Unerfüllter Kinderwunsch kann viele Gründe haben. Mal sind es organische Ursachen bei der Frau oder beim Mann, mal liegen die Gründe eher im psychischen oder sozialen Bereich. Entsprechend komplex ist die Abrechnung von Beratung und Behandlung. Dieser Beitrag fasst die wichtigsten Punkte zusammen.
Wenn bei einem Paar bei regelmäßigem, ungeschütztem Geschlechtsverkehr und Kinderwunsch innert zwölf Monaten keine Schwangerschaft eintritt, spricht man von Sterilität (Impotentia generandi). Die Ursache kann in diesem Fall bei der Frau oder beim Mann liegen. Im Gegensatz dazu kommt es bei einer Impotentia gestandi zwar zu einer Befruchtung, die Frau kann jedoch die Schwangerschaft nicht zu Ende austragen. Etwa 15–20 % der Ehen oder Partnerschaften in den Industrieländern bleiben ungewollt kinderlos. Hinzu kommt, dass bei steigendem sozialen Status Paare immer später Nachwuchs bekommen möchten. Parallel dazu sinkt jedoch mit steigendem Alter der Frau die Fruchtbarkeit. Die Diagnostik beginnt mit einem ausführlichen Anamnesegespräch zur genauen Klärung der sexuellen Probleme, seit wann diese bestehen, welche erste Anzeichen es gibt und ob psychische Faktoren einen Einfluss haben. Zusätzlich erfolgt eine Risiko- und Medikamentenanamnese, um herauszufinden, ob die Patientin ein Suchtverhalten (z. B. Nikotin, Alkohol, Drogen) zeigt, oder auch Vorerkrankungen hat, welche zur sexuellen Störung führen könnten. Die weitere Diagnostik umfasst dann die körperliche Untersuchung und die Sonografie. Mittels Laboruntersuchungen lassen sich ggf. hormonelle Störungen bzw. Stoffwechselstörungen als mögliche Ursachen erkennen. Danach folgt die geschlechtsspezifische Untersuchung. Bei der Samenflüssigkeit des Mannes wird untersucht, ob diese ausreichend normal geformte und bewegliche Samenzellen (Spermien) beinhaltet. Im Zuge der gynäkologischen Untersuchung wird ein Abstrich genommen, um die Schleimhautzellen zu beurteilen und nach auffälligen Infektionserregern zu suchen. Ursächlich spielen auch die beeinflussbaren Lifestyle-Faktoren wie Übergewicht, Bewegungsmangel, kardiovaskuläre Erkrankungen, metabolisches Syndrom und Rauchen bei der Entwicklung einer Fertilitätsstörung eine Rolle. Hier bieten Empfehlungen zu Verhaltensänderungen ein weitgefächertes Betätigungsfeld im Sinne einer breiten geschlechtsspezifischen Prävention bzw. sexualmedizinischen Betreuung für die Patientinnen.
29-jährige Patientin, normalgewichtig (179 cm, 68 kg), kommt zur Untersuchung wegen fraglicher Fertilitätsstörung. Bei der Anamneseerhebung berichtet sie, seit etwa 14 Monaten die Pille abgesetzt zu haben und es bisher noch zu keiner Schwangerschaft gekommen sei. Nun wollte sie sich (wie auch ihr Ehemann) untersuchen lassen, welche Ursachen dafür verantwortlich sein könnten. Die Patientin ist seit drei Jahren verheiratet. Die eheliche Beziehung ist sehr gut und ohne Probleme, keine Fremdbeziehung. Beruflich sei sie sehr angespannt und habe im Betrieb als Führungsperson auch sehr viel Stress. Deshalb habe sie wohl auch Schlafstörungen.
Die körperlich-gynäkologischen Untersuchungen der Patientin schließt die Sonografie und die Blutentnahme zur Labordiagnostik einschließlich Hormonstatus ein, gefolgt von einem explorativen Gespräch. Darin werden die möglichen psychischen bzw. psychosomatischen Ursachen der Fertilitätsstörung erörtert. Für die Patientin war das Vorliegen ihrer psychischen Belastung als mögliche Ursache durchaus verständlich. Für die Befundbesprechung wurde ein Besprechungstermin vereinbart.
Die Basis jeder Therapie bei unerfülltem Kinderwunsch ist das ärztliche Gespräch. In diesem werden neben der medizinischen Anamnese auch die Dringlichkeit des Behandlungswunsches und die Situation, aus der der Kinderwunsch entstanden ist, näher betrachtet. Beratung und Betreuung sollen der Patientin und/oder dem Paar die Möglichkeit eröffnen, die Entscheidung für oder gegen die medizinische Behandlung der Fertilitätsstörung selbst zu treffen und immer wieder neu zu überprüfen. Beim nächsten Termin werden die Ergebnisse mit der Patientin ausführlich erörtert. Bei fehlenden organischen Störungen und einem normalen Hormonstatus ist von einer eher psychisch induzierten Störung auszugehen. Die Therapie besteht in diesem Falle in therapeutischen Gesprächen.
Für die weiteren Gespräche im Zuge der sexualmedizinischen Beratung und Betreuung können je nach Gesprächsinhalt und -schwerpunkt verschiedene Leistungspositionen zur Abrechnung kommen.
Der Autor
Dr. med. Dr. rer. nat. Peter Schlüter
Arzt für Allgemeinmedizin
Arzt für Naturheilverfahren
76684 Tiefenbach
schlueter@vital-arzt-praxis.de
www.vital-arzt-praxis.de
Dr. Dr. Peter Schlüter ist promovierter Naturwissenschaftler und Mediziner. Seit 1982 ist er als Arzt für Allgemeinmedizin mit betriebswirtschaftlich optimierter Praxis niedergelassen. Als Berater zu allen Fragen der Praxisorganisation, Praxismanagement und Abrechnung ist er seit 1987 tätig.
Bildnachweis: privat