Die pulmonale arterielle Hypertonie stellt eine progressive Erkrankung mit proliferativer Umgestaltung der Lungengefäße dar. Trotz therapeutischer Fortschritte bleiben die krankheitsassoziierte Morbidität und Mortalität hoch. Hoffnung bietet das Fusionsprotein Sotatercept mit einem neuen pharmakologischen Wirkprinzip.
Bei pulmonaler arterieller Hypertonie (PAH) verengen sich aufgrund fortschreitender Gefäßveränderungen die kleinen Lungengefäße. Das führt zu einer vermehrten Belastung der rechten Herzhälfte und der Blutdruck im Lungenkreislauf steigt. Symptomatisch äußert sich dies in Erschöpfung, Belastungsdyspnoe, thorakalen Schmerzen, Kreislaufproblemen oder geschwollenen Füßen. Dass diese Symptome auch für andere Herz- oder Lungenerkrankungen typisch sind, erschwert die Diagnose.
Für die Therapie stehen mehr als 10, zumeist gefäßerweiternde, Medikamente zur Verfügung. Allerdings lebt 7 Jahre nach Diagnosestellung nur noch etwa die Hälfte der Betroffenen. Die 5-Jahres-Sterblichkeitsrate liegt bei etwa 43 %.
Neues Wirkprinzip
In der Regel sterben beim Umbau der Lungengefäße Zellen in der Innschicht ab und neue Endothelzellen wachsen nach. Bei PAH werden aber mehr Endothelzellen gebildet als absterben, sodass sich immer neue Schichten an der Gefäßinnenseite überlagern. Biologischer Schalter für die Neubildung der Endothelzellen ist das Protein Aktivin. Sotatercept bindet an dessen Oberfläche, blockiert die Aktivin-Funktion und unterbricht damit die pathologische Signalübertragung. Damit nimmt ein Medikament erstmals Einfluss auf die Pathologie des Lungenhochdrucks.
Verbesserte Leistungsfähigkeit
Im Zuge der multizentrischen, doppelblinden, placebokontrollierten Phase-III-Studie STELLAR erhielten insgesamt 323 Patienten mit PAH der WHO-Klassen II oder III zusätzlich zur Basismedikation entweder subkutan Sotatercept oder Placebo [1]. Primärer Endpunkt war die im 6-Minuten-Gehtest zurückgelegte Strecke zu Woche 24. Unter Sotatercept erhöhte sich die Gehstrecke median um 34,3 m, in der Placebogruppe um 1,0 m.
Des Weiteren bewirkte Sotatercept als Add-on eine deutliche Verbesserung der Atembeschwerden und senkte den Blutdruck in der Lunge, bei einigen bildete sich laut den Autoren die pulmonale Hypertonie sogar komplett zurück. Und das Risiko, dass sich der Zustand der Patienten verschlechterte oder sie verstarben, sank im Vergleich zur Standardtherapie um mehr als 80 %. Einige Patienten, die für eine Lungentransplantation vorgesehen waren, konnten von der Transplantationsliste genommen werden.
Eine explorative Post-hoc-Analyse der STELLAR-Studie untersuchte den Effekt von Sotatercept auf hämodynamische Parameter und die Funktion des rechten Ventrikels [2]. In die Analyse flossen hämodynamische Daten von 298 und echokardiografische Daten von 275 Studienteilnehmern ein.
Ergebnisse: Nach 24 Wochen unter der Zusatztherapie mit Sotatercept reduzierte sich im Vergleich zu Placebo die Größe des rechten Herzens, während sich die rechtsventrikuläre(RV-)Funktion sowie der hämodynamische Status verbesserten.
1 Hoeper MM et al., N Engl J Med 2023; 388: 1478–90
2 Souza R et al., European Respiratory Journal 2023; DOI 10.1183/13993003.01107-2023