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Sonderredaktion

Ästhetische Medizin

Polymerisierte Polynukleotide zur Hautverjüngung

5.5.2023

Polymerisierte Polynukleotide sind eine neue injizierbare Substanzklasse. Sie erweitern seit vergangenem Jahr die Auswahl möglicher Unterspritzungsmittel. Das Anwendungsspektrum umfasst die Behand­lung oberfläch­licher Falten bis hin zur Optimierung von Körperarealen wie Hals, Dekolleté und Handrücken.

In der ästhetischen Medizin sind Unterspritzungen mit Fillern eine bewährte Methode, um Falten zu minimieren und einen Spannkraftverlust auszugleichen. Bisher kam dabei häufig Hyaluronsäure zum Einsatz. Außerdem standen Unterspritzungssubstanzen wie PLLA (Poly-L-lactic acid), Calciumhydroxylapatit oder die autologe Transplantation mit Eigenfett zur Verfügung.

Als neue injizierbare Substanzklasse in der ästhetischen Medizin sind im vergangenen Jahr in Deutschland die polymerisierten Polynukleotide (PN) hinzugekommen. PN sind ein natürlicher Bestandteil der DNA, die sich aus vielen Nukleotid-Bausteinen zusammensetzt. Diese bestehen aus drei chemischen Verbindungen: dem Zuckermolekül Desoxyribose, einer Phosphatgruppe und einer der vier organischen Basen Adenin, Thymin, Guanin und Cytosin. Die Nukleotide bilden in der DNA die beiden Stränge der Doppelhelix, die sich wie eine Strickleiter um die eigene Achse dreht. Für den Zusammenhalt sorgen Wasserstoffbrückenbindungen zwischen den komplementären Basenpaaren.

In der Chirurgie, der Inneren Medizin und der Transplantationsmedizin werden PN wegen ihrer entzündungshemmenden Eigenschaften, die beispielsweise zur Förderung der Wundheilung eingesetzt werden, bereits erfolgreich verwendet. Sie zeigen vor allem positive Wirkungen bei antiosteonektrotischen sowie antiosteoporotischen Effekten zur Knochenregeneration und bei der Prävention von Gewebeschäden und Narben. Darüber hinaus unterstützen sie die Heilung von akuten Gewebeverletzungen und Sehnenrissen.

Wirkung der injizierbaren PN

Für den Einsatz in der ästhetischen Medizin sind die injizierbaren Polynukleotide von Croma-Pharma als elastisches, farbloses, steriles und resorbierbares Gel der Produktserie PhilArt verfügbar. Die hier verwendeten PN-HPT® (Polynukleotide-High Purification Technology) sind natürlichen Ursprungs und stammen von Süßwasserfischen, die für den menschlichen Verzehr bestimmt sind. Die Wirkweise ist komplex: PN tragen aufgrund der hydrophilen und polyanionischen Eigenschaften zum Binden von Wassermolekülen bei, was zu einer zeitlich limitierten Tiefenhydration im Gewebe führt. Gleichzeitig wird ein antioxidativer Effekt erzielt, indem der enzym­bedingte Abbau von Polynukleotid-Molekülen zu einer Verstärkung der Schutzaktivitäten gegen freie Radikale führt. Somit sind PN in der Lage, das optimale Milieu für die Migration und Proliferation von Fibroblasten zu schaffen [1,2].

Ihre Hauptwirkung entfalten die PN allerdings über eine Aktivierung des Adenosinrezeptor-Signalwegs, die aus einer Heraufregulation antientzündlicher Zytokine sowie aus der Herabregulation proentzündlicher Zytokine resultiert. Zudem findet eine Induktion von Wachstumsfaktoren wie Epidermal Growth Factor (EGF), Fibroblast Growth Factor (FGF) und Vascular Endothelial Growth Factor (VEGF) statt, was letztlich in einer Proliferation von Fibroblasten und einer Neoangiogenese erfolgt. Darüber hinaus wirken PN über den sogenannten Salvage-Pathway. Stehen die Zellen unter Stress (z. B. durch freie ­Radikale), nutzen sie die Bausteine von extrazellulär verfügbaren PN, wodurch die Generation eigener DNA erleichtert wird. Dadurch verbraucht die Zellteilung nicht nur weniger eigene Ressourcen, sondern wird zudem beschleunigt – was eine schnellere Regeneration und Wundheilung begünstigt.

Einsatzgebiete von Polynukleotiden

Aufgrund ihrer Wirkungsweise und den zu erwartenden klinischen Effekten sind PN als innovative Biostimulatoren am ehesten der Produktkategorie „Skinbooster“ zuzuordnen. Ihre Einsatzgebiete sind vor allem die Verbesserung der Hautqualität sowie das sanfte Lindern von sichtbaren Anzeichen der Hautalterung [1,3]. Aufgrund dessen empfiehlt sich eine Injektion mit PN vor allem bei Patienten mittleren Alters, die unter beginnendem Elastizitätsverlust leiden. Doch auch für andere Anzeichen der Hautalterung wie leichte Fältchen und Verlust der Ausstrahlung sowie für eine transiente Tiefenhydration bieten sich polymerisierte Polynukleotide an. Des Weiteren kann über eine Regulation der Tyrosinase eine Redu­zierung des zellulären Melaningehalts erzielt werden, wodurch sich Pigmentstörungen regulieren lassen. Weitere Einsatzgebiete können die Alopezie und eine Psoriasis sein. Die Gabe von PN kann hier eine erhebliche Besserung bewirken.

Das Expertenstatement

Prof. Dr. med. Peter Arne Gerber
Facharzt für Dermatologie und Venerologie
Vorstandsmitglied der DDL e. V., der GÄCD e. V. und der ADK.  

info@dermatologie-am-luegplatz.de

Warum PN zukunftsweisend sind

In ihrer Wirkung unterscheiden sich die Polynukleotide von anderen derzeit verfügbaren Injectables. Besonders spannend ist für mich, dass es zu den Effekten von Polynukleotiden eine breite wissenschaftliche und klinische Evidenz gibt. Diese stammt weniger aus der Ästhetik, sondern aus Grundlagenwissenschaft, Chirurgie und Innerer Medizin. Die propagierten Effekte sind durchweg positiv und reichen über eine verbesserte Hydratation und hohe antioxidative Potenz bis zur Induktion von Wachstumsfaktoren und zur Fibroblastenproliferation. Berichte über relevante bzw. schwere Nebenwirkungen, wie Gefäßverschlüsse, gibt es meines Wissens nach nicht.

Vielversprechend scheint auch die Kombination mit anderen Verfahren, wie Peelings oder Laser, und anderen Energy-Based Devices. Durch ihre Effekte auf hautstrukturelle Zellen haben Polynukleotide das Potenzial, die erzielten Effekte zu verstärken und Ausfallszeiten zu verkürzen. Ich denke, dass es sich lohnen kann, sich näher mit den polymerisierten Polynukleotiden zu beschäf-tigen, und bin gespannt, ob sich die Substanzklasse in den nächsten Jahren in unserer täglichen Praxis etabliert.

1 Cavallini M et al., Cosmet Dermatol 2021; 20: 922–928, DOI: 10.11.11/jocd.13679. Epub 2020 Sept. 21. PMID: 32799391, PMCID: PMC7984045
2 Cavallini M et al., International Journal of Plastic Dermatology-ISPLAD 2007; 3: 27–32
3 Massirone A, Aesthetic Medicine 2021; Vol. 7 (1): 25–40

Impressum
Bericht: Nicole Hein I Redaktion und Konzept: Elke Engels
MiM Verlagsgesellschaft mbH (Neu-Isenburg)
Mit freundlicher Unterstützung der Croma Deutschland GmbH (München)

Bildnachweis: privat

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