Die Ständige Impfkommission (STIKO) hat im August dieses Jahres ihre Empfehlung zur RSV-Impfung bei älteren Erwachsenen herausgegeben: Sie gilt generell ab 75 Jahren sowie außerdem für Menschen ab 60 Jahren, die an schweren Grunderkrankungen leiden oder in einer Pflegeeinrichtung leben [1].
Nicht nur für Babys, sondern auch für Menschen ab 60 Jahren bedeutet eine RSV-Infektion ein erhebliches Gesundheitsrisiko [2]. Allein zwischen November 2022 und Juni 2023 wurden in Deutschland rund 12 800 Erwachsene wegen einer RSV-Infektion hospitalisiert, 11 000 von ihnen waren über 60 Jahre alt. Das belegte Prof. Dr. med. Tino Schwarz, Klinikum Würzburg Mitte, anhand der Daten des Robert Koch-Instituts (RKI).
Neben der Standardimpfung für Menschen ab 75 Jahren empfiehlt die STIKO die Indikationsimpfung ab 60 Jahren, wenn schwere Formen bestimmter Grunderkrankungen vorliegen, und zwar:
Bei leichten Formen dieser Erkrankungen oder bei guter medikamentöser Kontrolle gilt die Empfehlung aktuell nicht.
Höheres Lebensalter beeinflusst Verläufe
Die Verläufe würden mit steigendem Alter schwerer und klinisch relevanter, so Schwarz. Die 2022/2023 in Deutschland durchgeführte BUCOSS-Studie an Patientinnen und Patienten in Haus- und Facharztpraxen über 60 Jahre habe gezeigt, dass 57 % der akuten respiratorischen Infektionen durch Viren ausgelöst worden waren, 21 % davon durch RSV. Zudem sei das RS-Virus häufiger als alle anderen Viren verantwortlich für die Exazerbation einer COPD, wie ein systematisches Review über 19 Studien gezeigt habe. Nach RSV-Infektionen komme es zu Schlaganfällen und Myokardinfarkten. Zudem erhöhten sie das Hospitalisierungsrisiko bei Grunderkrankungen wie Asthma, COPD, Diabetes, kardiovaskuläre Erkrankungen und Herzinsuffizienz.
Die Impfung mit der adjuvantierten RSV-Vakzine hatte in einer internationalen Phase-III-Studie mit knapp 25 000 Teilnehmenden ab 60 Jahren in der ersten Saison eine Wirksamkeit von 83 % bzw. 94 % gegen Erkrankungen der unteren Atemwege oder schwere Formen mit Hospitalisierung oder Beatmung. Die Effektivität gegen RSV-bedingte akute Atemwegserkrankungen lag bei 72 % verglichen mit Placebo [3].
Risikopersonen sollten möglichst im Herbst geimpft werden, empfahl Schwarz. Eine freiwillige Kostenerstattung der Impfung mit der adjuvantierten oder nicht adjuvantierten Vakzine durch die GKV sei bereits möglich. Private Krankenversicherungen übernehmen die Kosten in der Regel ab sofort.
Online-Pressekonferenz „RSV kennt kein Alter!“ (Veranstalter: GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG), August 2024