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Allgemeinmedizin

Vorhofflimmern

Schlaganfällen vorbeugen

Doro Frangopoulos

23.1.2023

Etwa 1,5 bis 2 Millionen Menschen in Deutschland sind von Vorhofflimmern betroffen, welches wiederum für fast ein Drittel der ischämischen Insulte verantwortlich ist. Ein eskalierendes ABC-Behandlungsschema sowie digitale Unterstützung können helfen.

 Der Schlaganfall sei die größte Gefahr, die vom Vorhofflimmern (VHF) ausgeht, so PD Dr. med. Gerian Grönefeld (Hamburg). Aufgrund der unregelmäßigen elektrischen Aktivierung schlagen die flimmernden Herzvorhöfe nicht mehr koordiniert. Es können Thromben entstehen. Gerät ein Thrombus über das kardiovaskuläre System bis in die Hirnvenen, kann ein thrombischer Verschluss erfolgen: Es kommt zum Insult. Eines der wichtigsten Ziele in der Behandlung von Vorhofflimmern ist somit die Vermeidung von Schlaganfällen.

Therapie nach dem ABC-Schema

In den Leitlinien von 2020 erfasst die Europäische Gesellschaft für Kardiologie (ESC) im ABC-Behandlungsschema Ziele und Vorgehen bei der Therapie des Vorhofflimmerns:

  • Schlaganfall-Vorbeugung durch Gerinnungshemmer (A für „Antikoagulation“),
  • Therapieverfahren gegen die Symptome in Form einer rhythmuserhaltenden Therapie zur Wieder­herstellung eines natürlichen Herzrhythmus (Sinusrhythmus) und/oder einer frequenzerhaltenden Therapie zur Einstellung einer zu schnellen oder zu langsamen Herz­frequenz auf einen normalen Herzschlag
  • (60 bis 80 Schläge pro Minute) (B für „Bessere Symptomkontrolle“) sowie

Therapie der Begleiterkrankungen und Risiko­faktoren, die Vorhofflimmern verursachen oder begünstigen (C für „Co-Morbiditäten“ und kardiovaskuläre Risikofaktoren).

Möglichst frühzeitig behandeln

Die internationale EAST-AFNET-4-Studie zeigt die Bedeutung einer frühzeitigen Behandlung des Vorhofflimmerns. Etwa 2 800 Patienten mit Vorhofflimmern sowie Bluthochdruck oder anderen Herz-Kreislauf-Erkrankungen waren eingeschlossen, das Durchschnittsalter lag bei 70 Jahren. Unter frühzeitiger rhythmuserhaltender Therapie kam es deutlich seltener zu einem Schlaganfall oder zum Tod durch kardiovaskuläre Erkrankungen. „Wer Vorhofflimmern hat, dem stehen heute Therapieverfahren zur Verfügung, die das Störfeuer im Herzen dauerhaft beseitigen oder zumindest die Symptome lindern und zur besseren Lebensqualität verhelfen können“, sagte Prof. Dr. med. Thomas Voigtländer (Frankfurt am Main).

Digitale Diagnosehelfer

Zur frühzeitigen Diagnose von VHF können Wear­ables genutzt werden, sofern dies in enger Arzt-Patienten-Absprache geschieht. Wearables, z. B. Smartwatches, mit Pulsmess- und EKG-Funktion oder Smartphone-Apps können ein Vorhofflimmern dokumentieren. Bei Anzeichen von Vorhofflimmern erhält der Patient den Hinweis, sich ärztlich entsprechend untersuchen zu lassen. Die Beurteilung von ärztlicher Seite ist essenziell für die richtige Diagnose. Mittels Smartwatch sind zwei unterschiedliche Messverfahren möglich: das 1-Kanal-EKG sowie die Photoplethysmografie (PPG). Beim 1-Kanal-EKG hat eine Elektrode an der Rückseite des Geräts Kontakt zur Haut, eine zweite Elektrode an der Oberseite der Uhr wird durch Berühren mit dem Finger der anderen Hand aktiviert. Das PPG misst die Herzfrequenz optisch mittels Infrarotlicht. Beide Messverfahren sind geeignet, VHF mit einer Treffsicherheit von über 90 % zu erkennen. Die Herzfrequenz wird in bestimmten zeitlichen Abständen aufgezeichnet, ohne dass der Patient dies bemerkt. Für den Arzt kann das von Vorteil sein: „Wenn eine Rhythmusstörung nur kurz anhält, ist es eine Herausforderung, sie mit einem herkömmlichen EKG zu dokumentieren“, so Prof. Dr. med. Christian Veltmann, Kardiologe und Elektrophysiologe am Klinikum Links der Weser in Bremen. „Wear­ables können Vorhofflimmern mit einer hohen Treffsicherheit erkennen, können die Diagnose beim Arzt aber nicht ersetzen“, betonte der Kardiologe. Auch sind Smartphones nicht geeignet, einen Herzinfarkt oder bösartige Herzrhythmusstörungen zu erkennen.

Literatur bei der Redaktion

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