Dass Menschen mit Psoriasis in ihrer Lebensqualität sowohl durch physische als auch durch psychische Komorbiditäten mitunter stark beeinträchtigt sind, ist längst bekannt. Die antipsoriatische Therapie sollte daher nicht nur wirksam und gut verträglich sein, sondern auch einen realen Effekt auf die Lebensqualität haben.
Der Schweregrad der Erkrankung sowie Leidensdruck und Patientenpräferenzen bestimmen die Auswahl der eingesetzten Therapeutika bei Menschen mit Psoriasis vulgaris. Gemäß den Leitlinienempfehlungen werden bei moderaten bis schweren Formen verschiedene Therapieansätze miteinander kombiniert, wobei topische Wirkstoffe, Phototherapie, orale systemische niedermolekulare Nicht-Biologika und systemische Biologika zum Einsatz kommen.
Im Bereich der topischen Behandlungsmöglichkeiten zählt Dimethylfumarat (DMF) inzwischen zu den etablierten Substanzen mit guter Wirksamkeit und Verträglichkeit, das neben Fumarsäuremischpräparaten (FAE) in Europa seit 2017 als Monopräparat zugelassen und auf dem Markt erhältlich ist.
Mehr Lebensqualität durch DMF
In der randomisierten, doppelblinden Phase-III-Studie BRIDGE konnten bereits die überlegene Wirksamkeit von DMF bei Personen mit mittelschwerer bis schwerer Psoriasis im Vergleich zu Placebo (p < 0,001) und die Nichtunterlegenheit in Bezug auf FAE (p < 0,001) gezeigt werden. Der primäre Koendpunkt bestand in den Parametern PASI 75 und PGA 0–1 in Woche 16.
In einer Post-hoc-Analyse wurde schließlich die Auswirkung der DMF-Behandlung auf die Lebensqualität der Betroffenen untersucht – insgesamt und stratifiziert nach Personengruppen mit unterschiedlichem Schweregrad der Erkrankung zu Therapiebeginn [1]. Dafür wurden die Daten des Dermatology Life Quality Index (DLQI) ausgewertet, die zu Baseline und in Woche 16 erhoben worden waren und die Bereiche Symptome, Gefühle, tägliche Aktivitäten, Freizeit, Arbeit, Schule, persönliche Beziehungen sowie Behandlung abdeckten. Zudem wurde analysiert, welche der in Woche 8 gemessenen Wirksamkeitsreaktionen als mögliche Prädiktoren für die Lebensqualität in Woche 16 geeignet sein könnten.
In die Auswertung gingen Daten von insgesamt 671 eingeschlossenen Personen ein, von denen 267 mit DMF, 273 mit FAE und 131 mit Placebo behandelt worden waren. Lag der mittlere DLQI zu Baseline bei 11,3 (DMF), 12,0 (FAE) bzw. 10,9 (Placebo), so hatte sich dieser in Woche 16 in der DMF-Kohorte um 46 % auf 5,4 signifikant stärker verbessert als unter Placebo (Verbesserung um 5 % auf 8,5; p < 0,0001), mit vergleichbaren Ergebnissen in der FAE-Kohorte (Verbesserung um 34 %) (Abb.). Kaum oder gar nicht mehr beeinträchtigt (DLQI 0–1) fühlten sich 36 % derer unter DMF versus 15 % in der Placebo-Gruppe.
Schweregrad zu Beginn hat keinen Einfluss
Stratifiziert nach dem Schweregrad der Erkrankung zu Baseline (PASI 10–20 vs. PASI > 20) zeigte sich in Woche 16, dass die Ergebnisse der Lebensqualität unter Therapie mit DMF wie auch FAE nicht durch den Schweregrad der Grunderkrankung zu Beginn der Therapie beeinflusst werden. Beide Gruppen erreichten nach 16 Wochen Behandlung eine ähnlich hohe deutlich bessere prozentuale DLQI-Veränderung als Personen unter Placebo. Gleiches galt für die Stratifizierung nach Ausgangs-PGA. Auch das Erreichen einer Reduktion des DLQI um ≥ 5 Punkte in Woche 16 wurde nicht von der Ausgangsschwere der Erkrankung in der DMF-Kohorte beeinflusst: 46,7 % der Personen mit PASI 10–20 zu Baseline und 59,5 % derer mit PASI > 20 berichteten in Woche 16 eine Reduktion des DLQI um ≥ 5 Punkte (p = 0,1281). Die Ausgangsschwere der Psoriasis-Erkrankung scheint also keinen Unterschied für das maximal erreichbare Outcome in Bezug auf die Lebensqualität der Betroffenen zu machen – und ist somit kein einschränkender Faktor im Hinblick auf die Therapieentscheidung.
Frühe PASI-75-Response ist guter Prädiktor für Anstieg der Lebensqualität.
Als geeigneter Prädiktor für eine besonders starke Verbesserung des DLQI in Woche 16 konnte zudem das PASI-75-Ansprechen in Woche 8 gesehen werden. Unter den PASI-75-Respondern in Woche 8 erreichten in Woche 16 zwei Drittel einen DLQI 0–1, unter den Nicht-Respondern war es ein Drittel.
Die in der BRIDGE-Kohorte erneut bestätigte Assoziation zwischen Therapieansprechen (PASI 75) und Steigerung der Lebensqualität gibt den Behandelnden somit ein gutes Instrument in die Hand, um den Patientennutzen der DMF-Therapie präzisieren zu können. Denn gemäß europäischem Konsens geht der DLQI in die Bewertung des Behandlungserfolgs ein, wenn der PASI durch die Behandlung zwar um mehr als 50 %, aber nicht mehr als 75 % verbessert werden kann. Liegt in diesem Fall der DLQI über 5, sollte ein Präparate- bzw. Regimewechsel erfolgen, bei Werten ≤ 5 sollte die Behandlung zunächst fortgeführt werden.
Noch besser fällt nach Meinung der Studienautorinnen und -autoren sogar die Korrelation zwischen absolutem statt relativem PASI und DLQI aus. Allerdings erreichten auch unter den Nicht-PASI-75-Respondern in Woche 8 knapp 20 % in Woche 16 einen DLQI von 0–1, was vermuten lässt, dass bei einer Untergruppe von Patientinnen und Patienten der DLQI möglicherweise nicht vollständig von den Wirksamkeitsergebnissen abhängt. Erscheinungsfreiheit der Haut ist also nicht zwangsläufig Voraussetzung für die Zufriedenheit der Behandelten. Die Korrelation beider Messgrößen kann aber durchaus dafür genutzt werden, um den Erfolg der DMF-Behandlung bereits im Verlauf besser einschätzen zu können.
1 van de Kerkhof PCM et al., J Eur Acad Dermatol Venereol 2020; 34: 119–26