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Allgemeinmedizin

Schmerztherapie

Opioid-Verbrauch durch Cannabinoide senken

12.2.2025

Wenn Cannabis-Extrakte als Koanalgetika eingesetzt werden, lassen sich nicht nur Opioide einsparen. Es wird auch die Lebensqualität verbessert. Cannabis-Präparate können seit Oktober 2024 bei schweren Schmerzzuständen ohne vorherige Genehmigung zu Lasten der gesetzlichen Krankenversicherung verordnet werden.

„Gerade bei älteren Schmerzpatienten kann mit dem Einsatz von Cannabis-basierten Arzneimitteln der Opioid-Verbrauch reduziert werden,“ sagte Dr. med. Angelika Hilker (Bochum). Das ist nicht nur die ­Erfahrung der niedergelassenen Schmerztherapeutin, sondern auch belegbar, u. a. durch eine retrospektive Auswertung von Verordnungen von Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD) in Kassenarzt-Praxen über 3 Jahre: Danach verringerte sich, unabhängig von der Dosis (< 7,5 mg oder > 7,5 mg THC-Äq./Tag), Geschlecht und Alter, der Opioid-Verbrauch von 24 Morphin-Äq./Tag um 50 % [1].

Daten aus dem „PraxisRegister Schmerz” zeigen darüber hinaus bei THC / CBD-Kombinationen stärkere Effekte als bei THC-Monotherapie [2]. So konnten unter THC / CBD vs. THC zu 71,6 % vs. 33,8 % (p < 0,001) eine vorbestehende Therapie mit stark wirksamen Opioid-Analgetika vollständig beendet werden. Ebenso lässt sich bei anderen Koanalgetika die Dosis reduzieren. Und auch die bei Opioid-­Therapie erforderliche Begleitmedikation wie Laxanzien und Antiemetika können deutlich zurückgefahren werden [3]. Pathophysiologisch erklärt sich der synergetische Effekt u. a. durch

  • die überlappende neuroanatomische Verteilung von Opioid- und Cannabinoid-Rezeptoren im ­zentralen und peripheren Nervensystem,
  • vergleichbare neurobiologische Eigenschaften von Opioiden und Cannabinoiden sowie
  • die zentrale und periphere Stimulation von Synthese und Freisetzung endogener Opioid-Peptide durch Cannabinoide.

Hilker betonte, dass über Endocannabinoide und Cannabinoidrezeptoren die Schmerzverarbeitung moduliert wird. Unter anderem erfolgt dies über die periphere Stimulation nozizeptiver Afferenzen und zentraler Schaltkreise, die an den emotionalen und kognitiven Aspekten der Schmerzreaktion beteiligt sind. Dadurch verbessern Cannabinoide auch den Schlaf, heben die Stimmung und damit ebenso die Lebensqualität insgesamt. Seit Oktober 2024 seien bürokratische Hürden für die Verordnung von Cannabinoiden weggefallen, so PD Dr. med. Michael Überall (Nürnberg). Nun dürfen 16 Facharztgruppen ­Cannabisarzneimittel ohne Antragstellung auf Kostenübernahme bei den Krankenkassen verordnen. Allerdings seien weiterhin das Vorliegen einer schwerwiegenden Erkrankung, die die Lebensqualität dauerhaft einschränke, sowie das Scheitern herkömmlicher Therapien, wie es beispielsweise bei neuropathischen Schmerzen häufig der Fall ist, Voraussetzung, betonte Überall.

  1. Gastmeier K et al., Schmerz 2023; 37: 29–37, https://doi.org/10.1007/s00482-022-00642-0
  2. Ueberall MA et al., J Pain Res 2022; 15: 267–86, doi:10.2147/JPR.S340968
  3. Bar-Lev Schleider L, Front Med (Lausanne) 2022; 9: 827849, doi:10.3389/fmed.2022.827849

Online-Pressekonferenz „Verbesserung der Patientenversorgung mit medizinischen Cannabinoiden – der Opioidpatient im Fokus” (Veranstalter: Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin e. V., unterstützt von Vayamed GmbH), Dezember 2024

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