Die Symptome des M. Fabry sind initial meist unspezifisch, daher dauert es bis zur richtigen Diagnose oft einige Jahre. Mit den derzeit verfügbaren Therapien lassen sich Komplikationen wie Herzhypertrophie oder Niereninsuffizienz reduzieren und die Lebensqualität steigern.
Morbus Fabry gehört zu den lysosomalen Speichererkrankungen und ist durch eine Mutation im α - Galaktosidase A-Gen (GLA-Gen) auf dem X-Chromosom bedingt. Dadurch kommt es zu einer stark verminderten oder fehlenden Aktivität des lysosomalen Enzyms α - Galaktosidase A und zu einer schleichenden Akkumulation von Glycosphingolipiden, vor allem Globotriaosylceramid (Gb3/GL-3). Besonders betroffen sind das Herz, die Nieren und das Nervensystem. Aufgrund der X-chromosomalen Vererbung sind Männer in der Regel stärker betroffen, Frauen können aber ähnlich schwer ausgeprägte Symptome aufweisen.
M. Fabry äußert sich bei männlichen Patienten meist bereits in der Kindheit in Form von neuropathischen brennenden Schmerzen, vor allem an Händen und Füßen. Die Kinder oder jungen Erwachsenen haben Probleme im Umgang mit Hitze und körperlicher Anstrengung, weil sie vermindert schwitzen. Charakteristisch vor allem bei männlichen Patienten sind Angiokeratome, die gehäuft im Badehosenbereich, an Brust und Rücken vorkommen. Bei Patientinnen sind die Symptome unspezifischer. Meist zeigen sich im Kindes- und Jugendalter vor allem neuropathische Schmerzen und gastrointestinale Beschwerden. Mit fortschreitender Ablagerung von Gb3 kann es auch bei Frauen zu Organschäden kommen. Im Krankheitsverlauf entwickelt sich eine zunehmende Herzbeteiligung mit Herzhypertrophie, Dyspnoe, Herzrhythmusstörungen, Angina pectoris und einer schleichenden kardialen Fibrose (Abb.). Die Lebenserwartung ist von der Schwere der Herzerkrankung abhängig. Es zeigt sich eine fortschreitende Niereninsuffizienz bis hin zur Dialysepflichtigkeit, das früheste klinische Zeichen der Nierenbeteiligung ist die Albuminurie. Schlaganfälle können bereits in jüngerem Alter auftreten. Als Ausdruck mikrovaskulärer Veränderungen lassen sich in der cranialen MRT Läsionen der weißen Substanz (white matter lesions) nachweisen. Häufig leiden M.-Fabry-Patienten an Kopfschmerzen und Schwindel. Ablagerungen von Sphingolipiden in der Hornhaut führen zur Cornea verticillata und sind mit einer Spaltlampenuntersuchung detektierbar.
Zur Diagnosesicherung erfolgt bei männlichen Patienten die Bestimmung derα - Galaktosidase A-Enzymaktivität. Diese ist stark erniedrigt oder fehlt ganz. Zusätzlich sollte immer eine genetische Untersuchung des GLA-Gens durchgeführt werden, weil die vorhandene Mutation einerseits die Schwere der Erkrankung abschätzen lässt und andererseits relevant für die Therapieentscheidung ist. Bei Frauen ist für die Diagnosestellung zwingend eine genetische Untersuchung erforderlich, weil die gemessene Enzymaktivität normal sein kann. Zusätzlich ist die Bestimmung des Biomarkers Lyso-Gb3 ratsam, denn er liefert Hinweise auf die Krankheitslast und den Therapieerfolg.
Aktuell sind in Deutschland seit 2001 zwei Präparate als Enzymersatztherapie zugelassen, Agalsidase alfa und Agalsidase beta. Sie unterscheiden sich u. a. in der zugelassenen Dosierung pro kg Körpergewicht und in ihrem Nebenwirkungsprofil. Die Jahrestherapiekosten betragen ca. 250.000 Euro. Eine Heimtherapie durch speziell geschultes Pflegepersonal ist möglich. Beide Präparate sind wirksam, reduzieren die Schwere des Krankheitsverlaufs und verlängern die Lebenserwartung. Im Mai 2016 erfolgte die Zulassung der ersten oralen M.-Fabry-Therapie: Migalastat ist ein „Chaperon“, welches einem defekten Enzym hilft, sich in seine aktive Form zu falten. Migalastat ist aber nur bei ca. 30 % aller Fabry-Mutationen wirksam. Vor Therapiebeginn muss immer überprüft werden, ob eine Migalastat-Therapie grundsätzlich möglich ist. Insgesamt bewirkt die Therapie des M. Fabry eine Stabilisierung und sogar teilweise einen Rückgang der linksventrikulären Hypertrophie, die Abnahme der Nierenfunktion wird verlangsamt und die Lyso-Gb3-Werte sinken, meist allerdings nicht in den normalen Bereich.
Spezialisierte Fabry-Zentren betreuen die Patienten umfassend und arbeiten eng mit Hausärzten und M.-Fabry-Selbsthilfegruppen zusammen (z. B. MFSH, fabry-shg.org, LysoNET). Eine Liste der Fabry-Zentren findet sich bei fabry-shg.org.
Die Autorin
Prof. Dr. med. Christine Kurschat
Klinik II für Innere Medizin, Nephrologie,
Rheumatologie, Diabetologie und
Allgemeine Innere Medizin
Zentrum für Seltene Erkrankungen Köln
Uniklinik Köln
Literatur bei der Autorin
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