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Studien-Update

Studien-Update

Sexuell übertragbare Erkrankungen

Dr. med. Christine Adderson-Kisser

28.2.2025

Doxycyclin-Resistenz bei Gonokokken +++ Mycoplasma genitalium: Welches Antibiotika-regime Hilft? +++ Krebsvorsorge mit HPV16-L1-Antikörpertest +++ HCV-Diagnostik aus Trockenblut +++ Diagnostik der Urethritis

Doxycyclin-Resistenz bei Gonokokken

Anhand einer Untersuchung von Abstrich- und Urinproben in einer Berliner STI-Schwerpunktpraxis wurden aktuelle Daten zur Häufigkeit des Vorliegens sexuell übertragbarer Erreger erhoben und die derzeitige Antibiotika-Resistenzrate von Gonokokken eruiert.

Dafür wurden Proben von 3 587 Personen (1 908 Männer, die Sex mit Männern haben [MSM]) untersucht, von denen zwei Drittel entsprechende STI-Symptome angaben. Mit 10,3 % positiven Befunden dominierten klar Infektionen mit Neisseria gonor­rhoeae (NG), gefolgt von Chlamydia trachomatis (CT)mit 6,4 %. In der Subgruppe der MSM fielen die ­Befunde noch häufiger positiv aus (15,2 % NG bzw. 7,2 % CT) – mit bevorzugtem Auftreten von NS im Anus (10,3 %) und im Rachen (8,0 %). Bei 762 Personen wurde zusätzlich auf Mycoplasma genitalium getestet, das bei 8,9 % aller Personen und 14,8 % der MSM nachweisbar war. Syphilis wurde in insgesamt 40 Fällen detektiert (34 bei MSM), das Lympho­granuloma venereum (LGV) bei 6 MSM. Die Resistenztestung der 146 Gonokokken-Kulturen ergab bei 97,6 % der Isolate eine Doxycyclin-Resistenz.

Fazit: Die Dominanz von Gonokokken-Infektionen bei sehr niedrigen Inzidenzen für Syphilis und LGV und fast 100%iger Doxycyclin-Resistenz der NS lässt die Doxy-PEP von begrenztem Nutzen erscheinen. 

Glaunsinger T et al., 67. Deutscher STI-Kongress, Poster 10

Mycoplasma genitalium: Welches Antibiotika-regime Hilft?

Aufgrund zunehmender Resistenzen von Mycoplasma genitalium (MG) sind gängige antibiotische Therapien oftmals nicht mehr wirksam. In einer Untersuchung des Uniklinikums Essen wurden die Behandlungserfolge einer MG-Infektion bei 110 Personen (98 % Männer, 86 % MSM, 45 % HIV-positiv) erhoben, von denen 31 % symptomatisch waren und 60 % an mindestens einer weiteren STI litten. Die Resistenztestung bei 40 Proben fiel in 73 % der Fälle positiv aus und betrafen bei 70 % der Isolate Makrolide, bei 13 % Chinolone und bei 10 % beide. Unter Ersttherapie (46 % Doxycyclin, 51 % Azithromycin, 3 % Moxifloxacin) erreichten 53 % eine ­MG-Eradikation. Zuletzt wurden 40 % Doxycyclin, 38 % Azithromycin, 18 % Moxifloxacin und 4 % ­Pristinamycin eingesetzt. Die mediane Anzahl der Behandlungen pro Fall betrug 1,5 bei im Mittel 87 Behandlungstagen.

Fazit: Trotz hoher Zahl an MG-Resistenzen führte die konsequente antibiotische Therapie zur Eradikation in allen Fällen. 

Maischack F et al., 67. Deutscher STI-Kongress, Poster 12

Krebsvorsorge mit HPV16-L1-Antikörpertest

In einer Vorstudie mit 10 Serumproben konnte gezeigt werden, dass mit dem HPV16-L1-Antikörpertest HPV-assoziierte anale Läsionen bereits vor Auftreten makroskopischer Auffälligkeiten darstellbar sind – was ihn als vielversprechendes Screening-Tool für die Karzinom-Früherkennung erscheinen lässt.

In einer prospektiven Studie in Bochum wurden nun 98 Personen (87 Männer, 79 HIV-positiv) dem HPV16-L1-Antikörpertest mit dem Schnelltest aus Vollblut unterzogen und mittels Anoskopie und zytologischem Analabstrich sowie HPV-Typisierung und Biopsie bei auffälligem klinischen Befund untersucht. Das Ergebnis: 13 Personen (darunter 10 HIV-Positive) hatten einen positiven Befund im Schnelltest. Unter denjenigen mit negativem Schnelltest wurde bei 3 Personen eine anale intraepitheliale Neoplasie detektiert (AIN II: 1; AIN III: 2).

Die HPV-Typisierung ergab bei einer Person HPV16, bei 2 Personen zeigten sich andere Hochrisiko-HPV-Typen. Die Seropositivität von HPV16-L1-Antikörpern korrelierte in 11 Fällen mit frühen Formen zytologischer Dysplasien.

Fazit: Der HPV16-L1-Antikörpertest kann als ergänzendes Diagnostikum zur Erfassung HPV-assoziierter Läsionen genutzt werden. Die klinische Untersuchung ersetzt er aber nicht. Als niederschwelliges Screening-Tool kann er zur effektiven Krebsvorsorge beitragen. 

Kosmider S et al., 67. Deutscher STI-Kongress, Poster 03

HCV-Diagnostik aus Trockenblut

Die WHO hat dazu aufgerufen, Infektionen mit Hepatitis C (HCV) bis 2030 zu eliminieren. Dafür muss unter anderem der Anteil diagnostizierter Infektionen bei mindestens 90 % liegen.

Um dieses Ziel zu erreichen, muss die HCV-Diagnostik niederschwellig möglich werden, um auch Zugang zu schwer erreichbaren Zielgruppen zu erlangen. Ein Weg ist die Analyse von HCV-AK und HCV-RNA aus Trockenblut (DBS): Kapillarblut aus der Fingerkuppe wird auf eine Filterkarte übertragen, das Analysat ist so bei Raumtemperatur stabil. Im Vergleich zur Serumdiagnostik lag die Sensitivität für den Nachweis von Anti-HCV bei 97 %, die Spezifität bei 100 %. Auch die Spezifität für den Nachweis von HCV-Antigen lag bei 100 %. Die Sensitivität des HCV-RNA-Nachweises war ausreichend für die Bestimmung einer akuten oder chronischen HCV-Infektion, die Nachweisgrenze lag bei 1 000 IU/ml Plasma. Semiquantitative Angaben zur Virusmenge waren möglich.

Fazit: Die HCV-Diagnostik aus Trockenblut hat eine ähnlich gute diagnostische Spezifität und Sensiti­vität wie die Serum-Analytik. 

Uhlenbrock I et al., 67. Deutscher STI-Kongress, Poster 30

Diagnostik der Urethritis

Bei symptomatischer Urethritis ist oft eine empirische Antibiotikatherapie noch vor Vorliegen des Erregernachweises indiziert. Hierfür wird der urethrale Ausfluss klinisch beurteilt, wobei ein eitriger (gelbgrüner) als Hinweis für eine Gonokokken-Urethritis (GU) gilt. Die Sensitivität liegt hier aber bei nur 61,9 %, bei einer Spezifität von 91,5 %. Wird auch ein mukopurulenter (weißlich-undurchsichtiger) Ausfluss als GU-verdächtig gewertet, steigt die Sensitivität auf 96,8 %, die Spezifität sinkt auf 70,2 %. Bei einer ­Gonokokken-Prävalenz von 15 % bei symptomatischer Urethritis würde die erstgenannte „spezifische“ Kategorisierung bei 72/1 000 Betroffenen fälschlicherweise eine GU annehmen, bei zweitgenannter „sensitiver“ Kategorisierung bei 253/1 000. Die zusätzliche Mikroskopie des Ausstrichs mit einer Sensitivität von 83,0 % und Spezifität von 98,4 % führt bei nur 14/1 000 zur falsch positiven Diagnose.

Fazit: Die zusätzliche Mikroskopie verbessert ­Diagnostik und Therapieentscheidung bei symptomatischer Urethritis. 

Zeyen C et al., 67. Deutscher STI-Kongress, Poster 11

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