Schwangere sitzen zu viel und nur etwa die Hälfte der Frauen bewegen sich ausreichen. Das ist das Ergebnis einer Pilotstudie der Universitäten Greifswald und Kiel. Dabei wurde die körperliche Aktivität bei Schwangeren mit Hilfe eines Akzelerometers erfasst und ausgewertet.
Für die Studie wurden 32 Schwangere rekrutiert, davon elf im ersten Trimester. Definierte Tragezeiträume für das Akzelerometer waren in den Trimestern die Wochen 9-12, 23-26 bzw. 36-39. Im Anschluss an die jeweils 7-tägige Messung erfolgte eine selbstadministrierte Befragung. Die in die Studie eingeschlossenen Schwangeren waren im Mittel 30 Jahre alt, 50% unter ihnen erstgebärend, 68,8% hatten Hochschulreife. Das Akzelerometer wurde im Mittel 13 Stunden pro Tag getragen. In allen Trimestern wurde mehr als die Hälfte der Zeit sitzendes Verhalten aufgezeichnet. Moderat-anstrengende Aktivität war mit einem Anteil von 4,7% im zweiten Trimester höher, verglichen mit 2,5% im ersten und 3,8% im dritten Trimester. Die Empfehlungen von Fachgesellschaften, pro Woche 150 Minuten moderat-anstrengend aktiv zu sein, erfüllten 36% im ersten, 54% im zweiten und 58% im dritten Trimester. Verglichen mit Mehrgebärenden zeigten Erstgebärende im zweiten und dritten Trimester doppelt so hohe Zeitanteile in moderat-anstrengender Aktivität.
Sitzendes Verhalten dominiert mehr als die Hälfte der tagsüber erfassten Zeit bei Schwangeren, resümieren die Autoren. Nur etwa die Hälfte erfüllt die Empfehlungen internationaler Leitlinien im zweiten und dritten Trimester. Diese Ergebnisse machen deutlich, so schreiben sie, dass sitzendes Verhalten und körperliche Aktivität stärker in den Fokus von Praxis und Forschung rücken sollten, um Schwangere zu einem aktiveren Lebensstil zu motivieren.
Bauer J et al.; Z Geburtshilfe Neonatol. 2022 Aug 22 (DOI 10.1055/a-1850-2329)
Schmidt T; gynäkologie + geburtshilfe. 2022 May 25; 27:22-26 (DOI 10.1007/s15013-022-4363-7)