Der erste Interleukin(IL)-23p19-Inhibitor Mirikizumab kann bei Patienten mit Colitis ulcerosa (CU) den Teufelskreis der Inflammation durchbrechen. Studien zeigen, dass nicht nur die Symptomatik gelindert, sondern auch die Lebensqualität deutlich verbessert wird. Erste Daten bestätigen den Einsatz unter Routinebedingungen.
Bei CU treten verschiedene Inflammationsstadien auf. Dabei wirkt IL-23 als proinflammatorisches Zytokin und aktiviert unterschiedliche Zelltypen, welche die Inflammation des Darms weiter vorantreiben, erklärte Prof. Dr. med. Raja Atreya (Erlangen). Mirikizumab bindet an die IL-23p19-Untereinheit, wodurch der Signalweg über IL-23 spezifisch unterbunden wird. Schon nach 2 Wochen Therapie mit dem humanisierten monoklonalen IgG4-Antikörper zeigte sich eine signifikante Verbesserung bei den Symptomen Stuhlfrequenz, rektale Blutung, Bowel Urgency (imperativer Stuhldrang) und Fatigue.
Die zulassungsrelevanten, randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Phase-III-Studien LUCENT-1 und -2 betrachteten jedoch nicht nur die klinische Remission, die 50 % der Patienten nach 52 Wochen im Vergleich zu 25 % unter Placebo erreicht hatten, wobei 98 % seit mindestens 12 Wochen steroidfrei waren. Da in 14–40 % der Fälle bei endoskopisch normaler Mukosa trotzdem eine persistierende histologische Inflammation vorliegt, wurde die histologisch-endoskopische Schleimhautremission als sekundärer Endpunkt definiert, den 43,3 vs. 21,8 % nach 52 Wochen Behandlung erreichten.
Bowel Urgency als sekundärer Endpunkt
Die Studien zur CU-Therapie mit Mirikizumab enthielten auch als eine der ersten die Bowel Urgency als sekundären Endpunkt. Dieses Symptom tritt am häufigsten auf und stört die Patienten am meisten, weil es die Lebensqualität am stärksten einschränkt. Unter der Mirikizumab-Therapie erreichten die Patienten signifikant häufiger eine Bowel-Urgency-Remission: 22,1 vs. 12,3 % nach 12 Wochen (LUCENT-1) bzw. 42,9 vs. 25,0 % nach 52 Wochen (LUCENT-2). Dies war mit einer Verbesserung der Lebensqualität assoziiert, zeigte PD Dr. med. Irina Blumenstein (Frankfurt/Main) anhand der signifikant größeren klinisch relevanten Verbesserungen bei dem Gesamt-Score des Fragebogens zu chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen auf. Die Verträglichkeit von Mirikizumab überzeugte mit einem Nebenwirkungsprofil auf Placeboniveau. Als häufigste Nebenwirkungen der Behandlung traten Reaktionen an der Einstichstelle, Infektionen der oberen Atemwege und Kopfschmerzen auf.
Auch im Behandlungsalltag werden die Ergebnisse der Zulassungsstudien laut Dr. med. Lars Fechner (Halle/Saale) mit guten und funktionellen Ergebnissen assoziiert, die eine klassische klinische Remission und auch patientenrelevante Endziele wie eine Remission der Bowel Urgency erreichen. Das Dosierschema beschrieb Fechner als einfach: In der Induktionsphase 3 intravenöse Infusionen Mirikizumab 300 mg im Abstand von jeweils 4 Wochen und in der Erhaltungsphase subkutane Injektionen mit Mirikizumab 200 mg ab Woche 12 im Abstand von jeweils 4 Wochen via Fertigpen oder -spritze.
Launch-Fachpressekonferenz „Für ein besseres Bauchgefühl: Omvoh® – erster Interleukin-23p19-Inhibitor für die zielgerichtete Therapie der Colitis ulcerosa bei Erwachsenen“ (Veranstalter: Lilly Deutschland GmbH)