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Abrechnung

Dermatologische Probleme in der Hausarztpraxis

Abrechnungsmöglichkeiten zu wichtigen Hauterkrankungen

Dr. med. Dr. rer. nat. Peter Schlüter

8.6.2023

Hauterkrankungen gehören zum Praxisalltag und stehen an fünfter Stelle der Beratungsanlässe in der Hausarztpraxis. Zu den häufigsten Dermatosen in der Allgemeinmedizin gehören: Herpes zoster, Erysipel, Onychomykose, Skabies und Atopie.

Viele Menschen wenden sich mit Hautproblemen zunächst an ihren Hausarzt, da ihnen dieser vertraut ist. Oftmals kommen diese aber auch nach Abklärung des eigentlichen Vorstellungsgrundes quasi nebenbei zum Gespräch.

Eine Ersteinschätzung, insbesondere bei Hautsymptomen unklarer Genese, kann durch einen Allge­mein­mediziner durchaus sinnvoll sein, um ggf. dahinter­steckende organische Erkrankungen zu identifizieren. Manche Hauterkrankungen lassen sich auch unkompliziert erkennen und mit gängigen Mitteln behandeln. Andere erfordern flankierend intensive und vertrauensvolle Gespräche.

Herpes zoster

Herpes zoster ist eine Viruserkrankung, mit der fast jeder Mensch infiziert ist. Wer als Kind oder Jugendlicher eine Varizella-zoster-Virus-Infektion hatte, der kann als Erwachsener an einem Herpes zoster erkranken. Nach dem Erstkontakt setzt sich das Varizella-zoster-Virus (VZV) in den Dorsalganglien fest und überlebt dort inaktiv. Ein Herpes zoster ist immer eine endogene Reaktivierung einer früheren VZV-Infektion. Stress, psychische Belastungssituationen, Infektionen oder auch eine reduzierte Immunabwehr lassen die Betroffenen erkranken. Die Erkrankung ist hauptsächlich durch einen streifenförmigen streng einseitig (segmental) verlaufenden und sehr schmerzhaften Hautausschlag gekennzeichnet. Es handelt sich dabei um ein papulopustulöses Ekzem, das durch das Übergreifen einer Entzündung von einem Nerv oder Ganglion auf das zugehörige Dermatom zustande kommt.

Erysipel

Das Erysipel (Wundrose) betrifft meist nur die oberen Hautschichten. Sie ist typischerweise gekennzeichnet durch eine schmerzhafte, hellrot glänzende, relativ scharf begrenzte Schwellung der Haut. Die Rötung kann zungenförmige Ausläufer bilden, da sich die Entzündung entlang der Lymphgefäße ausbreitet. Bei schweren Formen bilden sich auch Blasen. Manchmal schwellen die benachbarten Lymphknoten an und werden druckempfindlich. Oft wird das Erysipel schon zu Beginn bei den ersten Hautrötungen von Fieber und einem allgemeinen Krankheitsgefühl begleitet. Die Diagnostik beschränkt sich auf die typische Symptomatik in Verbindung mit dem Erscheinungsbild der Haut. Die Therapie besteht in der Gabe eines Antibiotikums.

Onychomykose

Die Onychomykose ist eine Pilzinfektion der Nagelplatte, des Nagelbettes oder von beiden. Die Nägel sind in der Regel verformt und weißlich-gelb verfärbt. Zur Therapie ist eine entsprechende Nagelvorbereitung unbedingt notwendig. Bei schweren Fällen ist ggf. auch eine systemische Therapie notwendig.

Skabies

Skabies ist eine durch die Skabiesmilbe verursachte ansteckende Hautkrankheit, deren Hauptsymptom der quälende Juckreiz ist. Bei der Erstbesiedelung mit Krätzmilben treten die Symptome zwei bis fünf Wochen nach der Übertragung auf. Bei einer Reinfektion zeigen sich schon nach ein bis vier Tagen die ersten Symptome. Diese sind gekennzeichnet durch unregelmäßig gewundene, wenige Millimeter bis einen Zentimeter lange Milbengänge. Gelegentlich zeigt sich an den Enden der Gänge ein kleines Bläschen. Zudem entsteht ein Ausschlag mit Rötung und Bläschen, der für den starken charakteristischen und verstärkt nachts auftretenden Juckreiz verantwortlich ist. Die befallenen Hautareale können leicht mit einer allergischen Reaktion verwechselt werden, weshalb es wichtig ist, bei einem quälenden Juckreiz immer sofort an Skabies zu denken.

Die Therapie besteht aus der einmaligen Anwendung von Permethrin-5 %-Creme am ganzen Körper und einer Einwirkzeit von 8–12 Stunden. Kleidung und Bettwäsche sind bei 60 °C zu reinigen.

Atopische Dermatitis

Die atopische Dermatitis ist eine chronisch-entzündliche, stark juckende Entzündung der oberen Hautschichten. Nicht selten tritt sie im Zusammenhang mit Asthma und/oder Pollinose auf. Zudem sind gehäuft Personen betroffen, in deren Familien die atopische Dermatitis selbst und/oder Asthma sowie Allergien vorkommen. Oft ist die atopische Dermatitis in Industriestaaten, insbesondere in städtischen Gebieten, zu beobachten.

Bei den meisten Betroffenen tritt die Erkrankung vor Ende des fünften Lebensjahres auf und bei vielen bereits im ersten Lebensjahr.

Die Erkrankung zeigt sich bei Säuglingen in Form eines geröteten, nässenden und verkrustetem Ausschlag im Gesicht, auf der Kopfhaut, an Händen, Armen, Füßen oder Beinen. Bei älteren Kindern und Erwachsenen zeigt sich die atopische Dermatitis vorwiegend an den Händen, den Oberarmen sowie der Innenseite der Ellenbogen und in den Kniekehlen.

Die Diagnostik ist im Grunde eine Blickdiagnostik und ergibt sich anhand des typischen Erscheinungsbilds des Ausschlags in Kombination mit der Krankengeschichte der Familie. Die Behandlung umfasst vor allem eine generelle Anpassung der Hautpflege, das Auftragen von Kortikosteroiden auf die Haut und manchmal den Einsatz anderer Maßnahmen, z. B. die Phototherapie oder das Immunsystem modulierende bzw. supprimierende Arzneimittel. Insgesamt ist die atopische Dermatitis sehr beratungsintensiv und zeigt wegen der kosmetischen Bedeutung oft auch psychische und psychosomatische Auswirkungen.

Die Abrechnung

Grundlage der Abrechnung im Zusammenhang mit Hauterkrankungen ist immer die Untersuchung des Hautorgans samt Anhangsgebilden nach GO-Nr. 7. Gegebenenfalls ist in diesem Zusammenhang auch ein Abstrich zu entnehmen für eine mikroskopische, mykologische bzw. zytologische Untersuchung. Sind weitere Laborparameter für die Diagnosefindung notwendig, sind die Laborleistungen nach den GOÄ-Nrn. 3500 ff. entsprechend der Indikationsstellung zu berechnen. Dazu kommt die entsprechende Beratungsleistung in einer späteren Konsultation.

Da gerade die Atopie nicht nur ein Problem des Hautorgans darstellt, sondern oft auch mit psychischen bzw. psychosomatischen Problemen einhergeht, kommt es häufig zu entsprechenden Gesprächsleistungen. Diese werden nicht selten vergessen, in die Abrechnung mit einzubeziehen. Hier ist vor allem an die Gebühren nach den Nrn. 15 (Flankierende Maßnahmen) und 34 (Erörterung, lebensverändernde oder lebensbedrohende Erkrankung) zu denken. Nach der Therapieeinleitung wird ein Kontroll- und Beratungstermin für die nächste Konsultation vereinbart. Bei dieser Konsultation wird die Haut symp­tombezogen untersucht und ein eingehendes Beratungsgespräch in Bezug auf Hautpflege und die Nutzung verschiedener Waschlotionen und Hautpflegeprodukte im Sinne flankierender Maßnahmen geführt. Letzteres ist gerade bei Atopikern sehr wichtig und lässt sich mit der Gebühr nach GO-Nr. 15 berechnen. Es ist zu beachten, dass die Berechnung dieser Gebühr auf einmal im Kalenderjahr begrenzt ist. Weitere entsprechende Erörterungen sind mit der GO-Nr. 34 zu berechnen. Dabei ist unbedingt auf die Einhaltung der geforderten Mindestzeit von 20  Minuten zu achten.

Der Autor

Dr. med. Dr. rer. nat. Peter Schlüter
Arzt für Allgemeinmedizin
Arzt für Naturheilverfahren
76684 Tiefenbach
schlueter@vital-arzt-praxis.de
www.vital-arzt-praxis.de

Dr. Dr. Peter Schlüter ist promo­vierter Naturwissenschaftler und ­Mediziner. Seit 1982 ist er als Arzt für Allgemein­medizin mit betriebs­­wirtschaftlich ­opti­mierter Praxis nieder­gelassen. Als Berater zu allen ­Fragen der Praxisorganisation, Praxis­manage­­ment und ­Abrechnung ist er seit 1987 tätig.

Bildnachweis: privat

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