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Dermatologie

Prävention von Syphilis und Co

Ist die antibiotische STI-Prophylaxe sinnvoll?

28.2.2025

Seit 20 Jahren steigt die Inzidenz der Syphilis – besonders bei Männern, die Sex mit Männern haben (MSM) – und ebenso das Interesse an der antibiotischen Prä- und Post-Expositions-Prophylaxe mit Doxycyclin (Doxy-PrEP/ Doxy-PEP). Doch wie sieht es mit Wirksamkeit, Sicherheit und dem Risiko für Resistenzentwicklung aus?

Für einen rationalen Einsatz der Doxy-PrEP/Doxy-PEP sind der individuelle und der populationsbezogene Nutzen gegen die jeweiligen Risiken abzuwägen. Nach Durchsicht der aktuellen Studiendaten zum Thema veröffentlichte die Deutsche STI-Gesellschaft (DSTIG) nun eine Stellungnahme mit Empfehlungen.

Da der individuelle Nutzen der antibiotischen STI-Prophylaxe im Sinne einer Reduktion von Syphilis- und Chlamydien-Infektionen in RCT für MSM und trans Frauen mit HIV-Erkrankung oder unter HIV-PrEP eindeutig belegt werden konnte – nicht jedoch für cis Frauen –, die Auswirkungen eines breiten Einsatzes auf die Förderung antimikrobieller Resistenzen jedoch aktuell noch nicht ausreichend untersucht sind, spricht sich die DSTIG aktuell gegen eine breite generelle Anwendung und Imple­mentierung der Doxy-PEP aus. Eben­so gibt sie keine Empfehlung für die tägliche präventive Anwendung (Doxy-PrEP). Für ausgewählte Per­sonen kann die Gabe einer Doxy-PEP (200 mg p. o. 1 × innerhalb von 24 h nach dem Sex) jedoch erwogen wer­den. Dazu zählen MSM und trans Frauen, die Sex mit Männern haben, wenn gleichzeitig eine HIV-Infektion oder HIV-PrEP-Nutzung besteht und mindestens ein weiteres zusätzliches Kriterium zutrifft, z. B. rezidivierende Syphilis-Infektionen, mehrere andere (symptomatische) bakterielle STI in den vergangenen 6 Monaten, Sex mit 10 oder mehr männlichen Partnern in den vergangenen 6 Monaten, Stimulanziengebrauch beim Sex („Chemsex“, z. B. Crystal Meth, GHB / GBL, Ketamin, Mephedron) oder Sex in Gruppen. Risikoereignisse wie die Teilnahme an Gruppensex oder sexpositiven Partys mit multiplen Sexpartnern oder Sex mit multiplen Partnern innerhalb eines kurzen Zeitfensters sollen ebenfalls als ­Kriterien in die ärztliche Einschätzung des individuellen Risikos eingehen.

Zu beachten gilt, dass die Verordnung der Doxy-PEP einen Off-Label-Use darstellt, dessen Kosten von der betreffenden Person selbst übernommen werden müssen. Die haftungsrechtliche Verantwortung liegt beim Verordner.

Weiter soll die Doxy-PEP nicht zur Reduktion anderer Präventivmaßnahmen ­führen. Besonders betont die DSTIG das regelmäßige Testen auf Syphilis bei MSM (2 ×/Jahr; hohes Risiko: 4 ×/Jahr).

Weiterer Forschungsbedarf besteht laut DSTIG, um die Auswirkungen der antibiotischen Prophylaxe auf die Resistenzentwicklung im Bereich der STI-, aber auch non-STI-Erreger zu untersuchen sowie auf individueller Ebene mögliche Veränderungen des Mikrobioms der Nutzer zu erforschen.

Werner RN et al., J Dtsch Dermatol Ges 2024; 22: 466–80

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