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Allgemeinmedizin

Bewegungsapparat

Gewichtszunahme: höhere Gelenkbelastung

Agata Kwapisz

4.4.2022

Während der Coronapandemie leiden vor allem ältere Menschen an Bewegungsarmut und Gewichtszunahmen. Das wirkt sich ungünstig auf Gelenke aus. Sie leiden oft an zahlreichen Komorbiditäten, die Kontraindikationen für konventionelle Interventionen darstellen. Eine Alternative ist die Behandlung mit Hyaluronsäure.

Durch die Pandemie und die damit einhergehenden Kontakteinschränkungen ziehen sich viele Menschen in ihre Wohnungen zurück. Vor allem Senioren, die zu den Risikogruppen gehören, meiden Fitnessstudios und Sportveranstaltungen. Es kommt zu Bewegungsarmut und in der Folge zu einer Gewichtszunahme. Der altersbedingte Degenerationsprozess geht ohnehin mit einer Schädigung des Gelenkknorpels einher, was zu einer Schmälerung des Gelenkknorpels führt. Die Bewegungsarmut und die Gewichtszunahme setzen den Gelenken jedoch zusätzlich zu. Hüfte, Lendenwirbelsäule, Hals­wirbelsäule und Kniegelenke sind die Teile, die das Körpergewicht tragen müssen, so haben die meisten Menschen in diesen Bereichen die häufigsten ­Beschwerden.

Eine Studie untersuchte nun den Zusammenhang zwischen Adipositas und dem Auftreten von Kniegelenkschmerzen bei älteren Menschen. Die Ergebnisse zeigten eine Korrelation zwischen dem Grad der Fettleibigkeit und dem Auftreten von Gelenkschmerzen. Die Ursache lag jedoch nicht nur am Alter, sondern auch an der Zunahme des Körpergewichts, die eine höhere Reibung der Gelenkknorpel verursachte. Somit kann aus diesen Studien das Fazit gezogen werden, dass bei älteren Menschen überschüssiges Körpergewicht die Leistungsfähigkeit von Knochen und Gelenken beeinträchtigt und zu Gelenkschmerzen führen kann [1].

In der klinischen Praxis werden im Allgemeinen Paracetamol und nicht steroidale Antirheumatika (NSAR) zur Schmerzlinderung und Verbesserung der Gelenkfunktion empfohlen. Aufgrund ihrer vaskulären und gastrointestinalen Toxizität ist das Risiko-Nutzen-Verhältnis dieser schnell wirkenden Medikamente jedoch möglicherweise nicht günstig, insbesondere für Langzeittherapien und in der alternden Bevölkerung, in der z. B. Knie-Osteo­arthritis am häufigsten vorkommt [2]. Bei Personen mit erheblichen Komorbiditäten kann die ­Verwendung mehrerer konventioneller therapeutischer Optionen wie Paracetamol, Opioide oder Duloxetin problematisch sein.

Intraartikuläre (IA) Injektionen von Kortikosteroiden werden ebenfalls häufig verschrieben. Da nach der IA-Kortikosteroidinjektion eine systemische Resorption erfolgt, können unerwünschte Ereignisse auftreten, sodass bei älteren Patienten mit vielen Begleiterkrankungen wie Bluthochdruck oder Diabetes mellitus besonders auf Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten geachtet werden muss [2].

Die Betroffen leiden unter Schmerzen. Werden ­während der Pandemie zudem noch chirurgische Eingriffe verschoben, sind die Therapieoptionen eingeschränkt. Eine weitere Behandlungsmöglichkeit neben Schmerzmitteln und Operationen ist die Injektion mit Hyaluronsäure in die Gelenke. Hyalu­ronsäure ist ein natürlich vorkommender Bestandteil des Knorpels und der Synovialflüssigkeit [3]. Im normalen Knie eines Erwachsenen gibt es ungefähr 2 ml Synovialflüssigkeit, mit einer Hyaluronatkonzentration von 2,5 bis 4,0 mg pro Milliliter. Es ist für die rheologischen Eigenschaften der Synovialflüssigkeit verantwortlich, sodass sie je nach den auf sie ausgeübten Kräften als Gleitmittel oder Stoßdämpfer wirken kann. Das Ziel der Verabreichung von intra­artikulärer Hyaluronsäure ist die Aufrechterhaltung einer intraartikulären Schmierung, die die viskoelastischen Eigenschaften der Synovialflüssigkeit erhöht. Laut einer Studie können Injektionen von Hyaluronsäure in die Knie eine Ergänzung zur konventionellen Therapie sein. Systematische, sich wiederholende Behandlungszyklen zeigten positive Ergebnisse sowohl in Bezug auf Wirksamkeit als auch Sicherheit [2]. Die moderate, aber reale Wirksamkeit auf die Symptome liegt im gleichen Bereich wie andere pharmakologische Behandlungen (z. B. NSAR), die in dieser Indikation verwendet werden.

Masruroh E et al., Jurnal Ners dan Kebidanan 2021; 8: 206–210, DOI 10.26699/jnk.v8i2.ART
Cooper C et al., Arthritis Care Reasearch 2017; 69, https://doi.org/10.1002/acr.23204
John A et al., N Engl J Med 2015; 372: 1040–1047, DOI 10.1056/NEJMct1215534

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