Mangelernährung ist in deutschen Kliniken ein unterschätztes Problem, warnt die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS). Sie fordert die Anerkennung des Problems und wirksame Maßnahmen.
Mangelernährung betrifft meist alte Menschen und onkologisch Erkranke und wirkt sich negativ auf die Prognose der jeweiligen Erkrankung aus. Gründe dafür gibt es von der Grunderkrankung bis hin zur Qualität des Krankenhausessens viele. Es fehlt allerdings nach wie vor an einem systematischen Screening. Dabei hat die Mangelernährung leidvolle und teure Folgen: Betroffene haben ein höheres Risiko für Komplikationen wie Infektionen oder Druckgeschwüre. Dadurch verlängert sich die Klinik-Verweildauer bei mangelernährten Patienten Studien zufolge um 2,4 bis hin zu 7,2 Tagen. Auch die Wiedereinweisungsrate liegt höher. Die Folge: höhere Kosten pro Patienten.
„Maßnahmen, um Mangelernährung zu vermeiden und zu behandeln – etwa durch hochwertigeres und auf die Bedürfnisse der Patienten angepasstes Klinikessen sowie geschultes Personal werden im DRG-System nicht angemessen vergütet und daher in Kliniken meist eingespart“, sagt Prof. Dr. Thomas Frieling, DGVS-Vorstand und Chefarzt der Medizinischen Klinik II am Helios Klinikum Krefeld. „Aber: Das Personal und die Kosten, die man an dieser Stelle spart, ziehen letztlich höhere Kosten durch Komplikationen und längere Behandlung nach sich – eine absurde und untragbare Situation“.
Experten, die die Folgen der Mangelernährung täglich im Klinikalltag erleben, fordern deshalb konkrete Maßnahmen:
„Es ist aktuell vielen Experten in der Gesundheitspolitik noch nicht klar, dass Ernährungstherapie auf einfache und kostengünstige Weise Leben retten, Leid reduzieren und immense Kosten im Gesundheitswesen einsparen könnte“, so Frieling. Terjung ergänzt: „Fachgesellschaften weisen seit Jahren auf die Problematik hin, die sich durch das unbeachtete und unbehandelte Problem der Mangelernährung ergibt – hier braucht es jetzt endlich Maßnahmen. Andere europäische Länder sind uns weit voraus“.
Pressemitteilung Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS), August 2022.
Deutsche Gesellschaft für Ernährung (Hrsg.). 14. DGE-Ernährungsbericht – Kapitel 2. Bonn, 2019