Diverse chronisch-entzündliche Erkrankungen basieren auf einer Typ-2-Inflammation. Dupilumab kann hier mit einer dualen Rezeptorblockade punkten. Folglich erhielt der monoklonale Antikörper für mehrere dieser Erkrankungen die Zulassung: unter anderem für Asthma und die eosinophile Ösophagitis.
Die Typ-2-Inflammation steht im Zentrum vieler chronisch-entzündlicher Erkrankungen. Eine zentrale Rolle spielt sie bei Asthma, allergischer Rhinitis, chronischer Rhinosinusitis mit Nasenpolypen (CRSwNP), atopischer Dermatitis (AD), eosinophiler Ösophagitis (EoE), Prurigo nodularis (PN) sowie teilweise auch bei COPD, erklärte Prof. Dr. med. Martin Wagenmann (Düsseldorf). Treiber dieser Entzündung sind unter anderem die Interleukine IL-4, IL-13 und IL-5.
Der vollständig humane monoklonale Antikörper Dupilumab adressiert gezielt die Typ-2-Entzündung, indem er den gemeinsamen Rezeptor für IL-4 und IL-13 blockiert. Dupilumab ist für die Behandlung von Asthma, EoE, AD, CRSwNP, PN und seit Kurzem auch bei COPD mit Typ-2-Inflammation zugelassen.
„Typ-2-assoziierte entzündliche Erkrankungen sind häufig und treten oft gemeinsam auf“, betonte Wagenmann. So seien an Asthma Erkrankte beispielsweise oft von CRSwNP betroffen und umgekehrt, EoE gehe ebenfalls häufig mit Asthma oder AD einher. Man sollte daher stets auch die Komorbiditäten im Blick haben.
Remission bei schwerem Asthma
Eine Typ-2-Inflammation kann auch den beiden häufigsten Phänotypen des Asthmas –allergisches und eosinophiles Asthma – sowie deren Mischformen zugrunde liegen. Wichtig bei der Diagnose sei die Abklärung, ob dies zutrifft – dabei helfen insbesondere die beiden Biomarker Bluteosinophile und FeNO, erinnerte Prof. Dr. med. Dirk Koschel (Coswig).
Bei schwerem, unkontrolliertem Asthma könne mit Dupilumab häufig eine Remission erzielt werden. Der Wirkstoff reduziere Exazerbationen, verbessere deutlich die Lungenfunktion und helfe, orale Kortikosteroide einzusparen bzw. ganz darauf zu verzichten.
Eosinophile Ösophagitis frühzeitig erkennen
Die eosinophile Ösophagitis ist eine seltene, chronisch-entzündliche Erkrankung, die durch eine Infiltration mit eosinophilen Granulozyten, Dysphagie und Bolusobstruktion charakterisiert ist. Die Symptome der EoE können sich abhängig vom Alter der Betroffenen unterscheiden, erklärte Prof. Dr. med. André Hörning (Erlangen): „Bei kleinen Kindern sind Erbrechen und Gedeihstörung die Leitsymptome, bei Erwachsenen und Älteren stehen Dysphagie und Bolusobstruktion im Vordergrund.“ Es vergehe leider oft viel Zeit, bis die Erkrankung diagnostiziert werde, insbesondere bei kleinen Kindern unter 6 Jahren (Diagnoselatenz 1,2 Jahre).
„Vermeidungsstrategien bzw. Gewöhnung können die Symptome maskieren und in einer verzögerten EoE-Diagnose resultieren. Gezieltes Fragen nach dem Essverhalten der Betroffenen sollte daher Bestandteil der Anamnese sein “, so der Gastroenterologe. Hierzu eignen sich z. B. die Fragen des IMPAKTS-Fragebogens. IMPAKTS steht für: (I) Immer der/die Letzte am Tisch, (M) Meiden von fester Nahrung, (P) Pürieren von Mahlzeiten, kleinschneiden, (A) Aversion/Abneigung gegen Tabletten, (K) Kauen exzessiv und Einspeicheln, (T) Trinkmenge erhöht bzw. „Nachtrinken“, (S) Sozialer Rückzug, gleichzeitige Kommunikation und Essen sind herausfordernd. EoE habe psychologische und soziale Folgen: Im Vordergrund stehen Bolus- und Erstickungsangst und die allgemeine Belastung durch die Erkrankung (häufige Endoskopien, Diät, Medikamente). Zudem könnten Angstzustände, Depression und Schlafstörungen sowie Probleme in der Schule oder am Arbeitsplatz auftreten.
Laut entsprechender AWMF-Leitlinie aus 2023 sollen zur Beurteilung der Aktivität der EoE klinische Symptome, Histologie und der endoskopische Befund berücksichtigt werden. Ziel der Induktions- und Erhaltungstherapie ist die klinische und histologische Remission. Zur Remissionsinduktion bei Erwachsenen werden topische Kortikosteroide (TCS) empfohlen, bei Kindern mit Striktur initial ebenfalls TCS, ansonsten auch Protonenpumpenhemmer (PPI; off-label) oder 6-Food-Eliminationsdiät (SFED).
Dupilumab kann seit Ende Januar 2023 für die Behandlung der EoE bei Erwachsenen und Jugendlichen ab 12 Jahren mit einem Körpergewicht von mindestens 40 kg, die mit einer konventionellen medikamentösen Therapie unzureichend therapiert sind, diese nicht vertragen oder für die eine solche Therapie nicht in Betracht kommt, eingesetzt werden.
In der zulassungsrelevanten Studie verbesserte Dupilumab Histologie und Dysphagie der EoE bei Jugendlichen (> 12 Jahre) und Erwachsenen nach 24 und 52 Wochen [1]. Unter Dupilumab zeigte sich ein anhaltendes Ansprechen mit signifikanter Verbesserung des Schluckvermögens, histologischer Remission, endoskopischer Befunde im Ösophagus sowie zellulären Verbesserungen. Aktuelle Daten führten auch zur positiven EMA-Empfehlung für die EU-Zulassung bei Kindern ab 1 Jahr [2].
„Dupilumab verbesserte in den Studien Histologie und Gewichtsentwicklung bei Kindern mit EoE im Alter von 1 bis 11 Jahren nach 16 Wochen. Bei Kindern ab dem 1. Lebensjahr mit aktiver EoE führte Dupilumab zu einer klinischen und histologischen Krankheitsremission bei sehr gutem Sicherheitsprofil“, resümierte Hörning.
Symposium „Typ-2-Inflammation: Auf den Spuren von IL-4 und IL-13 – Fälle aus der Praxis“ anlässlich des Deutschen Allergiekongresses (Veranstalter: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH), Dresden, September 2024