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Gynäkologie

Frauengesundheit

Die Wechseljahre im Fokus von Politik und Gesellschaft

Dr. Klaus Dallibor

17.2.2025

Angestoßen von Aktivitäten interessierter Frauengruppen rücken Wechseljahre, Klimakterium und Menopause zunehmend in das öffentliche Bewusstsein. Derzeit ist, wie jüngst auf einem Parlamentarischen Abend in Berlin, sogar schon von einem „Wechseljahre-Aktivismus“ die Rede.

Die Veranstaltung, gemeinsam organisiert von der Gruppe „Healthcare Frauen e. V.“ und Astellas Pharma, hatte es sich zur Aufgabe gemacht, die Relevanz des Themas Wechseljahre zu verdeutlichen, Tabus zu brechen und einen vertieften Gedankenaustausch zu ermöglichen [1]. Nach Angaben der Veranstalter nahmen rund 160 Personen, überwiegend Frauen, daran teil. Für ein Podiumsgespräch waren auch (weibliche) Bundestagsabgeordnete eingeladen, von denen je eine Vertreterin von FDP, SPD und CDU anwesend waren. Die angekündigte Grünen-MdB fehlte ohne Angaben von Gründen.

Eine nationale Menopausen-Strategie nach internationalem Vorbild wird gefordert.

Der Abend in der Bayerischen Vertretung in Berlin klinkte sich fast nahtlos in die aktuellen Ereignisse ein. Denn gerade einen Tag zuvor, am 24.09.2024, hatte passend zu Thema und Termin die CDU/CSU-Fraktion einen Antrag zur Beschlussfassung im Deutschen Bundestag vorgelegt [2]. Dieser Text mit dem Titel „Gesamtgesellschaftliches Bewusstsein für die Wechseljahre der Frau – Für eine nationale Menopausen-Strategie nach internationalem Vorbild“ ist gezeichnet von Friedrich Merz, Alexander Dobrindt „und Fraktion“. Als Vorbild gilt vor allem Großbritannien, wo derartige Überlegungen und Strategien bereits seit Langem diskutiert und auch schon ­umgesetzt wurden.

Gegenwärtig sind geschätzt rund 9 Millionen Frauen in Deutschland in den Wechseljahren. Eine bundesweite Befragung ergab, dass über die Hälfte von ihnen (51 %) Symptome nicht behandeln lässt, obwohl sie als sehr belastend empfunden werden. Eine weitere (YouGov-Umfrage 2023, Astellas) zeigte, dass 85 % der Befragten den Begriff Wechseljahre kannten, aber nur 17 % ihn inhaltlich auch richtig einordnen konnten.

Etwa jede zehnte Frau geht derzeit wegen Störungen wie Hitzewallungen oder Nachtschweiß früher in Rente oder erwägt zumindest diese Möglichkeit, Frauen über 55 Jahre sogar zu 20 % [3]. Weltweit wird in Kürze mit einer Milliarde Frauen in der Peri- oder Postmenopause gerechnet, von denen bei rund zwei Dritteln Beschwerden vermutet werden. Wenn rund 10 % von ihnen deswegen frühzeitig aus dem Arbeitsleben ausscheiden, entstehen dabei Kosten in Milliardenhöhe.

In der Diskussion bezeichnete die Autorin Miriam Stein die aktuelle Problematik als ein sehr relevantes und „kein Trend-Thema“. Sie wies auch auf den „Wechseljahre-Aktivismus“ hin. Offenbar hat sich inzwischen sogar eine regelrechte weibliche Wechseljahres-Szene gebildet, die zunehmend ­Solidarität fordert.

Ihre Stoßrichtung geht weniger „gegen die Männer“, sondern zielt „auf die Gesellschaft“ insgesamt. SPD-MdB Leni Breymaier, Gewerkschafterin, forderte einen neuen „Frauen-Gesundheitsbericht“, in dem auch Gewalt gegen Frauen und das Thema Pflege Platz finden sollten, und ferner eine „feministische Innenpolitik“ mit konkreten Maßnahmen. Man müsse Druck aufbauen, auch im Wahlkampf.

Mehr als die Hälfte der Frauen empfindet den Bereich Menopause am Arbeitsplatz als Tabuthema.

Auf die großen Lücken in der Ausbildung der Mediziner hinsichtlich der Menopause wies Dr. med. Katrin Schaudig (Hamburg) hin. Die Präsidentin der Deutschen Menopause Gesellschaft beklagte, dass dieses Thema in der Ausbildung überhaupt nicht vorkäme. Die DGGG, immerhin, habe dazu aber eine Fachgruppe gegründet. Zwar findet nach ihrer Darstellung die Facharztausbildung in der Gynäkologie wie auch die Weiterbildung in den gynäkologischen Kliniken statt, dort aber würden keine Frauen mit Wechseljahresbeschwerden behandelt. Die gehen in die Praxen.

Eine Befragung der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin (HWR) mit Bezug auf die sozialen und ökonomischen Folgen ergab, dass mehr als die Hälfte der Frauen den Bereich Menopause am Arbeitsplatz als Tabuthema empfinden, zwei Drittel der Befragten wünschen sich mehr Kommunikation darüber, die Hälfte fühlt sich bei diesem Thema allein gelassen. Nur 15 % berichten von Unterstützung durch den Arbeitgeber. Diese Ergebnisse werden, wie Prof. Dr. Andrea Rumler von der HWR berichtete, durch ähnliche Erfahrungen aus Österreich und Großbritannien gestützt.

  1. „Time for Change – Perspektivenwechsel für die Wechseljahre“, Parlamentarischer Abend am 25. September 2024 in Berlin. Veranstaltungsort: Vertretung des Freistaats Bayern beim Bund
  2. Der endgültige Text war zu diesem Zeitpunkt noch nicht fertiggestellt, aber eine „Vorabfassung“ liegt der Redaktion vor.
  3. https://www.mtdialog.de/artikel/studie-zu-auswirkungen-von-wechseljahresbeschwerden; Stand: November 2024

Bildnachweis: #wirsind9millionen-Kampagne

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