Die Gonarthrose hat eine hohe Public-Health-Relevanz. Zudem führt ihre multifaktorielle Genese zu einem fortschreitenden Umbau der Gelenkstrukturen mit schmerzhafter Funktionseinschränkung. Ein Therapieansatz sind Injektionen mit hochwertiger Hyaluronsäure in Kombination mit einem entzündungshemmenden Zusatz.
Da 73 % der Menschen mit einer Osteoarthritis (OA) über 55 Jahre alt sind und das Risiko operativer Komplikationen mit dem Alter zunimmt, ist die Entwicklung wirksamer konservativer Behandlungsmethoden von entscheidender Bedeutung. Die Osteoarthritis Research Society International (OARSI) empfiehlt einen konservativen Ansatz gegenüber einer chirurgischen Behandlung. Die S2k-Leitlinie „Gonarthrose“ sieht die intraartikuläre Hyaluronsäuretherapie als wichtigen Bestandteil der Therapie für Personen, bei denen NSAR kontraindiziert oder nicht ausreichend wirksam sind. Derzeit gibt es eine Vielzahl an Präparaten, die sich bei der Herstellung und Verarbeitung unterscheiden, aber auch in Bezug auf ihre Eigenschaften und Wirkweise durch die unterschiedlichen Molekülgrößen, die unterschiedliche Verkettung bzw. Vernetzung der Moleküle untereinander und ihre antioxidative Wirkung. Dabei verbessert anscheinend eine Quervernetzung die physikalischen Eigenschaften der Hyaluronsäure (HA) durch die Erhöhung der Molekülgröße und eine Verzögerung des enzymatischen Abbaus. Das Resultat ist offenbar eine längere Verweildauer im Gelenk. Ein systematischer Überblick zeigte, dass quervernetzte HA einen statistisch signifikant größeren Therapieeffekt hat als nicht quervernetzte HA [1].
Um ihre Wirksamkeit bei der Linderung von Schmerzen und Gelenksteifigkeit sowie zur Verbesserung der Beweglichkeit weiter zu erhöhen, enthalten einige Präparate zusätzlich zu HA entzündungshemmende Wirkstoffe. Niacinamid besitzt entzündungshemmende Eigenschaften und kann degenerative Prozesse in arthrotischen Gelenken positiv beeinflussen [2]. Eine aktuelle Studie beschäftigte sich nun mit der Wirksamkeit und Sicherheit der intraartikulären Injektion hochwertiger HA in Kombination mit Niacinamid [3]: In der 26-wöchigen Studie wurde die Nichtunterlegenheit eines Kombinationspräparats aus 2,2 % HA und 1,5 % Niacinamid gegenüber einem etablierten HA-Produkt (HA 0,8 %, 2,0 ml) an Teilnehmenden mit Knie-OA (Kellgren-Lawrence Grad I bis III), 40 bis 85 Jahre alt, untersucht. Keiner der 90 Teilnehmenden brach die Studie ab, alle wurden weiter verfolgt. Nach 26 Wochen hatte sich der Gesamtscore des Western Ontario and McMaster Universities Osteoarthritis Index (WOMAC) in beiden Gruppen positiv entwickelt, ohne dass es einen signifikanten Unterschied zwischen den Gruppen gab (-37,1 % Behandlung vs. -29,2 % Kontrolle). Während beide positive Auswirkungen auf Schmerzen, Mobilität und Gelenksteifigkeit zeigten, war zudem in der Gruppe mit dem Kombinationspräparat die Wirksamkeit in allen Bereichen tendenziell höher, mit signifikanten Ergebnissen für „Steifheit“.