Mit der 47. Kalenderwoche 2023 begann dem Robert Koch-Institut (RKI) zufolge die Welle des respiratorischen Synzytial-Virus (RSV). Neben Säuglingen und Kleinkindern droht insbesondere Personen ab 60 Jahren mit chronischen Grunderkrankungen eine Infektion – mit möglicherweise schwerem Verlauf.
Nach Schätzungen des RKI wurden von November 2022 bis Juni 2023 etwa 12 800 Erwachsene wegen einer RSV-Infektion stationär behandelt, 11 000 davon gehörten der Altersgruppe über 60 Jahre an. Eine intensivmedizinische Betreuung benötigten 2 900 der Erkrankten.
Die Krankheitslast von RSV-Infektionen durch indirekte und verzögert auftretende schwere Komplikationen wird vielfach unterschätzt [1].
In der Gruppe der Älteren und Hochbetagten weisen insbesondere die mit einem geschwächten Immunsystem oder/und zusätzlichen Vorerkrankungen an Herz, Lunge oder Niere bzw. mit einem Diabetes mellitus oder einer rheumatoiden Arthritis, ein hohes Risiko für einen schweren RSV-Verlauf auf. So erhöht eine Infektion mit dem respiratorischen Synzytial-Virus bei ihnen das Risiko für eine Hospitalisierung bei chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) um das 3,5- bis 13,4-Fache, bei Asthma bronchiale um das 2,3- bis 2,5-Fache sowie bei koronarer Herzerkrankung um das 3,8- bis 6,5-Fache.
Demzufolge empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) gemeinsam unter anderem mit der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie (DGI), der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM), der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und medizinische Onkologie (DGHO) sowie der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG) im Zuge eines Positionspapiers vom November 2023 die Impfung von Personen ab 60 Jahren [1]. Darüber hinaus gilt die Empfehlung – nach individueller Beratung – für Erwachsene jeden Alters mit schweren pulmonalen oder kardiovaskulären Vorerkrankungen oder bei einer deutlichen Einschränkung der Immunabwehr.
Speziell für die Altersgruppe ab 60 Jahren stünden 2 wirksame Impfstoffe seit vergangenem Jahr zur Verfügung, die in den Zulassungsstudien eine sehr hohe Effektivität der Impfung bezüglich der Verhinderung von schweren RSV-assoziierten Atemwegsinfektionen zeigten. Eine Kostenübernahme könne individuell bei der jeweiligen Krankenkasse beantragt werden [1].
Impfempfehlung auch im GOLD-Report 2024
Da akute Atemwegsinfektionen für Menschen mit COPD ein Risiko für Exazerbationen darstellen, finden sich Impfempfehlungen für Influenza, Pneumokokken, Pertussis und COVID-19 in den Reports der Global Initiative of Chronic Obstructive Lung Disease (GOLD). Im GOLD-Report 2024 kam nun sehr zeitnah eine Empfehlung für eine RSV-Impfung von Erwachsenen ab 60 Jahren mit und ohne chronische Herz- und Lungenerkrankungen hinzu [2].
1 www.atemwegsliga.de/files/eigene-dateien/presse/2023_RSV-Impfung_DGP.pdf (Stand: 27.12.2023)
2 https://goldcopd.org/2024-gold-report (Stand: 27.12.2023)