Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Plaque-Psoriasis können nach einem Wechsel von Fumarsäureester (FSE) auf Apremilast (Otezla®) [1] von raschen und anhaltenden Verbesserungen bei Symptomen und Manifestationen wie Juckreiz und Kopfhautbeteiligung profitieren. Das zeigen die Ergebnisse einer Interimsanalyse der Real-World-Studie APART [2]. Die Therapiezufriedenheit der Patienten nahm bereits acht Wochen nach dem Wechsel zu Apremilast deutlich zu und blieb über 24 Wochen auf dem Niveau bzw. verbesserte sich weiter.
Die mittelschwere bis schwere Plaque-Psoriasis geht häufig mit belastenden Symptomen und Manifestationen wie Pruritus, der Beteiligung von Nägeln und Kopfhaut sowie von Handflächen und Fußsohlen einher. Die Auswirkungen der Erkrankung auf die Lebensqualität der Patienten sind beträchtlich [3,4]. Das möglichst rasche Erreichen einer Erscheinungsfreiheit ist das oberste Therapieziel, das aber derzeit nicht bei allen Patienten erreicht werden kann [3]. Die Behandlung der Plaque-Psoriasis folgt einem abgestuften Verfahren: In der Erstlinie erhalten Patienten oft eine konventionelle Systemtherapie mit Fumarsäureester. Bei nicht ausreichendem Ansprechen oder Unverträglichkeit kann eine Zweitlinientherapie mit dem Phosphodiesterase-4 (PDE-4)-Inhibitor Apremilast erfolgen [5].
Dass Psoriasis-Patienten von einer Therapieumstellung von FSE auf Apremilast profitieren, bestätigt die zweite Interimsanalyse der Real-World-Studie APART (APremilast After FumaRic Acid Ester Treatment). Die zweiphasige prospektive, multizentrische, auf maximal 56 Wochen pro Patient angelegte Beobachtungsstudie wird unter dermatologischen Alltagsbedingungen in Deutschland durchgeführt. Untersucht werden die Wirksamkeit und die Behandlungszufriedenheit auf Arzt- und Patientenebene nach einer Umstellung von FSE auf Apremilast bei Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Plaque-Psoriasis. Die meisten der 93 Teilnehmer hatten die FSE-Therapie wegen Nebenwirkungen (55 %) oder fehlender Wirksamkeit (38 %) abgebrochen und eine neue Therapie mit Apremilast begonnen [2,6].
Eine erste Interimsanalyse zeigte die Wirksamkeit und Sicherheit von 30 mg Apremilast 2-mal täglich bei Patienten, die von FSE zu Apremilast gewechselt hatten [6]. In einer zweiten Interimsanalyse sollte nach einer Therapiedauer von 24 Wochen die Behandlungszufriedenheit mit Apremilast evaluiert werden [2]. Primärer Endpunkt ist die Dokumentation der Therapiezufriedenheit mit der medikamentösen Behandlung mittels TSQM (Treatment Satisfaction Questionnaire for Medication, Version II) in Woche 24 nach Umstellung auf Apremilast (Beobachtungsphase II). Am Ende der FSE-Therapie (Beobachtungsphase I), die zu jedem Zeitpunkt nach der ersten Gabe abgebrochen werden konnte, lag ein TSQM-Wert von 190,1 vor. Nach dem Wechsel von FSE zu Apremilast wurden deutliche Verbesserungen bei allen TSQM-Kategorien – Wirksamkeit, Nebenwirkungen, Anwenderfreundlichkeit, Gesamtzufriedenheit – bereits in Woche 8 beobachtet. Zum primären Endpunkt nach 24 Wochen war der TSQM-Wert auf 318,2 angestiegen [6]. Die Zufriedenheit der Patienten mit der Behandlung berechnet sich über alle 4 TSQM-Kategorien anhand einer Skala von 0 bis 100 hinweg, höhere Werte gehen mit einer höheren Zufriedenheit einher, der Maximalwert liegt bei 400. Zur Einschätzung der Schwere der Erkrankung durch Arzt und Patient wurden der PGA (Physician Global Assessment) und der PaGA (Patient Global Assessment) erhoben. Zu Beginn der Apremilast-Therapie hatten nur 10,8 % bzw. 13,2 % der Patienten einen PGA bzw. PaGA von 0 oder 1. Nach 24 Wochen hatten 38,8 % bzw. 44,7 % der Patienten einen PGA bzw. PaGA von 0 oder 1 erreicht [2].
Neben dem primären Endpunkt Therapiezufriedenheit unterstreichen auch klinische Parameter die Wirksamkeit der Behandlung mit Apremilast. So besserten sich nach der Therapieumstellung von FSE auf den PDE-4-Inhibitor Pruritus und Kopfhautbeteiligung – Symptome, die Psoriasis-Patienten als besonders belastend empfinden [4] – schnell und anhaltend [2]. Zu Beginn der Apremilast-Therapie litten 90,2 % der Patienten unter Juckreiz. In der Interimsanalyse führte die Behandlung mit dem PDE-4-Inhibitor bereits zu einem frühen Zeitpunkt (Woche 8) zu einer deutlichen Reduktion des Pruritus, gemessen mittels visueller Analog-Skala (VAS -19,7 ± 23,93 mm vs. zu Beginn der Apremilast-Therapie 37,9 ± 27,82 mm) [6]. Die Abnahme des Juckreizes konnte bis Woche 24 aufrechterhalten werden [2].
Der Anteil der Patienten mit nahezu oder vollständig erscheinungsfreier Kopfhaut nach standardisierter globaler Einschätzung durch den Arzt (Scalp Physician Global Assessment-Score [ScPGA] = 0 oder 1), der vor dem Wechsel bei 16,7 % lag, stieg bereits acht Wochen nach der Umstellung auf Apremilast auf 46,0 %. Über die weitere Studiendauer konnte ein zusätzlicher Anstieg auf 49,3 % in Woche 16 beobachtet werden. In Woche 24 erreichten insgesamt 63,1 % der Patienten eine Verbesserung der Kopfhautbeteiligung [2].
Auch die palmoplantare und die Nagelbeteiligung besserten sich rasch und anhaltend. Nach 24 Wochen erreichten 91,3 % der Patienten unter Apremilast eine Verbesserung der Erkrankung an Handflächen und Fußsohlen. Vor dem Wechsel auf die Therapie mit dem PDE-4-Inhibitor lag der Anteil an Patienten mit nahezu oder vollständiger Erscheinungsfreiheit (Palmoplantar Psoriasis Physician Global Assessment [PPPGA] = 0 oder 1) bei 30,8 %. Innerhalb von acht Wochen konnte dieser Anteil mehr als verdoppelt werden und stieg auf 66,7 %. Nach 16 Wochen war der Anteil weiter auf 73,9 % gestiegen. Der Wechsel von FSE auf Apremilast führte überdies zu Verbesserungen der Nagelpsoriasis. Der mittlere NAPPA-CLIN-Score (Nail Assessment in Psoriasis and Psoriatic Arthritis) reduzierte sich von initial 4,8 nach 24 Wochen auf 1,2 und verbesserte sich damit um insgesamt 75 % [2]. Auch die Lebensqualität der Psoriasis-Patienten gemessen mittels DLQI (Dermatology Life Quality Index)-Fragebogen konnte im Vergleich zum Ausgangswert unter der Apremilast-Therapie gesteigert werden [2].
Die Häufigkeit und der Schweregrad von unerwünschten Ereignissen (UE) war in der Beobachtungsphase II unter Apremilast deutlich geringer als bei denselben Patienten, die in der Beobachtungsphase I eine FSE-Therapie erhalten hatten. So litt mehr als die Hälfte (50,5 %) der Patienten während der FSE-Behandlung unter gastrointestinalen Beschwerden (am häufigsten unter Diarrhoe und Schmerzen im Oberbauch), nach Wechsel auf Apremilast waren es nur noch 14 %. Weitere Bereiche mit Vorteilen in der Verträglichkeit betrafen unerwünschte Ereignisse des Gefäßsystems, die sich von initial 7,5 % auf 2,2 % reduzierten, unerwünschte Ereignisse des Blut- und des Lymphsystems, die initial bei 10,8 % und dann bei 0 % lagen und unerwünschte Ereignisse der Haut und des Subkutangewebes (Reduktion von 7,5 % auf 4,3 %). Das Sicherheitsprofil von Apremilast war konsistent mit dem der klinischen Studien [2].
Das Therapie-Begleitprogramm THEO bietet Patienten eine persönliche Betreuung während der Behandlung von Psoriasis, Psoriasis-Arthritis oder Morbus Behçet mit Apremilast. Informative Inhalte und Funktionen, z. B. eine Erinnerung an die Tabletteneinnahme per SMS, helfen im Alltag und erleichtern den Patienten den Umgang mit der Erkrankung. Weitere Informationen finden Sie unter: https://deintheo.de
FAZIT:
Real-World-Daten bilden den Praxisalltag ab und sind damit eine wichtige Ergänzung zu klinischen Studien, die bei der Einbindung von Patienten strengen Ein- und Ausschlusskriterien unterliegen. In der zweiten Interimsanalyse der in deutschen dermatologischen Zentren durchgeführten APART-Studie [2] konnte gezeigt werden, dass Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Plaque-Psoriasis nach Umstellung von FSE auf eine Behandlung mit Apremilast (Otezla®) von einer größeren Therapiezufriedenheit profitieren. Symptome und Manifestationen der Psoriasis besserten sich. Die Verträglichkeit der Apremilast-Therapie war gut.
Die Autorin
Dr. rer. nat. Christine Reinecke
70378 Stuttgart
dres.reinecke@t-online.de
www.hello-biology.com
Dr. Christine Reinecke ist promovierte Diplom-Biologin und seit über 25 Jahren freiberufliche Autorin zahlreicher Publikationen der Naturheilkunde, Medizin und Pharmazie
1 Fachinformation Otezla®, aktueller Stand
2 Mrowietz U et al., EADV 2020; Poster P1313
3 S3-Leitlinie Therapie Psoriasis vulgaris, AWMF-Register-Nr.: 013-001, 2021
4 Lebwohl MG et al., J Am Acad Dermatol 2014 May; 70(5): 871–881
5 Mrowietz U et al., EADV 2019; Poster P1642
6 https://www.ema.europa.eu/en/documents/overview/otezla-epar-summary-public_de.pdf
Impressum:
Bericht: Dr. rer. nat. Christine Reinecke I Redaktion: Magdalena Porst I Konzept: Elke Engels
MiM Verlagsgesellschaft mbH (Neu-Isenburg)
Mit freundlicher Unterstützung der AMGEN GmbH (München)