Die Krankmeldungen von Berufstätigen in Deutschland haben einen neuen Höchstwert erreicht. Laut Daten der KKH Kaufmännische Krankenkasse in Hannover lag der Krankenstand im vierten Quartal bei 7,3 Prozent und somit noch einmal 1,2 Prozentpunkte über dem bereits hohen Niveau im dritten Quartal 2022.
Auch mit Blick auf die Gesamtjahresanalyse erweist sich das dritte COVID-19-Jahr als Ausnahmejahr in Sachen Krankmeldungen: Bundesweit fehlten Arbeitnehmer von Januar bis Dezember 2022 krankheitsbedingt durchschnittlich 6,4 Prozent ihrer Arbeitszeit. 2021 und die Jahre zuvor lagen die Quoten jeweils noch bei um die fünf Prozent. Den im Bundesländervergleich höchsten Krankenstand für 2022 registriert die KKH mit 8,3 Prozent in Sachsen-Anhalt, den niedrigsten mit 5,3 Prozent in Hamburg.
Eine der Ursachen für die Rekordzahl an Krankschreibungen sind die stark ausgeprägten Erkältungs- und Grippewellen im vergangenen Jahr: Aufgrund von Atemwegserkrankungen haben sich die bundesweiten Fehlzeiten 2022 im Vergleich zu 2021 nahezu verdreifacht (rund 1,2 Millionen zu 3,3 Millionen Krankheitstagen). Die größtenteils aufgehobene Maskenpflicht, wieder mehr Begegnungen auf engerem Raum bei der Arbeit und bei Veranstaltungen haben das Infektionsgeschehen forciert.
Sonderfaktor eAU
Allerdings spielt auch die elektronische Krankschreibung (eAU) eine besondere Rolle bei diesen Höchstwerten: Seit Oktober 2021 können Arztpraxen AU-Meldungen digital an die Krankenkassen übermitteln, seit Juli 2022 sind sie sogar dazu verpflichtet. Dies hat dazu geführt, dass mittlerweile nahezu alle Krankschreibungen bei den Krankenkassen eingehen – auch die kurzzeitigen, die nicht in einen Krankgeldfall münden. Als Patienten die gelben Scheine noch selbst an ihre Krankenkasse senden mussten, taten sie dies häufig nur bei längerer Krankheit, nicht wenn sie nur wenige Tage beispielsweise wegen einer Erkältung arbeitsunfähig waren. Die Dunkelziffer war entsprechend höher.
Die Daten der Ersatzkasse stützen diese These: Im vergangenen Jahr ist die Zahl der eingereichten Kurzzeit-Krankschreibungen enorm gestiegen. Während für das Jahr 2021 noch rund 442.000 Atteste von einer Dauer bis zu sieben Tagen registriert wurden, waren es im Jahr 2022 bereits rund 746.000. Ab einer Krankheitsdauer von 15 Tagen nimmt dieser Effekt spürbar ab. Ausgewertet wurde die Zahl der Kalendertage mit ärztlichem Attest von pflichtversicherten und freiwillig versicherten Mitgliedern der KKH Kaufmännische Krankenkasse, neu für das vierte Quartal 2022 und das gesamte Jahr 2022 – ohne Arbeitslose und Rentner.
Pressemitteilung KKH Kaufmännische Krankenkasse, Hannover, Januar 2023