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Gynäkologie

Welt-Menopause-Tag

Wissen macht Cool – Handeln ist noch Cooler

Dr. rer. nat. Reinhard Merz

23.8.2024

Nutzen Sie den Welt-Menopause-Tag am 18. Oktober, Ihre Patientinnen zu befähigen, ihre Gesundheit für die nächsten Jahre selbst in die Hand zu nehmen. Während in der Ära vor der WHI-Studie zu unkritisch mit der Hormontherapie umgegangen wurde, wird sie heute immer noch verteufelt. Die DMG meint: Beides ist falsch.

Für Frauen ist die Menopause eine natürliche ­Lebensphase, die sie als Teil des biologischen Alterns durchlaufen. Während manche Frauen problemlos durch diese Phase gehen, leiden andere an mehr oder minder starken Symptomen. Und obwohl das Bewusstsein für die Probleme von Frauen vor, während und nach der Menopause in den vergangenen Jahren gestiegen ist, gibt es nach wie vor einen erheblich ungedeckten Bedarf an Unterstützung.

Viele Gründe für nichts

Gründe dafür sind unter anderem das Stigma, um Hilfe zu bitten, und ein mangelndes Bewusstsein für die Symptome und die damit verbundenen Risiken – und zwar nicht nur bei den betroffenen Frauen, sondern auch häufig bei den Ärztinnen und Ärzten. Die medizinische Standardausbildung vermittelt nur begrenzte Kenntnisse dieser Lebensphase, und weil auch EBM und GOÄ eine vernünftige Betreuung kaum abbilden, ist die Menopausenberatung in nicht wenigen gynäkologischen Praxen ein Stiefkind. Die renommierte Fachzeitschrift „The Lancet“ hat sich dieses Themas im Frühjahr 2024 in einer ganzen Artikelserie angenommen, die wir Ihnen hier kurz vorstellen wollen. Die Volltexte können Sie unter HIER downloaden.

Empowerment: Frauen sollten in dieser Lebensphase gestärkt und unterstützt werden.

Der erste Beitrag plädiert für einen neuen, ganzheitlicheren Ansatz, der über die reine Behandlung spezifischer Symptome hinausgeht. Es werden sowohl psychologische Therapien (z. B. kognitive Verhaltenstherapie und Hypnose) als auch medikamentöse Behandlungen (z. B. Hormontherapie und nicht ­hormonelle Medikamente) erörtert.

Die Autorengruppe schlägt ein „Empowerment-Modell“ vor, das darauf abzielt, Frauen in dieser Lebensphase zu unterstützen und zu stärken. Die Autoren und Autorinnen des Artikels kritisieren, dass in den vergangenen Jahren die Hormontherapie wieder zu sehr „en vogue“ gekommen sei – im Sinne einer „Lifestyle-Droge“. Das mag in UK der Fall sein, in Deutschland kann hiervon keine Rede sein: Nach wie vor erhalten weniger als 10 % der Frauen eine Hormontherapie in den Wechseljahren. Angesichts der Tatsache, dass ein Drittel bis die Hälfte der Frauen einen hohen Leidensdruck haben, ist hier zulande noch viel Luft nach oben. Die Botschaft muss daher lauten: Nicht jede Frau braucht eine HRT – aber vielen Frauen kann mit einer individuell angepassten Form geholfen werden.

Nicht jede Frau braucht eine HRT – aber viele Frauen können davon profitieren.

Der zweite Artikel befasst sich mit den Auswirkungen und der Behandlung von früher Menopause, die von den Autorinnen und Autoren als Menopause zwischen 40 und 44 Jahren definiert wird und etwa 12 % der Frauen weltweit betrifft. Sie geht mit einem erhöhten Risiko für chronische Krankheiten wie Osteoporose, Knochenbrüche und Herz-Kreislauf-Erkrankungen einher. Die Diagnose erfordert besondere Aufmerksamkeit der Betreuenden.

Der dritte Beitrag befasst sich mit der psychischen Gesundheit während der perimenopausalen Übergangsphase: Diese geht nicht generell mit einer Verschlechterung der psychischen Gesundheit einher, Untergruppen von Frauen sind aber einem erhöhten Risiko für die Entwicklung einer depressiven Episode bis hin zur manifesten Depression ausgesetzt. Dazu gehören Frauen mit schweren Schlafstörungen, einer langen Dauer des Übergangs oder Depressionen bzw. anderen psychischen Erkrankungen in der Vorgeschichte. Psychosoziale Faktoren können ebenfalls zur psychischen Belastung während des Wechsels in die Postmenopause beitragen.

Der vierte Beitrag schließlich befasst sich mit der Behandlung von Wechseljahresbeschwerden nach einer Krebserkrankung, die zu einer frühen Menopause führt. Die Behandlung der damit verbundenen Symptome kann eine besondere Herausforderung sein. Der Artikel betont die Notwendigkeit einer multidisziplinären Versorgung und evidenzbasierter Behandlungspläne, die auf die individuellen Bedürfnisse der Patientinnen zugeschnitten sind.

Es gibt viel zu tun – packen wir´s an

Unter dem Strich fordert die Autorengruppe eine größere Vielfalt in der Forschung, die sich mit den vorrangigen Themen für Frauen befasst. Der Mangel an Informationen und Aufklärung über die Wechseljahre hat dazu geführt, dass die Symptome von nicht ausreichend informierten Ärztinnen und Ärzten abgetan werden und es am Arbeitsplatz an Verständnis mangelt. Das ist die eine große Gefahr.

Die zweite große Gefahr lauert auf der entgegengesetzten Seite. Wenn die Wechseljahre im weiteren Sinne als Behinderung angesehen werden, besteht die Gefahr, dass die Altersdiskriminierung und die Stigmatisierung weiter angeheizt werden. Die Wechseljahre können für Frauen mithilfe guter medizinischer Beratung auch eine Zeit sein, in der sie ihre Identität überdenken und sich gegen negative Vorstellungen von älteren Frauen wehren, die in manchen Gesellschaften vorherrschen. Der Lancet schreibt in seiner Einleitung: „Die Wechseljahre sind nicht der Beginn einer Periode des Verfalls und des Niedergangs, sondern ein Entwicklungsstadium, das mit Zugang zu evidenzbasierten Informationen und angemessener sozialer und medizinischer Unterstützung erfolgreich bewältigt werden kann. Frauen haben nichts anderes verdient.“

Soll heißen: Wir müssen den Frauen und der Gesellschaft eine realistische, ausgewogene Botschaft übermitteln. Und es liegt jetzt an allen Beteiligten, den Ball aufzunehmen und weiterzuspielen. Die DMG geht da mit Eifer voran – auch und besonders in Form des Vorstands um die Präsidentin Dr. med. Katrin Schaudig und den Vizepräsidenten Prof. Dr. med. Thomas Römer. Wir alle sollten sie dabei nach Kräften unterstützen.

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