Rosazea, eine der häufigsten chronisch-entzündlichen Hauterkrankungen, steht Betroffenen buchstäblich „ins Gesicht geschrieben“. Das kann zu erheblichen Einbußen der Lebensqualität führen, ebenso wie beim systemischen Lupus erythematodes und Akne. Eine adäquate, symptomorientierte Behandlung ist essenziell.
In Deutschland leiden schätzungsweise 12 % der Erwachsenen an Rosazea. Bei Frauen tritt die Gesichtsdermatose typischerweise ab dem 35. Lebensjahr auf, während Männer ab dem 50. Lebensjahr erkranken. Charakteristischerweise verläuft die Erkrankung chronisch-schubhaft mit unterschiedlicher Krankheitsausprägung und manifestiert sich mit einem klinisch heterogenen Erscheinungsbild. Sie tritt vorrangig im Gesicht auf, wobei Stirn, Nase, Kinn und Wangen am häufigsten betroffen sind (Abb.). Bei rund 20 % der Rosazea-Patienten mit kutanen Symptomen findet sich zudem eine Augenbeteiligung (Rosacea ophthalmica).
Rosazea kann mit einer starken psychischen Belastung verbunden sein. So berichtete etwa ein Drittel der Betroffenen im Zuge der globalen Befragung „Rosacea: Beyond the visible (BURDEN)“ von einem sehr großen Einfluss der Symptome auf die Lebensqualität, evaluiert mittels des Dermatologischen Lebensqualitäts-Index (DLQI). Ein DLQI ab 6 gilt bereits als moderater Einfluss auf die Lebensqualität.
Differenzialdiagnosen
Zu einer der wichtigen Differenzialdiagnosen eines anhaltenden Rosazea-bedingten Erythems gehört der systemische Lupus erythematodes (SLE). Hilfreich sind hier Teleangiektasien, die beim SLE charakteristischerweise ebenso fehlen wie Papeln und Pusteln. Wenn diese Effloreszenzen vorhanden sind, ähnelt die Rosazea auf den ersten Blick einer Akne. Bei Akne imponieren jedoch offene und geschlossene Komedonen, die nicht zum Bild der Rosazea gehören. Auch in diesem Fall dienen Teleangiektasien als wichtiges Identifizierungsmerkmal der Rosazea.
Ätiologie und Pathogenese
Die Ursachen der Rosazea sind nicht vollständig geklärt. Aufgrund des heterogenen Erscheinungsbilds wird ein multifaktorielles Geschehen postuliert, das bei genetischer Prädisposition zu einer chronischen Entzündung sowie zu vaskulären Reaktionen führt. Dabei spielen Störungen im angeborenen und erworbenen Immunsystem eine Rolle sowie eine neurovaskuläre Dysregulation und lokale Entzündungsreaktionen auf kutane Mikroorganismen.
Zunehmend rückte auch die Haarbalgmilbe, Demodex, als möglicher Ko- und Triggerfaktor für die Entzündungsreaktionen bei Rosazea in den Fokus. Demodex-Milben gehören zwar zu den natürlich vorkommenden Hautkommensalen, aber bei Rosazea-Patienten ließ sich eine signifikant höhere Dichte der Hautbesiedelung als bei einer gesunden Vergleichspopulation nachweisen.
Therapieansätze – topisch, systemisch oder in Kombination?
Da sich die verschiedenen Rosazea-Manifestationen oftmals überlappen, wird heute ein symptomorientierter Behandlungsansatz favorisiert, der sich am individuellen Erscheinungsbild orientiert. Generell sollten Rosazea-Patienten spezifische Provokationsfaktoren wie scharfe Speisen, Alkohol etc. so weit wie möglich meiden. Ein zentraler Pfeiler des Rosazea-Managements ist zudem eine Hautpflege mit nicht irritierenden sowie fett- und seifenfreien Reinigungsprodukten und Feuchtigkeitscremes. Dazu gehört auch ein konsequenter UV-Schutz mit Lichtschutzfaktor (LSF) 50+.
Topika sind bei weniger schwerer erythematöser oder papulopustulöser Rosazea erste Wahl und reichen oft aus. Brimonidin, ein hochselektiver Alpha-2-Adrenozeptor-Agonist mit starker vasokonstriktorischer Wirkung an den peripheren Kapillaren, bewirkt ein Abblassen des Erythems. Brimonidin-Gel 3 mg/g ist in Deutschland das einzige zugelassene Topikum für die symptomatische Behandlung des Rosazea-bedingten Gesichtserythems bei Erwachsenen.
Angesichts der starken Besiedelung der Haut mit der Demodex-Milbe wurde Ivermectin-Creme 10 mg/g (IVM) entwickelt, die zur topischen Therapie Erwachsener mit papulopustulöser Rosazea zugelassen ist.
Topika mit Metronidazol sind in Deutschland als 0,75%ige Formulierungen in Form von Cremes, Gels und Lotionen zur zweimal täglichen Anwendung erhältlich. Gegenüber topischem Ivermectin sind sie weniger effektiv, aber im Vergleich zu topischer Azelainsäure ebenbürtig.
Azelainsäure steht als 15%iges Gel zur Verfügung. Der Wirkstoff moduliert die Entzündungsreaktion in Keratinozyten und hemmt die Ausprägung des proteolytischen Enzyms Kallikrein-5 und des antimikrobiellen Peptids Cathelicidin.
Bei schwerer papulopustulöser Rosazea oder ungenügendem Ansprechen auf eine topische Monotherapie sollte eskalierend eine systemische Behandlung eingeleitet werden. Basierend auf zahlreichen Studiendaten ist Doxycyclin Grundpfeiler der systemischen Rosazea-Therapie. Doxycyclin 40 mg in antientzündlicher Dosierung mit modifizierter Wirkstofffreisetzung (DMR) ist bisher das einzige systemisch zu verabreichende Präparat, das in Deutschland bei dieser Indikation zugelassen ist. Aufgrund der besonderen Galenik des DMR, der teilretardierten Formulierung, werden 30 mg Doxycyclin sofort und 10 mg retardiert freigesetzt. Dadurch entfaltet das Präparat eine antientzündliche, jedoch keine antimikrobielle Wirkung. So kann DMR bei guter Effektivität und Verträglichkeit langfristig über mehrere Monate angewendet werden, ohne dass mit den üblichen Nebenwirkungen einer Antibiose, insbesondere der Resistenzentwicklung, gerechnet werden muss.
Bei mittelschwerer bis schwerer Rosazea wird eine kombinierte Behandlungsstrategie mit topischen Erstlinienpräparaten und systemischen oralen Wirkstoffen empfohlen. Grundlage dafür liefern die Daten verschiedener Studien zu DMR in Kombination mit Metronidazol-1 %-Gel und Azelainsäure-15 %-Gel. Daneben zeigt die ANSWER-Studie positive Daten zur Kombination von IVM und DMR.
Der Autor
Prof. Dr. med. Arne Gerber
Facharzt für Dermatologie und Venerologie, Düsseldorf
prof.gerber@dermatologie-am-luegplatz.de
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