Gerade junge Menschen mit chronischer Nierenerkrankung profitieren von einer Therapie, die dem Verlust gesunder Lebensjahre und dem Tod vorbeugt. In der Risikopopulation mit Typ-2-Diabetes (T2D) lohnen sich daher Screening und frühe Progressionshemmung. Die Optionen sind umfangreich.
Bei einer chronischen Niereninsuffizienz liege die Nierenfunktion ≥ 3 Monate < 60 ml/min bei 1,73 m2 und/oder es bestünden Anzeichen für eine Nierenschädigung einschließlich einer Urin-Albumin-Kreatinin-Ratio (UACR) ≥ 30 mg/g in wiederholten Messungen, erklärte Prof. Dr. med. Miriam Banas (Regensburg).
Diagnostik? – Erschreckend selten
Ungefähr 5 Jahre nach der Diagnose eines T1D, der meist fulminant beginne, sei ein CKD-Screening sinnvoll. Bei T2D empfahl Banas wegen des häufig unklaren Beginns sofort eine jährlich zu wiederholende Diagnostik mit Albumin-Kreatinin-Ratio (ACR), Urinuntersuchung mit dem Teststreifen oder im Labor sowie immer eine GFR-Bestimmung. In Hausarztpraxen erfolge diese jährliche CKD-Testung bei Diabetes jedoch viel zu selten: die GFR-Diagnostik bei 50 % der Betroffenen, ACR-Test bei 21 %, die UACR-Messung – mit dem genauesten Wert – nur bei 1 %. Eine adäquate wiederholte Diagnostik und anschließende Verschlüsselung der CKD-Diagnose erfolge einer Studie zufolge nur bei rund 20 % der T2D-Betroffenen.
Glykämische Kontrolle: schon bei frühen Nierenveränderungen
Eine intensivierte Blutzuckerkontrolle könne nicht nur (mikro-)kardiovaskuläre Endpunkte reduzieren, sondern auch die Mikroalbuminurie. Die 3 Säulen der CKD-Therapie seien Progressionshemmung, Blutdrucksenkung und Lipidtherapie, so Banas.
ACE-Hemmer bremsten bei T2D eine Albuminurie-Progression und GFR-Abnahme. SGLT2-Hemmer (SGLT2i) besserten die glykämische Kontrolle, förderten die Natriurese, reduzierten das Plasmavolumen und senkten den Blutdruck. Dapagliflozin reduziere die UACR und zudem den kombinierten Endpunkt aus anhaltender eGFR-Abnahme um ≥ 50 %, terminalem Nierenversagen, renalem und kardiovaskulärem Tod, und zwar insbesondere bei T2D verglichen mit Normoglykämie. Die Anwendung sei sicher, für T1D jedoch derzeit nicht zugelassen.
Unter dem nicht steroidalen Aldosteron-Antagonisten Finerenon kombiniert mit SGLT2i seien in großen Studien (FIDELITY, FIDELIO-DKD, FIGARO-DKD) deutlich weniger Hyperkaliämien aufgetreten als unter Finerenon allein. Die UACR sei nach Finerenon-Gabe zusätzlich zu SGLT2i oder GPL-1-Rezeptoragonisten (GLP-1-RA) weiter gesunken, berichtete Banas. GLP-1-RA reduzierten bei einer eGFR bis zu 15 ml/min bei 1,73 m2 die kardiovaskuläre Mortalität sowie die CKD-Progression sicher und effektiv.
Für den GIP / GLP-1-Agonisten Tirzepatid hätten sich in den SURPASS-Studien kombiniert mit verschiedenen antihyperglykämischen Hintergrundtherapien klare Vorteile für die Nierenfunktion ergeben.
Vortrag „Typ-2-Diabetes und chronische Nierenerkrankung: Identifizierung des Progressionsrisikos und leitliniengerechte Therapie“