Eine internationale Arbeitsgruppe untersuchte in einer Metaanalyse verschiedene Blutdrucksenker auf ihren präventiven Effekt. Das Ergebnis: Mit einer Blutdrucksenkung um 5mmHg ließ sich das Diabetesrisiko um 11% reduzieren.
Die Blutdrucksenkung ist eine effektive Strategie, um die mikro- und makrovaskulären Komplikationen bei Diabetes zu verhindern. Seine eigentliche Rolle bei der Prävention ist jedoch unklar. Wie effektiv verschiedene Klassen von Antihypertensiva sind, wurde in einer Metaanalyse mit 22 Studien aus den Jahren 1973‒2008 untersucht. Aufgenommen wurden alle primären und sekundären Präventionsstudien mit Antihypertensiva, die gegen Placebo oder andere Blutdrucksenker getestet wurden, und mindestens 1.000 Personenjahre Follow-up in jedem Randomisierungsarm aufwiesen. Zur einstufigen Metaanalyse der individuellen Teilnehmerdaten wurde ein stratifiziertes proportionales Cox-Regressionsmodell verwendet, für die Netzwerk-Analyse der individuellen Teilnehmerdaten ein logistisches Regressionsmodell, um das relative Risiko (RR) der einzelnen Arzneimittelklassen zu berechnen.
Vorteil für ACE-Hemmer und Angiotensin-II-Rezeptorblocker
In die Metaanalyse wurden 145.939 Teilnehmer (60,6% Männer, 39,4% Frauen) aus 19 randomisierten Studien eingeschlossen, in die Netzwerk-Analyse 22 Studien. Nach einem durchschnittlichen Follow-up von 4,5 Jahren wurde bei 9.883 Teilnehmern ein neu aufgetretener Typ-2-Diabetes diagnostiziert. Durch alle Studien hindurch verringerte eine Reduktion des systolischen Blutdrucks um 5mmHg das Diabetesrisiko um 11% (RR 0,89 [95%-KI 0,84‒0,95]). Von den fünf untersuchten Hauptklassen reduzierten ACE-Hemmer und Angiotensin-II-Rezeptorblocker das Risiko für einen neu aufgetretenen Typ-2-Diabetes im Vergleich zu Placebo (RR 0,84 [95%-KI 0,76‒0,93] bzw. RR 0,84 [95%-KI 0,76‒0,92]). Risikoerhöhend erwies sich dagegen der Einsatz von Betablockern und Thiazid-Diuretika (RR 1,48 [95%-KI 1,27‒1,72] bzw. RR 1,20 [95%-KI 1,07‒1,35]), bei Calciumantagonisten wurde kein Effekt beobachtet (RR 1,02 [95%-KI 0,92‒1,13]).
Die Metaanalyse mit randomisierten Studien zeigte mit einheitlicher Evidenz, dass der präventive Effekt einer Blutdrucksenkung auf das Diabetesrisiko kausal ist. Wahrscheinlich verhindert eine Blutdrucksenkung das Neuauftreten von Typ-2-Diabetes. Dennoch wirken die Antihypertensiva unterschiedlich, vermutlich aufgrund ihrer Nebeneffekte. Die günstigsten Ergebnisse im Hinblick auf das Diabetesrisiko haben Angiotensin-Converting Enzyme(ACE)-Hemmer und Angiotensin-II-Rezeptorblocker. Die Renin-Angiotensin-Hemmung reduzierte zudem auch die Konzentration von Entzündungsmarkern und könnte damit vor Diabetes schützen. Für Kliniker und Gesundheitspolitiker würde das bedeuten, dass das Erkrankungsrisiko entweder durch geeignete Antihypertensiva gesenkt werden kann oder durch Lifestyle-Maßnahmen wie Gewichtserhalt, körperliche Aktivität und balancierte Ernährung.
Nazarzadeh M et al., Lancet 2021 Nov 13; 398(10313): 1803‒1810, DOI 10.1016/S0140-6736(21)01920-6. DOI: 10.1016/S0140-6736(21)01920-6