Humanes Thrombozytenlysat bei diabetischem Fußulkus +++ Wundheilungswahrscheinlichkeit beim Diabetischen Fußulkus +++ Assoziation von Vitamin-D-Mangel und diabetischem Fußulkus +++ EST bei Venösem Beingeschwür +++ Mobile App zur Wundmessung
Humanes Thrombozytenlysat bei diabetischem Fußulkus
Zur Therapie des diabetischen Fußulkus werden zunehmend neue Produkte getestet. In einer aktuellen Studie wurde nun in einem prospektiven Doppelblindversuch geprüft, ob die heilende Wirkung von humanem Thrombozytenlysat (hPL) bei einem chronischen diabetischen Fußulkus auf Plasma oder Thrombozytenlysate zurückzuführen ist. Autologes plättchenreiches Plasma wurde aus Citratblut gewonnen, lysiert und als Medikament 1 (aktives Produkt) verwendet. Plättchenarmes Plasma (PPP) wurde als Wirkstoff 2 (Placebo) verwendet. Insgesamt wurden 10 Personen in Arm 1 und 9 Personen in Arm 2 eingeschlossen. Die Präparate wurden alle 2 Wochen periläsional injiziert; insgesamt erhielt jeder 6 Injektionen. Die Wundheilung wurde in der hPL-Gruppe bei 9 von 10 der Betroffenen nach durchschnittlich 35,1 Tagen erreicht. In der PPP-Gruppe war die Wunde bis Tag 84 bei niemandem verheilt.
Fazit: Die Ergebnisse zeigen, dass autologes hPL bei der Heilung eines chronischen diabetischen Fußulkus sicher und hochwirksam sein kann.
Alhawari H et al., Int Wound J 2023; 20: 3116–22
Wundheilungswahrscheinlichkeit beim Diabetischen Fußulkus
Ziel einer aktuellen Metaanalyse war der Vergleich der Wirksamkeit von Hautersatz- und Biomaterialien sowie topischen Wirkstoffen zur Therapie eines diabetischen Fußulkus (DFU) mit der Standardbehandlung. Als primärer Endpunkt galt die Heilungsrate nach 12 bis 16 Wochen, als sekundärer Endpunkt die Rezidivrate. Es wurden 38 Studien mit 3 862 Patientinnen und Patienten ausgewertet, die eine geringe Heterogenität ohne signifikante Asymmetrie aufwiesen. Nach Zusammenführung der Schätzungen wiesen plazentabasierte Gewebeprodukte im Vergleich zur Standardbehandlung die beste Wundheilungswahrscheinlichkeit auf (p = 0,90), gefolgt von Hautersatzmaterialien mit lebenden Zellen (p = 0,70), azellulären Hautersatzmaterialien (p = 0,56) und modernen topischen Verbänden (p = 0,34). Die Rezidivanalyse zeigte in der Interventionsgruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe eine signifikante Verbesserung mit einer niedrigeren Rezidivrate von 11,21 % versus 15,15 %.
Fazit: Die Ergebnisse des Reviews könnten als Grundlage für die klinische Entscheidungsfindung bei der Behandlung von diabetischen Fußgeschwüren dienen.
Chen AC et al., Adv Wound Care (New Rochelle) 2024; 13: 97–113
Assoziation von Vitamin-D-Mangel und diabetischem Fußulkus
Besteht ein Zusammenhang zwischen einem Vitamin-D-Mangel und dem diabetischen Fußulkus? Zur Klärung dieser Frage wurde eine umfassende Literaturrecherche durchgeführt, und 1 765 zusammenhängende Untersuchungen wurden überprüft. Die 15 für die Metaanalyse ausgewählten Untersuchungen umfassten insgesamt 2 648 Personen mit Diabetes mellitus, davon 1 413 mit diabetischem Fußulkus und 1 235 ohne diabetisches Fußulkus.
Personen mit diabetischem Fußulkus hatten signifikant niedrigere Vitamin-D-Spiegel im Vergleich zu Personen ohne diabetisches Fußulkus (-7,14; 95%-Konfidenzintervall [KI] -8,83 bis -5,44). Insgesamt war bei Personen mit diabetischem Fußulkus die Anzahl der Personen mit Vitamin-D-Mangel signifikant höher als bei Personen ohne diabetisches Fußulkus. Demnach haben Personen mit diabetischem Fußulkus eine 2,27-mal höhere Wahrscheinlichkeit, einen Vitamin-D-Mangel zu haben als Personen ohne Ulkus (Chancenverhältnis 2,27; 95%-KI 1,63–3,16).
Fazit: Es besteht ein Zusammenhang zwischen Vitamin-D-Werten und diabetischem Fußulkus. Aufgrund des geringen Stichprobenumfangs mehrerer für diese Metaanalyse ausgewählter Studien ist jedoch nach Ansicht der Autorinnen und Autoren die Aussagekraft eingeschränkt.
Li X et al., Int Wound J 2023; 20: 3015–22
EST bei Venösem Beingeschwür
Hauptziel eines Reviews war die Bewertung der Wirksamkeit der Elektrostimulationstherapie (EST) bei venösen Beingeschwüren. Dazu wurden 8 randomisierte, kontrollierte Studien und 3 Fallserien evaluiert. In den Studien wurde die aktive Elektrode auf der Wunde und die passive Elektrode auf der gesunden Haut platziert (n = 6) oder beide Elektroden wurden auf beiden Seiten der Wundränder platziert (n = 4) oder es wurde eine planare Sonde verwendet (n = 1). Die Veränderung der Ulkusgröße war der wichtigste Parameter (n = 8), gefolgt von der Ulkusheilungsrate (n = 6), der Exsudatmenge (n = 4) und der Zeit bis zur Heilung (n = 3). In 5 randomisierten, kontrollierten Studien wurde im Vergleich zur Kontrollgruppe eine signifikante Verbesserung nach EST festgestellt. In 2 dieser Studien war dies nur bei den Personen der Fall, die sich keiner chirurgischen Behandlung unterzogen hatten.
Fazit: Die Ergebnisse sprechen für den Einsatz der EST, insbesondere bei Personen, die keine Kandidaten für eine chirurgische Behandlung sind.
Borges D et al., J Vasc Surg Venous Lymphat Disord 2023; 11: 1070–9.e1
Mobile App zur Wundmessung
US-amerikanische Forschende haben eine App zur Wundmessung auf die Konsistenz der Ergebnisse bei Personen mit Wunden untersucht. Der Intraclass-Korrelationskoeffizient (ICC) wurde für die Intrarater- (ICC1,1) und Interrater-Analyse (ICC2,1) berechnet. Es wurden 42 Läsionen mit einer Fläche von 0,2 cm2 bis 23 cm2 analysiert. Dabei wurde ein hohes Maß an Zuverlässigkeit bei wiederholten Messungen der Wundfläche durch denselben Untersuchenden (ICC1,1 = 0,997) und zwischen den Untersuchenden mit dem iPhone 13 mini (ICC2,1 = 0,998) festgestellt. Es gab keinen signifikanten Unterschied zwischen iPhone 12 und iPad mini (p = 0,78) oder zwischen iPhone 13 mini und iPhone 12 (p = 0,22).
Fazit: Die App liefert schnelle und genaue Wundmessungsergebnisse. Die Ergebnisse dieser Studie deuten darauf hin, dass eine mobile App für die digitale Planimetrie geräte- und benutzerübergreifend ein hohes Maß an Zuverlässigkeit bieten kann.
Swerdlow M et al., Adv Wound Care (New Rochelle) 2024; 13: 14–21
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