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Allgemeinmedizin

Prävention

Migräne und kardiovaskuläres Risiko

10.2.2025

Migräne gilt als Marker eines erhöhten kardiovaskulären Risikos. Gleichwohl sind es offenbar vor allem die in Bezug auf Herz-Kreislauf-Risikofaktoren vergleichsweise Gesunden, die am ehesten eine aktive Migräne haben oder bekommen. Werden kardiovaskuläre Risiken prominenter, desto unwahrscheinlicher eine Migräne.

Migräne, gerade mit Aura, ist mit ischämischen und hämorrhagischen Schlaganfällen, Herzinfarkten und Vorhofflimmern assoziiert. Doch die Daten zum Zusammenhang zwischen traditionellen kardio­vaskulären Risikofaktoren und Migräneaktivität sind widersprüchlich. Im Zuge einer prospektiven populationsbasierten Studie in den nörd­lichen Niederlanden haben Forschende nun untersucht, wie sich bei 140 915 Erwachsenen die selbstberichtete ­Migräneprävalenz und -inzidenz zu ihrem auf Basis der aktuellen europäischen ­Version des Systematic Coronary Risk Evaluation 2 (SCORE2) Scores ­geschätzten kardiovaskulären 10-Jahres-Risiko ­verhält.

SCORE2 berücksichtigt klassische Risikofaktoren, wie Alter, Cholesterinwerte, Raucherstatus, Diabetes und Bluthochdruck. Er wurde beim Eintritt in die Studie im Zeitraum 01.11.2006–31.12.2014 ­erfasst. Zugleich und dann alle 1,5–2,5 Jahre füllten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen Frage­bögen zur Migräne aus, zuletzt zwischen dem 01.10.2019 und 31.01.2021. Terminal Erkrankte und Menschen, die nicht zum Hausarzt oder zur Hausärztin gehen oder die Fragebögen ausfüllen konnten, waren ausgeschlossen.

Das Durchschnittsalter betrug 44,4 Jahre, 58,8 % waren Frauen, 18,4 % hatten bei Studienbeginn Migräne. Unter den übrigen 115 000 Personen bekamen 1,9 % im Verlauf eine inzidente Migräne.

Verschiedene Pathomechanismen

Verglichen mit Menschen mit einem SCORE2 < 1 % hatten die in höheren Risikokategorien zunehmend seltener Migräne. Die Wahrscheinlichkeit für prävalente Migräne sank von 0,93 in der Kategorie mit 1- bis < 2,5%igem kardiovaskulärem Risiko auf 0,43 bei einem SCORE2 > 10 %. Bei inzidenter Migräne war das noch deutlicher, das Risiko sank von 0,63 auf 0,17. Besonders markant war die Entwicklung bei Frauen. Gerade bei ihnen, aber auch insgesamt schien das Alter die Assoziation zwischen Migräne und SCORE2 nicht wesentlich zu beeinflussen.

Die Autoren und Autorinnen nehmen an, dass der SCORE2 das mit Migräne assoziierte kardiovaskuläre Risiko nicht hinreichend abbildet, sondern eher dessen makrovaskuläre Komponenten, und dass bei Migräne andere Pathomechanismen greifen. Als ­Erklärung für die mit höherem SCORE2 rückläufige Migränehäufigkeit postulieren sie, dass ­womöglich steifere Gefäße die Vasodilatations­fähigkeit meningealer und zerebraler Gefäße zu sehr einschränken, als dass die Betroffenen noch eine Migräne bekommen könnten.

Al-Hassany L et al., JAMA Netw Open 2024; 7: e2440577

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