Moderne medikamentöse Therapien können nicht nur Adipositas und Typ-2-Diabetes entgegenwirken, sondern auch deren Komplikationen. Zu den besonderen Beispielen gehörten die im Zuge des DG-Kongresses diskutierten Punkte Leberfettgehalt und seine Folgen sowie die mit Zungenfett assoziierte Schlafapnoe.
Bei präklinischer Adipositas ohne oder mit geringfügigen Folgeerkrankungen lasse sich mit Lebensstilmaßnahmen und einer Gewichtsreduktion bis 5 % eingreifen, berichtete Prof. Dr. med. Martin Heni (Tübingen). Um jedoch Organmanifestationen der klinischen Adipositas zu bessern, sei ein dauerhafter Gewichtsverlust um ≥ 5 % bis 15 % notwendig. Dies sei mit Lebensstiländerungen allein nicht zu erreichen. Zwar sinke unter einer deutlich hypokalorischen Diät die Fettmasse stark und die fettfreie Muskelmasse etwas. Würden jedoch wieder mehr Kalorien zugeführt, entwickle der Körper einen höheren Fettanteil als vor der Diät und einen – unter Umständen um 300 kcal/Tag – geringeren Grundumsatz. Beides persistiere über Jahre nach der Gewichtsabnahme.
Für eine medikamentöse Therapie der Adipositas könnten aktuell vor allem 3 Präparate eingesetzt werden, so Heni: Liraglutid und Semaglutid, also GLP-1-Rezeptoragonisten, sowie Tirzepatid, ein GIP / GLP-1-Koagonist. Eine Therapie der Adipositas mit GLP-1-Rezeptoragonisten bringe Studien zufolge „nicht nur kosmetisch“ etwas, sondern senke zusätzlich sowohl die Rate schwerwiegender kardialer Ereignisse (MACE), schütze die Nierenfunktion und wirke lebensverlängernd.
Aus den Zulassungsstudien zu Tirzepatid gehe hervor, dass der Wirkstoff den Blutzucker stärker senkt als verschiedene Vergleichssubstanzen und starke Effekte auf den BMI habe. Unter der höheren Dosis (15 mg) nähmen Menschen mit Adipositas im Schnitt 22 % ab. Das sei im Bereich der bariatrischen Chirurgie und oberhalb der Schwelle von 15 %, die für eine Reduktion oder Prophylaxe schwerer Komplikationen erreicht werden solle. Zudem sinke das Risiko für die Entstehung eines Typ-2-Diabetes.
Medikamente gegen Leberfett und Schlafapnoe
Sowohl Adipositas als auch Typ-2-Diabetes seien mit einem erhöhten Risiko für eine Metabolismus-assoziierte steatotische Lebererkrankung (MASLD) verbunden – mit potenziellen Folgen wie Leberzirrhose und hepatozelluläres Karzinom. Zudem erhöhe eine MASDL das Mortalitätsrisiko aufgrund anderer Krebsformen sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Zuletzt hätten Kernspin-Daten darauf hingewiesen, dass eine Tirzepatid-Therapie den Leberfettgehalt sogar im Vergleich zu Insulin deutlich senken kann.
Interessanterweise sei das im Kernspin nachweisbare Zungenfett mit dem Schlafapnoe-Syndrom verknüpft. In einer Studie habe eine Tirzepatid-Therapie über 52 Wochen den Apnoe-Hypopnoe-Index klinisch relevant um die Hälfte reduziert. Diese Erkenntnis habe auch Eingang in die Fachinformation gefunden.
Die Nebenwirkungen von Tirzepatid entsprächen jenen anderer Inkretinpräparate: Übelkeit, Erbrechen, Diarrhö oder Obstipation, vor allem zu Therapiebeginn, meist transient und dosisabhängig.
Symposium „Medikamentöse Therapie von Adipositas und Typ-2-Diabetes – wo stehen wir 2025?“ (Veranstalter: Lilly Deutschland GmbH)