Besonders schwere Formen von Asthma ohne große Mengen Kortikosteroide zu beherrschen, kann zur Herausforderung werden. Biologika spielen dabei eine wichtige Rolle. Die Indikation für Dupilumab wurde jüngst für Kinder ab sechs Jahren erweitert.
Wie bekannt, zählt Asthma mit 350 Mio. Betroffenen zu den weltweit häufigsten chronischen Erkrankungen. In der pneumologischen Facharztpraxis macht es rund ein Drittel der Fälle aus. Knapp 10% der Menschen mit Asthma leiden unter einer schweren, unkontrollierten Form. Als unkontrolliert gilt die Erkrankung, wenn die Symptome häufiger als zweimal pro Woche tagsüber auftreten und/oder nachts die Bedarfsmedikation häufiger als zweimal wöchentlich zur Symptomlinderung eingesetzt werden muss. Ein Hauptziel der Therapie ist es, Exazerbationen abzuwenden. „Wenn im Laufe eines Jahres eine oder gar mehrere Exazerbationen auftreten, ist es für mich ein klares Signal, dass die Therapie optimiert werden muss“, sagt der Pneumologe Dr. Thomas Hering aus Berlin. Bis zur optimalen Therapie gehören oft viele Durchläufe aus Beurteilung, Therapieanpassungen und Ergebnisüberprüfung. Anhand der Kriterien der GINA-Leitlinie bestimmt der Facharzt den Schweregrad der Erkrankung.
Als schwere, unkontrollierte Form gilt eine Asthmaerkrankung, wenn der Patient trotz maximaler, optimierter Therapie und der Behandlung der jeweiligen Begleitfaktoren keine ausreichende Symptomlinderung erreicht. Wegen der Nebenwirkungen wie Osteoporose, Hypertonie oder gastrointestinale Blutungen können orale Kortikosteroide (OCS) nicht langfristig benutzt werden. Im Gegenteil: Man kämpfe um jedes Milligramm Cortison, das man für eine ideale Therapieeinstellung sparen könne, so Hering und präzisiert: „Alles unter 7,5mg Cortison pro Tag gilt als akzeptabel, wobei das Ziel deutlich unter 5mg bzw. 2,5mg liegen sollte.“ Laut der Nationalen VersorgungsLeitlinie Asthma dürfen OCS nur nach der Therapie mit Biologika und in begründeten Fällen eingesetzt werden.
Typ-2-Inflammation und ihre Biomarker
Zwei Biomarker spielen bei der Diagnose eine besondere Rolle: Der eosinophile Granulozyt (EOS) und das exhalierte Stickstoffmonoxid (FeNO). Beides sind Biomarker der Typ-2-Inflammation, die bei 90% der Erwachsenen die Ursache des Asthmas ist. EOS erhalten die Inflammation langfristig und sind mit einer fixierten Atemwegsobstruktion assoziiert. Mit dem Entstehungsprozess von EOS wird das Interleukin(IL)-5 assoziiert, IL-4 und IL-13 sind am Transport ins Gewebe beteiligt. Folglich gelten IL-4, IL-5 und IL-13 als Treiber der Typ-2-Inflammation. „Sind die Biomarkerwerte hinreichend erhöht, ist dies ein Indikator, dass Biologika gut wirken könnten”, erklärte Hering.
Der monoklonale Antikörper Dupilumab behindert die Typ-2-Inflammation, in dem es durch Rezeptorblockade die IL-4- und IL-13-Signalwege inhibiert. Seit April 2022 ist er durch die Europäische Kommission für die Add-on-Therapie bei schwerem Asthma mit Typ-2-Inflammation für Erwachsene und Kinder ab sechs Jahren freigegeben. Grundlage für die Zulassung war die Phase-III-Studie VOYAGE. Dabei wurden 408 Kinder mit unkontrollierten, mittelschweren bis schweren Asthma untersucht. Ausgewertet wurden zwei Untergruppen von Kindern mit einer Evidenz für eine Typ-2-Inflammation. Zum einen Kinder, die eine EOS-Zahl von ≥300 Zellen/μl aufwiesen (n=259) und 350 Kinder, die einen FeNO-Baseline-Wert von ≥20 ppb (parts per billion) oder einen EOS-Baseline-Wert im Blut von ≥150 Zellen/μl hatten. Die Kinder erhielten je nach Körpergewicht 100mg oder 200mg Dupilumab alle zwei Wochen zusätzlich zur Standardtherapie. Mehr als 90% der Kinder hatten zusätzlich noch eine weitere Erkrankung wie allergische Rhinitis oder atopische Dermatitis.
In Folge sank die Rate schwerer Exazerbationen um 65 bzw. 59% gegenüber Placebo. Die Lungenfunktion verbesserte sich ab der zweiten Woche. 81 bzw. 79% der Kinder gaben nach 24 Wochen eine klinisch bedeutsame Verbesserung an. Der Einsatz systemischer Kortikosteroide wurde im Laufe des Jahres um durchschnittlich 66 bzw. 59% gegenüber Placebo gesenkt. Beim Sicherheitsprofil gab es keine Veränderungen zum bekannten Einsatz bei Kindern ab zwölf Jahren.
Virtuelle Pressekonferenz „Perspektive Pneumologische Praxis“ (Veranstalter: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, 18.03.2022