Eine populationsbasierte Kohortenstudie aus Dänemark zeigt ein erhöhtes Myokarditisrisiko nach der Impfung mit mRNA-127; bei BTN162b2 war dieses nur bei Frauen erhöht. Im Vergleich zu Long-COVID und dem Entzündungssyndrom ist die Impfung dennoch zu empfehlen.
Pharmakovigilanz-Berichte, Überwachungs- und Fallstudien legen eine Assoziation zwischen der SARS-CoV-2-Impfung und einer Myokarditis oder Myoperikarditis nahe. Mithilfe des nationalen dänischen Populationsregisters, das die Impfdaten, Krankenhauseinweisungen und Laborergebnisse der Bevölkerung verwaltet, untersuchten Forscher um den Epidemiologen Anders Husby aus Kopenhagen eine mögliche Assoziation. Dazu verglichen sie bei 4.931.775 Personen ab zwölf Jahren über ein Jahr das Follow-up vor der Impfung mit dem Hauptrisikofenster von Tag 0 (Impfung) bis Tag 28 nach der ersten oder zweiten Impfung. Die Hauptanalyse wurde mit den Impfstoffen mRNA-1273 (Moderna) und BNT162b2 (Pfizer-BioNTech) durchgeführt, die bevorzugt im nationalen Impfprogramm eingesetzt wurden.
Starke Assoziation – niedrige Absolutzahl
Beobachtet wurde eine starke Assoziation zwischen mRNA-1273 und einer Myokarditis oder Myoperikarditis. Diese war definiert als Kombination aus einer Myokarditisdiagnose, erhöhtem Troponin und einem über 24 Stunden dauernden stationären Aufenthalt. Beim Impfstoff BNT162b2 zeigte sich der Zusammenhang mit einer erhöhten Gesamtrate ausschließlich bei den Teilnehmerinnen. Die Zahlen: 269 Personen entwickelten im Follow-up eine Myokarditis oder Myoperikarditis, darunter 108 (40%) Teilnehmer im Alter von 12 bis 39 Jahren und 196 (73%) Männer. Von den 3.482.295 Personen mit BNT162b2-Impfung entwickelten n=48 eine Myokarditis/Myoperikarditis im Risikofenster von 28 Tagen (Absolutrate 1,4 pro 100.000 Geimpfte; 95%-Konfidenzintervall [KI] 1,0‒1,8).
Bei den 498.814 Personen mit mRNA-1273-Impfung entwickelten 21 Personen eine Myokarditis/Myoperikarditis innerhalb von 28 Tagen (Absolutrate 4,2 pro 100. 000 Geimpfte; 95%-KI 2,6‒6,4). Hier war die Erkrankungsrate ungefähr dreifach bis vierfach höher als bei BNT162b2. Die absolute Anzahl der Ereignisse war jedoch niedrig. Sogar in der Altersgruppe von 12 bis 39 Jahren, die am häufigsten betroffen war, betrugen die absoluten Raten bei Myokarditis oder Myoperikarditis bei Impfung mit BNT162b2 oder mRNA-1273 1,6 (95%-KI 1,0‒2,6) bzw. 5,7 (3,3‒9,3) pro 100.000 Geimpfte innerhalb von 28 Tagen. Die klinische Ausprägung der Myokarditis und Myoperikarditis bei den Geimpften war überwiegend mild. Erneute Einweisungen, Herzinsuffizienz-Diagnosen oder Todesfälle wurden bei den betroffenen Personen im Risikofenster nicht beobachtet.
Auch Studien aus Israel und den USA weisen auf ein erhöhtes Myokarditisrisiko nach mRNA-Impfstoffen hin. Ähnlich eindeutige Gesamtergebnisse für die dänische Bevölkerung wurden mit BNT162b2 nicht beobachtet. Im Hinblick auf die Langzeitfolgen auch milder SARS-CoV-2-Infektionen und dem Risiko für ein multisystemisches Entzündungssyndrom bei Jugendlichen zeigt das niedrige absolute Myokarditisrisiko nach beiden Impfstoffen die generellen Vorteile dieser Impfungen für den Einzelnen, für die Gesellschaft und auch global, so die Forscher.
Husby A et al., BMJ 2021 Dec 16; 375: e068665, DOI 10.1136/bmj-2021-068665