Reife Haut erfordert eine sanfte und gleichzeitig intensive Pflege, die Feuchtigkeit spendet, Juckreiz lindert, die Hautbarriere und die Gewebestruktur unterstützt. Dabei kommen natürlichen Mitteln eine große Bedeutung zu – nicht nur zur äußeren, sondern auch zur inneren Anwendung.
In Anti-Aging-Kosmetika werden häufig Zubereitungen aus Arzneipflanzen eingesetzt, denn Pflanzeninhaltsstoffe wie Polyphenole, Ascorbinsäure und Carotenoide schützen die alternde Haut, da sie antioxidative und antiinflammatorische Effekte aufweisen [1]. Zusätzlich können Pflanzenextrakte der Haut Feuchtigkeit spenden und vor Alterungsprozessen auf Zellebene schützen. Pflanzenextrakte können somit dazu beitragen, Falten zu reduzieren und ein strafferes Hautbild herzustellen.
In Anti-Aging-Cremes in den USA werden folgende Arzneipflanzen am häufigsten eingesetzt:
• Wein (Vitis vinifera)
• Sheanussbaum (Butyrospermum parkii)
• Soja (Glycine soja)
• Jojoba (Simmondsia chinensis)
• Sonnenblume (Helianthus annuus)
• Ringelblume (Calendula officinalis)
• Kakaobaum (Theobroma cacao)
• Weiße Sumpfblume (Limnanthes Alba)
• Echtes Süßholz (Glycyrrhiza glabra)
• Silberakazie (Acacia decurrens)
Für die häufig verwendeten Arzneipflanzen gibt es Evidenz zum Schutz der Zell-DNA, zur Aktivierung bzw. Hemmung von Enzymen, Reduktion von Entzündungen, Beeinflussung von Hormonen und Aktivierung von Zellrezeptoren. Dabei sind die Effekte der pflanzlichen Zubereitungen auf der Haut vom Herstellungsverfahren abhängig. Je nach eingesetzten Pflanzenteilen bzw. je nach Extraktionsverfahren sind die pflanzlichen Inhaltsstoffe in den Pflegeprodukten variabel [2].
Resveratrol
Das Polyphenol Resveratrol ist vor allem in der Haut von Weintrauben, in Nüssen und Granatäpfeln enthalten. Der Naturstoff zeigt Effekte gegen die Hautalterung, da er als duales Antioxidans wirkt. Resveratrol neutralisiert einerseits freie Radikale und erhöht andererseits die intrinsischen antioxidativen Kapazitäten. Zudem kann das Polyphenol die Biogenese von Mitochondrien anregen und zeigt antiinflammatorische Effekte. Vor allem in der Epidermis befinden sich spezifische Resveratrol-Bindungsstellen, über die der Naturstoff seine dermalen Effekte vermitteln soll. In Kombination mit Baicalin und Vitamin E zeigte Resveratrol eine statistisch signifikante Verbesserung der feinen Linien, Falten, Festigkeit, Elastizität, Hautschlaffheit, Hautfarbe, Hyperpigmentierung, Ausstrahlung und fühlbarer Hautrauigkeit. Zudem wurde eine signifikante Zunahme der epidermalen und der dermalen Dichte nachgewiesen [3].
Pflanzliche Polyphenole
Neben Resveratrol werden noch zahlreiche weitere pflanzliche Polyphenole in Anti-Aging-Cremes eingesetzt. Sie gehören überwiegend zu den Stoffgruppen der Flavonoide, Anthocyane, Proanthocyanidine, Hydroxyzimtsäuren und Hydroxybenzoesäuren [3]. Von besonderem Interesse sind Flavonoide. Es gibt zunehmend Evidenz, dass diese Naturstoffe die altersabhängige Verschlechterung des Hautbilds verlangsamen können. Denn Flavonoide modulieren zielgerichtet Signalkaskaden, die an der zellulären Alterung beteiligt sind [4]. Mit zunehmendem Alter reichern sich seneszente Zellen an, die verstärkt proinflammatorische Mediatoren bilden, die dem Seneszenz-assoziierten sekretorischen Phänotyp (senescence-associated secretory phenotype, SASP) zugeordnet werden. Zum SASP gehören proinflammatorische Zytokine, Chemokine, Wachstumsfaktoren, Proteasen, Lipide und extrazelluläre Matrixkomponenten. Diese inflammatorischen Mediatoren können tiefgreifende Veränderungen in der Struktur und Funktion von Gewebe verursachen. Bei Altershaut fördern sie die Entstehung dermatologischer Erkrankungen. Flavonoide beeinflussen diese SASP-Faktoren und zeigen daher Anti-Aging-Effekte. Gut untersucht sind diese Effekte für Apigenin (z. B. in Kamille), Luteolin (z. B. in Petersilie), Quercetin (z. B. in Liebstöckel), Naringenin (z. B. in Grapefruit) oder Genistein und Daidzein aus Sojabohnen (Abb.) [4,5].
Auch andere pflanzliche Phenole weisen Anti-Aging-Effekte auf. Gezeigt werden konnten diese u. a. für Oleuropein Aglycon (OLE), ein Derivativ aus Olivenöl, oder für Epigallocatechingallat (EGCG) aus Grünem Tee [5]. Phenolische Isoflavone aus Soja wie Genistein und Daidzein zeigen in der Haut estrogenartige Effekte ohne unerwünschte systemische Nebenwirkungen. Sojaisoflavone können damit zur Verbesserung des Erscheinungsbilds und der Dichte postmenopausaler Haut mit Reduktion von Falten und Erhöhung der Tonizität beitragen. Neben Isoflavonen werden die Phytohormone Cumestane und Lignane in Dermokosmetika gegen Hautalterung eingesetzt [3].
Weitere Pflanzenextrakte
Zur Pflege von Altershaut werden viele weitere phytotherapeutische Zubereitungen eingesetzt. Verwendung in Anti-Aging-Produkten finden u. a. Extrakte aus Anis (Pimpinella anisum), Sommerflieder (Buddleja axillaris), Rotbuche (Fagus sylvestris) und Guggulu (Commiphora mukul) sowie Oliven- und Mandelöl. Sie sollen reifer Haut Feuchtigkeit spenden, die Hautdurchblutung, Mikrozirkulation und den Hautzellmetabolismus verbessern. Zudem zeigen diese Arzneipflanzen antiinflammatorische, adstringierende und hautbleichende Effekte.
Pflanzliche Öle, z. B. aus den Samen von Nachtkerze oder Borretsch, versorgen die Haut mit Fett und Feuchte, da sie einen hohen Anteil mehrfach ungesättigter Omega-Fettsäuren aufweisen. Auch Phytosterole wie Campesterol oder Stigmasterol unterstützen die Hautbarriere. Durch die Strukturähnlichkeit mit Cholesterol lagern sich Phytosterole in die lamellaren Lipidschichten der Hornschicht ein. In besonders hohen Konzentrationen sind Phytosterole in Sonnenblumensamen, Weizenkeimen, Sesam, Sojabohnen und Kürbiskernen enthalten.
Die Samen und Blätter der Pflanze Babchi (Psoralea corylifolia), die sowohl in der ayurvedischen als auch in der traditionellen chinesischen Medizin vielseitig eingesetzt wird, enthalten Inhaltsstoffe mit antiinflammatorischen und antioxidativen Effekten. Die Anti-Aging-Effekte des Pflanzeninhaltsstoffs Bakuchiol sind mit Retinol vergleichbar: Es wurde eine signifikante Verbesserung von Linien und Falten, Pigmentierung, Elastizität und Hautfestigkeit sowie eine Gesamtreduktion von UV-Schäden beobachtet [3].
Weiterhin ist eine Wiederentdeckung alter natürlicher Methoden zu beobachten. So werden Dermokosmetika mit Weihrauch (Boswellia) oder Färberwaid (Isatis tinctoria) eingesetzt. Beide Arzneipflanzen zeigen antiinflammatorische Wirkung. Färberwaid-Extrakte hemmen die Freisetzung von proinflammatorischen SASP-Faktoren und können die Apoptose senszenter Hautfibroblasten selektiv induzieren [6].
Gesunder Darm
Neben der äußerlichen Anwendung von Pflegeprodukten ist eine gesunde Ernährung von Bedeutung für die Pflege von Altershaut. Eine vollwertige Ernährung mit hohem Anteil an pflanzlichen Nahrungsmitteln trägt zum Schutz vor Alterungsprozessen der Haut bei [7]. So zeigen Flavonoide sowohl bei topischer als auch bei oraler Anwendung vorteilhafte Effekte bei Altershaut [4]. Weiterhin fördert eine ballaststoffreiche Ernährung die Gesundheit der Mikrobiota im Darm und die Hautgesundheit. Denn das Darmmikrobiom beeinflusst die Zellalterung der Haut über die Darm-Haut-Achse und über die Freisetzung mikrobieller Metabolite, die SASP-Faktoren modulieren. Die gezielte Zufuhr von Präbiotika und Probiotika zur Stärkung der Darmgesundheit stellt somit eine Möglichkeit der Anti-Aging-Therapie dar.
So kann Lactobacillus acidophilus Falten bei lichtgealterter Haut vorbeugen, indem Matrix-Metalloproteinasen wie die Elastase gehemmt werden. Lactobacillus fermentum kann die Aktivierung von SASP-Faktoren hemmen [5]. Probiotika zeigen nicht nur Anti-Aging-Effekte bei oraler Anwendung, auch Cremes oder Seren, die lebende Mikroorganismen wie Milchsäure enthalten, bieten Vorteile für die Haut. Denn mit zunehmendem Alter ändert sich die mikrobielle Flora der Hautoberfläche und erhöht die Infektanfälligkeit der Haut. Probiotische Dermokosmetika unterstützen die natürlichen Abwehrkräfte der Haut und regulieren die Hautbalance. Zudem können sie die Faltentiefe verringern, einen Aufhellungseffekt der Haut bewirken und Feuchtigkeit spenden [8].
DAS EXPERTENSTATEMENT
Prof. Dr. med. Petra Staubach-Renz
Oberärztin, Team „Entzündliche Dermatosen“, Kindersprechstunde, Klinische Forschung Abteilung für Dermatologie und Allergie, Hautklinik und Poliklinik der Universitätsmedizin Mainz
petra.staubach@unimedizin-mainz.de
Basistherapie bei Altershaut
Im Alter ist die Haut trocken, sie kann sich nicht mehr genügend regenerieren und es fehlt nicht nur „fett“, sondern auch Feuchtigkeit. Daher sind drei von vier „Älteren“ von Xerosis betroffen. Trockene Haut führt zu Pruritus und Kratzen. In Folge können Ekzeme auftreten. Die feuchtigkeitsspendende und fettende Hautpflege ist daher grundlegend und stellt die Basistherapie für Altershaut dar. Die Haut muss mit hydratisierenden, fettenden und ergänzend filmbildenden Inhaltsstoffen behandelt werden, um zusätzlich zu verhindern, dass die Feuchtigkeit abdampft. Zudem sollten die Galenik von Pflegeprodukten für Altershaut gut und der Geruch angenehm sein, damit die Patienten sich damit wohlfühlen und die Therapie täglich anwenden. Urea als natürlicher Feuchthaltefaktor (NMF) der Haut ist neben Milchsäurederivaten oder Pyrrolidoncarbonsäure am bekanntesten. Aber auch andere Feuchthaltefaktoren (Humectants) wie Glycerin, Glycerylglucosid oder Glucosaminglycane und viele andere Inhaltsstoffe wirken hydratisierend. Fettende Inhaltsstoffe sind neben Ceramiden Fettsäuren oder Cholesterolderivate. Auch natürliche Öle wie Oliven-, Nachtkerzen-, Traubenkern-, Distel-, Raps-, Mandel-, Sonnenblumen- oder Borretschöl sowie Sheabutter stärken die geschwächte Hautbarriere. Diese sollten jedoch stets in Kombination mit weiteren fettenden und hydratisierenden Inhaltsstoffen verwendet werden. Die alleinige Anwendung natürlicher Öle ist nicht wirksam genug. Der additive Zusatz von hautberuhigenden Stoffen wie Haferextrakt oder juckreizstillenden Stoffen wie Menthol oder Aloe vera bei entzündeter Haut ist bei entsprechender Hautsituation hilfreich.
Dermokosmetika gegen Hautalterung enthalten häufig Pflanzeninhaltsstoffe oder Probiotika, deren Wirkprinzipien bekannt sind. Jedoch sind für die Anti-Aging-Effekte von Dermokosmetika die Gesamtformulierung und das Vehikel entscheidend, nicht allein die Inhaltsstoffe. Zudem basiert die Wirkung natürlicher Mittel nicht auf den Effekten eines einzelnen Inhaltsstoffs, sondern auf den synergistischen Effekten des Vielstoffgemischs. Insgesamt ist die Evidenzlage für Pflanzenzubereitungen bzw. Probiotika gegen Hautalterung geringer im Vergleich zu Vitamin-A-Derivaten, Peptiden oder Hyaluronsäure. Dennoch können natürliche Mittel dazu beitragen, das Hautbild im Alter zu verbessern, indem sie mit rückfeuchtenden, rückfettenden und filmbildenden Inhaltsstoffen zur Pflege von Altershaut kombiniert werden.
1 Petruk G et al., Oxid Med Cell Longev 2018; 2018: 1454936
2 Ferreira MS et al., Molecules 2021; 26: 3584
3 www.gd-online.de/german/veranstalt/images2017/GD_LL_Dermokosmetika_gegen_Hautalterung_13.03.2017.pdf, Stand: 06.03.2023
4 Domaszewska-Szostek A et al., Int J Mol Sci 2021; 22: 6814
5 Boyajian JL et al., Nutrients 2021; 13: 4550
6 Kim EJ et al., Anim Cells Syst (Seoul) 2022; 26: 310–317
7 Solway J et al., J Clin Aesthet Dermatol 2020; 13: 38–43
8 Yu J et al., J Cosmet Dermatol 2022; 21: 886–894
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