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Allgemeinmedizin

Ernährungsmedizin

Mit spezifischen Nährstoffen das darmassoziierte Immunsystem unterstützen

Anton Müller

18.11.2022

Ein intaktes Darmmikrobiom ist Basis für ein funktionierendes Immunsystem. Zusammen stellen sie einen zentralen Bestandteil des gesamten Abwehrsystems dar, der nicht nur durch die Gabe von Prä- und Probiotika, sondern auch durch verschiedene Mikronährstoffe gestärkt werden kann – am besten als Kombination.

Anstelle einer ausgewogenen Ernährung findet man in westlichen Industrienationen häufig die „Western Style Diet“ als Ernährungsmuster vor. Diese ist ­gekennzeichnet durch eine hohe Aufnahme von verarbeiteten Lebensmitteln sowie Fleisch und Zucker bei einer geringen Aufnahme von Obst, Gemüse und Vollkornprodukten. Sie kann – wie bei Unterernährung – zu einem eklatanten Mangel an Mikronährstoffen führen, die für die Gesunderhaltung von ­entscheidender Bedeutung sind. Beispielsweise werden bei Infektionen größere Mengen an Vitamin C benötigt, ein Mangel desselben führt hingegen zu einer verminderten Resistenz gegen verschiedene Erreger. So konnte in einem Cochrane-Review gezeigt werden, dass eine erhöhte Zufuhr an Vitamin C die Dauer von Erkältungen verkürzen kann [1]. Eine 8-wöchige Supplementierung von 1 000 mg/Tag ­Vitamin C wirkt sich laut einer anderen Studie positiv auf Infektneigung sowie körperliche Fitness aus [2]. Eine ausreichende Zufuhr von Vitamin D schützt gegen Viren. In einer aktuell publizierten Studie ließ sich ein Zusammenhang zwischen dem Vitamin-D-Spiegel von COVID-Patienten sowie deren Erkrankungsschwere und Mortalität nachweisen [3]. Sekundäre Pflanzenstoffe wie Flavonoide, Phenolsäuren und Carotinoide wirken antiviral, zytotoxisch, antioxidativ und immunmodulierend und verringern die Inzidenz oberer Atemwegsinfekte um 33 % [4].

Auch bei gesunder Ernährung kann es durchaus schwierig sein, ausreichende Mengen der genannten Mikronährstoffe aufzunehmen, sodass eine Nahrungs­ergänzung sinnvoll sein kann. Effektiver ist dann nach Ansicht von Experten nicht die Einnahme einzelner Mikronährstoffe, sondern eine sinnvolle Kombination unter anderem aus Vitaminen wie C und D, Zink und Zitrus-Bioflavonoiden – unter Beachtung der Dosis-/Wirkungsbeziehung. So ließen sich positive Effekte auf das Immunsystem erzielen.

Wie wichtig eine gesunde Darmflora für die Abwehr von Fremdkeimen durch Bildung antimikrobieller Substanzen, etwa Bakteriozine, sei, erläuterte Prof. Dr. med. Michaela Axt-Gadermann (Coburg). Der Darm als Immunorgan sei entscheidend für Reifung und Prägung des Immunsystems. Bei Adipositas etwa sei nicht nur das Verhältnis verschiedener ­Bakterienstämme wie Fimicutes und Bacteroidetes verändert, sondern auch die Bakterienvielfalt verringert. „Der Pflege und Optimierung des Mikrobioms sollte in allen Lebensphasen Bedeutung beigemessen werden“, so Axt-Gadermann abschließend.

Hemilä H et al., Cochrane Database Syst Rev 2013; DOI 10.1002/14651858.CD000980.pub4
Johnston CS et al., Nutrients 2014; 6: 2572–2583
Dror AA et al., PLoS One 2022; DOI 10.1371/journal.pone.0263069
Somerville VS et al., Adv Nutr 2016; 7: 488–497
Pressegespräch „Immunsystem & Darmmikrobiom – ­ernährungsmedizinische Ansätze“ (Veranstalter: Orthomol pharmazeutische Vertriebs GmbH), September 2022

Bildnachweis: privat

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