Typ-2-Diabetes kann bei den Betroffenen u. a. auch Herz, Gefäße, Nieren und das Gehirn schädigen, was zu Herzinfarkt, Schlaganfall, Herz- und Niereninsuffizienz führen kann. Bei der Therapiewahl sollte daher nicht nur die Höhe des Blutzuckers, sondern auch die individuellen Risiken für Komorbiditäten eine Rolle spielen.
Die Therapie des Typ-2-Diabetes fokussiert sich nicht mehr allein auf die Senkung des HbA1C-Werts. Allerdings scheinen sich die Empfehlungen der Leitlinien bezüglich moderner und effektiver Therapiemethoden in vielen Praxen noch nicht durchgesetzt zu haben, bemängelte Prof. Dr. med. Sebastian Meyhöfer (Lübeck). Dies bestätigen auch die Daten einer Beobachtungsstudie.
Die aktuelle Nationale VersorgungsLeitlinie stellt z. B. zur Therapie der chronischen Stoffwechselerkrankung bei den Empfehlungen zur patientenzentrierten, medikamentösen Therapie das individuelle kardiovaskuläre Risiko in den Vordergrund. Liegt eine klinisch relevante kardiovaskuläre Erkrankung bei Personen mit Typ-2-Diabetes vor, sollte frühzeitig eine Kombinationstherapie aus Metformin und einem Sodium dependent glucose co-transporter(SGLT)-2-Inhibitor oder einem Glucagon-like Peptide(GLP)-1-Rezeptorantagonist mit belegtem kardiovaskulären Nutzen gestartet werden.
Vorteile von GLP-1-Rezeptorantagonisten
GLP-1-Rezeptorantagonisten wirken multifaktoriell und können über die Blutzuckersenkung hinaus auch die pathophysiologischen Folgen des Typ-2-Diabetes positiv beeinflussen. So haben sie anscheinend Einfluss auf die Entzündungsreaktionen in den Gefäßen und können so das Risiko einer Atherosklerose verringern. Über eine blutdrucksenkende Wirkung reduzieren sie das kardiovaskuläre Risiko insgesamt, was in mehreren kardiovsakulären Endpunktstudien gezeigt wurde. Nicht zuletzt mindern GLP-1-Rezeptorantagonisten den Appetit und steigern das Völle- und Sättigungsgefühl. Dadurch regulieren sie Nahrungsaufnahme und Gewicht.
Bei diesen positiven Klasseneffekten unterscheiden sich die Wirkstoffe durchaus. „So zeigte Semaglutid im Head-to-Head-Vergleich im SUSTAIN-Studienprogramm sowohl bei der Senkung des HbA1C als auch bei der Gewichtsabnahme eine deutlich größere Effektivität als andere GLP-1-Rezeptorantagonisten“, berichtete Prof. Dr. med. Michael Nauck (Bochum). Auch gegenüber höheren Dosierungen erwies sich Semaglutid als überlegen. Im indirekten Vergleich reduzierte Semaglutid (1,0 mg) sowohl den HbA1C-Wert (-0,24 %) als auch das Gewicht (-2,65 kg) signifikant stärker als Duraglutid (3,0 mg).
Zudem profitieren Patienten von der kardiovaskulären Risikoreduktion (Major Adverse Cardiovascular Events = MACE). Im Zuge der kardiovaskulären Sicherheitsstudie SUSTAIN 6 senkte Semaglutid das Risiko für schwere kardiovaskuläre Ereignisse (3P-MACE) signifikant um 26 %. Das Potenzial der GLP-1-Rezeptorantagonisten scheint aber noch nicht erschöpft zu sein. Nach Ansicht von Nauck eröffnen aktuelle Forschungsergebnisse u. a. Möglichkeiten für eine individuelle Dosisfindung und orale Formulierungen.
Post LIS Pressegespräch zu Semaglutid „Multifaktorielle Behandlung des Typ-2-Diabetes – heute und in Zukunft“ (Veranstalter: Novo Nordisk Pharma GmbH), März 2022