Ein Dinglichkeitsbericht des WHO-Regionalbüros für Europa zeigt jetzt, dass die Verwendung von Kondomen unter sexuell aktiven Jugendlichen in Europa seit 2014 deutlich zurückgegangen ist, während die Raten bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr besorgniserregend hoch sind – auch in Deutschland. Die neuen Daten wurden im Rahmen der mehrteiligen Studie „Health Behaviour in School-aged Children“ (HBSC) veröffentlicht, bei der in den Jahren 2014–2022 über 242 000 15-Jährige in 42 Ländern und Regionen befragt wurden.
Insgesamt hebt der Bericht hervor, dass ein erheblicher Anteil der sexuell aktiven 15-Jährigen ungeschützten Geschlechtsverkehr hat, was laut WHO weitreichende Folgen für junge Menschen haben kann, darunter ungewollte Schwangerschaften, unsichere Abtreibungen und ein erhöhtes Risiko, sich mit sexuell übertragbaren Krankheiten (STI) anzustecken. Die hohe Prävalenz von ungeschütztem Sex weist auf erhebliche Lücken in der altersgerechten umfassenden Sexualerziehung, einschließlich Aufklärung über sexuelle Gesundheit, und dem Zugang zu Verhütungsmitteln hin.
Besorgniserregender Rückgang der Kondomnutzung
Verglichen mit den Werten von 2014 zeigen die Daten einen deutlichen Rückgang der Zahl der Jugendlichen, die angeben, beim letzten Geschlechtsverkehr Kondome verwendet zu haben. Aus den Daten geht klar hervor, dass der Rückgang der Kondomnutzung weit verbreitet ist und sich über mehrere Länder und Regionen erstreckt.
Der Bericht unterstreicht die dringende Notwendigkeit gezielter Interventionen, um diese besorgniserregenden Trends anzugehen und sichere Sexualpraktiken bei jungen Menschen im weiteren Kontext zu fördern. Zum Beispiel, indem man den Adoleszenten die Grundlagen vermittelt, die sie für optimale Gesundheit und Wohlbefinden benötigen („Gesundheitskompetenz“).
Wichtige Ergebnisse des Berichts
Notwendigkeit umfassender Sexualerziehung
„Umfassende Sexualerziehung ist der Schlüssel, um diese Lücken zu schließen und alle jungen Menschen zu befähigen, in einem besonders vulnerablen Moment ihres Lebens, dem Übergang von der Jugend zum Erwachsenenalter, fundierte Entscheidungen über Sex zu treffen“, sagte Dr. András Költő von der Universität Galway (Irland), Hauptautor des WHO-Berichtes. „Aber Aufklärung muss über die bloße Bereitstellung von Informationen hinausgehen. Junge Menschen brauchen sichere Räume, um Themen wie Einwilligung, intime Beziehungen, Geschlechtsidentität und sexuelle Orientierung zu diskutieren, und wir – Regierungen, Gesundheits- und Bildungsbehörden sowie zivilgesellschaftliche Organisationen – sollten ihnen dabei helfen, wichtige Lebenskompetenzen zu entwickeln, darunter transparente, vorurteilsfreie Kommunikation und Entscheidungsfindung“.
Pressemitteilung „Alarming decline in adolescent condom use, increased risk of sexually transmitted infections and unintended pregnancies, reveals new WHO report“. WHO, Kopenhagen, 29.8.2024 (https://www.who.int/europe/news/item/29-08-2024-alarming-decline-in-adolescent-condom-use--increased-risk-of-sexually-transmitted-infections-and-unintended-pregnancies--reveals-new-who-report).
Költő A et al.: A focus on adolescent sexual health in Europe, central Asia and Canada: Health Behaviour in School-aged Children international report from the 2021/2022 survey. World Health Organization. Regional Office for Europe, 2024 (iris.who.int/handle/10665/378547).