Nun beteiligen sich auch die Hausärzte an den COVID-19-Schutzimpfungen. Das geschieht entsprechend der geltenden Priorisierung und im Rahmen limitierter Impfstoffmengen. Die Landesärztekammer Baden-Württemberg begrüßt den hausärztlichen Impfstart. Die Praxen sind gut vorbereitet und motiviert.
Ein wichtiger Faktor im Zusammenhang mit dem Impfstart ist das beidseitige Vertrauen. Die Hausärzte kennen ihre Patienten oft seit langer Zeit, können sich gut auf sie einstellen und kennen deren Krankengeschichte. Die Patienten fühlen sich gut aufgehoben bei ihrem Hausarzt. „Dies ist ein sehr starkes und positives Setting. Damit haben wir jetzt die große Chance, dass durch den Einstieg der Hausärztinnen und Hausärzte Schritt für Schritt das Vertrauen in die Impfkampagne insgesamt gestärkt werden kann“, sagt Kammerpräsident Dr. Miller.
Jedoch muss dieser Schritt weiter gestärkt werden. Es wird mehr Impfstoff für die Praxen benötigt, und es müssen weitere Ärzte mit einbezogen werden. Die Landesärztekammer bedauert, dass zum Praxis-Impfstart die Privatärzte sowie die niedergelassenen Fachärzte noch nicht eingebunden sind.
Privatärzte von COVID-Impfungen ausgeschlossen
"Am 1. April gingen wir (der Privatärztliche Bundesverband, PBV) von einem Aprilscherz aus: nicht einmal privatärztliche Hausärzte durften Impfstoffe beziehen, diese seien Kassenärzten vorbehalten. Noch eine Woche zuvor wurden in einem Papier des BGM ausdrücklich Betriebsärzte und Privatärzte mit einbezogen in die neue Impfkampagne. Doch dann wurden die Impfstoffe knapp, und Herr Spahn musste reagieren. Und dadurch, dass der gesamte Impfmodus an bestimmte technische Voraussetzungen gebunden sein sollte ‒ über die Privatärzte derzeit noch weniger verfügen als Vertragsärzte ‒, hatte man einen Grund für diese Art der „Priorisierung“.
Diese kurzerhand beschlossene „Zweiklassenmedizin“ (Privatpatienten in hausärztlicher Versorgung beim Privatarzt sollen zunächst nicht geimpft werden, es sein denn, beim fremden Kassenarzt oder im Impfzentrum) sorgte für viel Aufsehen in den Medien, führte jedoch auch zu einer neuen Klagewelle derjenigen Privatärzte, die sich diese Zurücksetzung nicht gefallen lassen wollen.
Mittlerweile kam es zur Aussprache unter Jens Spahn, dem KV-Chef Gassen und dem PBV, man gibt den Privatärzten „eine Chance“, wenn sie sich bemühen, die technischen Voraussetzungen zu schaffen, u. a. die Impfdaten dem RKI zur Verfügung stellen zu können. Dieser bürokratische Weg wird für unabdingbar gehalten, anders als bei anderen Impfungen, bei denen die Hausärzte natürlich die besten Profis sind!
Der Privatärztliche Bundesverband hat auch den zahlreichen Mitgliedern in der vergangenen Woche zugesichert, diese möglichst schnell versorgen zu können, mit einer App oder einer ähnlichen Übertragungsmöglichkeit von Daten. Hierzu sind wir sowohl mit der PVS als auch mit Firmen in Verbindung, die darauf spezialisiert sind, wenngleich das all denjenigen ärgerlicherweise nichts mehr nutzen wird, die ihre Patienten auf der Impf-Warteliste genauso schnell versorgt wissen wollen wie diejenigen der Vertragsärzte. Es bleibt vorerst schwer zu sagen, wie lange diese Verzögerung dauern wird. Anfang Mai wird nicht mehr der Impfstoffmangel zur Begründung eines Ausschlusses von Fachärzten, Betriebsärzten und Privatärzten herhalten können, denn bis Ende Juni sollen sogar 8,5 Mio. Impfstoffe pro Woche zur Verfügung stehen. Das übersteigt die Kapazitäten der Impfzentren völlig; es entsteht eine dringende Notwendigkeit, möglichst viel in die Praxen zu verlegen, damit absurderweise kein Impfstoff verfallen muss."
Pressemitteilung Landesärztekammer Baden-Württemberg, April 2021