Die fäkale Mikrobiota-Transplantation (FMT) ist erfolgreicher, wenn vorher eine antibiotische Behandlung und eine Darmspülung erfolgt. Das zeigen die Ergebnisse einer Untersuchung der Uni Hohenheim. Die FMT wird zunehmend bei vielen anderen Indikationen als bei der C. difficile-Infektion geprüft.
Die Stuttgarter Gruppe führte eine umfassende fäkale Metagenomanalyse von 14 FMT-Studien durch, an denen fünf Pathologien und > 250 Personen beteiligt waren, und bestimmte die Herkunft von Stämmen bei Patienten nach der FMT. Es zeigte sich, dass - unabhängig vom zugrunde liegenden klinischen Zustand - eine konspezifische Koexistenz von Spender- und Empfängerstämmen nach FMT ungewöhnlich ist, und die Transplantation des Spenderstamms stark positiv mit der Mikrobiota-Dysbiose des Empfängers vor der FMT korreliert. Die Transplantation von Spenderstämmen wurde durch antibiotische Vorbehandlung und Darmspülung verbessert und war abhängig von der Alpha-Diversität von Spender und Empfänger, wobei Stämme von relativ häufig vorkommenden Arten besser übertragbar wurden. Und: Je stärker das vorhandene Darmmikrobiom bereits vor der Transplantation geschädigt war oder durch eine Vorbehandlung mit Antibiotika beeinträchtigt wurde, desto erfolgreicher konnten sich die übertragenen Darmbakterien ansiedeln.
„Im Grunde genommen hat die Transplantation das Ziel ein neues oder modifiziertes mikrobielles Ökosystem im Darm zu etablieren“, so Studienleiter Prof. Dr. Florian Fricke (Stuttgart). „Normalerweise verhindert das Darmmikrobiom von gesunden Erwachsenen die Ansiedelung von eindringenden Mikroorganismen, die um dieselben ökologischen Nischen konkurrieren. Ist hingegen das natürliche Zusammenspiel gestört, können sich neue Mikroben besser ansiedeln oder vorhandene Stämme ersetzen“. Dies ist nach seiner Meinung auch der Grund, warum eine Stuhltransplantation vor allem bei wiederkehrenden Infektionen mit dem Bakterium Clostridioides difficile eine Erfolgsrate von rund 90 Prozent hat. Durch die wiederholte Vorbehandlung mit Antibiotika bei diesen Patienten ist deren Darmmikrobiom bereits massiv vorgeschädigt - eine ideale Voraussetzung für die Kolonisierung mit neuen Bakterien nach der therapeutischen Stuhltransplantation. Die Stuttgarter Analysen erklären auch, warum die von anderen Studiengruppen untersuchte Ansiedelung von neuen Mikroorganismen bei Patienten mit Colitis ulcerosa, schwerem Übergewicht oder Diabetes deutlich bescheidener ausfällt. Bei diesen Erkrankten lag vor Therapiebeginn ein weitgehend intaktes Darmmikrobiom vor.
Aus den Erkenntnissen folgt, dass die Effizienz von Stuhltransplantationen unabhängig von der zu behandelnden Grunderkrankung mit einer antibiotischen Vorbehandlung als auch mit einer Darmspülung vor der Transplantation verbessert werden kann, da beides bei Patienten zu einer verstärkten Ansiedelung übertragener Mikroorganismen führt. Aus Sicht von Fricke liefert das neue Modell „einen Werkzeugkasten, mit dessen Hilfe man die Auswirkungen der Stuhltransplantation präzise vorhersagen und für Patienten individuell anpassen kann. Das ist ein Grundstein für zukünftige Entwicklungen von zielgerichteten, personalisierten Therapien zur Veränderung des Mikrobioms im Darm“.
Pressemitteilung Universität Hohenheim August 2022
Podlesny D et al.; Cell Rep Med. 2022 Aug 3:100711 (DOI 10.1016/j.xcrm.2022.100711).