Korrelation zur Krankheitsaktivität aufweist, vor allem durch das histologische Ansprechen kontrolliert. Weil verlässliche nicht invasive Biomarker noch nicht existieren, sind jedoch wiederholte endoskopische Untersuchungen mit Biopsieentnahmen notwendig [7].

Abbildung Histologische Befunde einer Hämatoxylin-Eosin-Farbungen

Der Autor

PD Dr. med. Christoph Schlag
Leitender Arzt Endoskopie
Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie
Universitätsspital Zürich

christoph.schlag@usz.ch

1 Lucendo AJ et al., United European Gastroenterol J 2017; 5: 335–358
2 Navarro P et al., Pharmacol Ther 2019; 49: 1116–1125
3 Dellon ES et al., Gastroenterology 2018; 154: 319–332
4 Hirano et al., Gut 2013; 62: 489–495
5 Nennstiel S et al., World J Gastroenterol 2020; 26: 5395–5407
6 Miehlke S et al., Z Gastroenterol 2021; 59: 869–878
7 Schlag C et al., Aliment Pharmacol Ther 2015; 42: 1122–1130

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Bildnachweis: Dr. med. Christoph Schlag (Zürich); privat

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