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Immunologie

Zytotoxische CD8+ T-Zellen sind besonders im Alter hochleistungsfähig

22.9.2022

Die Killerzellen des Immunsystems sind im Alter besser als ihr Ruf: Bislang galt die Annahme, dass die Fähigkeit der sogenannten T-Zellen, Tumorzellen oder Krankheitserreger zu töten, mit der Zeit schwächer wird. Das Gegenteil ist der Fall: T-Zellen werden im Alter zu stärkeren und effektiveren Killern.

Zu diesem überraschenden Ergebnis kommen die Forscherinnen Dr. Annette Lis und Dorina Zöphel von der Universität des Saarlandes. Gerade T-Zellen älterer Menschen könnten damit vielversprechend für die Krebsimmuntherapie sein. Nicht zuletzt die vielen schweren COVID-19-Verläufe bei alten Menschen haben die weit verbreitete Vorstellung einer ausgeprägten Immunseneszenz im Alter gestärkt, also auch eines altersassoziierten Funktionsverlustes von T-Zellen. Die Forscherinnen der Universität des Saarlandes haben nun gezeigt, dass offenbar das Gegenteil richtig ist: T-Zellen werden im Alter zu ultimativen Killern (im Mausmodell). „Wir kamen zu dem überraschenden Ergebnis, dass die zelleigene Fähigkeit, Tumorzellen zu töten, bei zytotoxischen CD8+ T-Zellen im Alter nicht schlechter, sondern im Gegenteil besser wird. Vergleicht man die gleiche Anzahl junger und alter T-Zellen, sind die alten die besseren, effektiveren Killer“, sagt Lis, die seit Jahren darüber forscht, wie sich die Aktivität der Killerzellen während des Alterungsprozesses verändert.

Ursache dieser unerwarteten Stärke sind hochwirksame Waffen, die alte T-Zellen zur Verfügung haben: „Die Produktion der Moleküle Perforin und Granzym ist bei ihnen erhöht: Das Molekül Perforin verursacht kleine Löcher in der Zellmembran der Zielzellen. Das Granzym wiederum kann hierdurch in die Zelle eindringen und einen programmierten Zelltod einleiten“, erklärt Zöphel, die als Doktorandin an der T-Zell-Alterung forscht.

Therapeutischer Einsatz?

Außerdem kennen alte, erfahrene T-Zellen ihre „Verdächtigen“ genau: Zytotoxische CD8+ T-Zellen erinnern sich gut an die Zellen, die sie schon mal angegriffen und zerstört haben. Als Teil des im Laufe des Lebens erworbenen Immunsystems lernen sie dazu. „Die T-Zellen sind in der Lage, Gedächtniszellen zu bilden. Bei erneutem Kontakt mit einem für sie bereits bekannten Erreger reagieren sie sehr schnell und effektiv“, sagt Zöphel.

Da man die alten CD8+ Gedächtnis-T-Zellen bislang für wenig geeignet hielt, verwendete man diese nur eingeschränkt für Immuntherapien. Bei jungen Krebspatienten entnimmt man solche T-Zellen aus dem Blut, trainiert sie in der Petrischale gegen die Tumorzellen, um sie dann wieder in den Körper einzuschleusen, wo sie die Tumorzellen gezielt angreifen. Die Ergebnisse der Homburger Arbeitsgruppe legen nahe, dass sich diese Krebsimmuntherapie gerade auch für ältere Menschen besonders gut eignen könnte. „Entgegen der Erwartungen könnte der Einsatz dieser älteren T-Zellen bei der adaptiven Immuntherapie im Alter besonders vielversprechend sein und zu erhöhter Wirksamkeit und verlängerter Lebensspanne beitragen“, sagt Lis.

„Unsere Ergebnisse lassen vermuten, dass die starken alten T-Zellen, die Krankheitserreger oder Krebszellen schneller eliminieren, die anderen altersbedingten Defizite der Immunantwort ausgleichen könnten. Obwohl die Immunität im höheren Alter insgesamt reduziert ist, könnte die verringerte Anzahl T-Zellen trotzdem Krebs oder Infektionen bekämpfen. Um dies zu bestätigen, sind jedoch weitere Studien notwendig, die Gegenstand unserer zukünftigen Forschung sind“, stellt Zöphel fest. Die Erkenntnisse der Homburger Forscherinnen könnten künftig Grundlage für neue Therapieverfahren sein.

Pressemitteilung Universität des Saarlandes, September 2022
Zöphel D et al.; Aging Cell. 2022 Aug;21(8):e13668 (DOI 10.1111/acel.13668).

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