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Gesundheitssystem

Wachsende Unzufriedenheit bei niedergelassenen Ärzten und Psychotherapeuten

11.10.2023

Die Stimmung unter den 185000 in Deutschland niedergelassenen Haus- und Fachärzten sowie Psychotherapeuten ist auf einem historischen Tiefpunkt angelangt, stellt das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) fest. Waren noch 2019 lediglich 30% der Befragten mit ihrer Situation in der Niederlassung unzufrieden, stieg dieser Wert in den beiden Folgejahren bereits auf 41% (2020) bzw. 45% (2021) an. Anfang 2023 haben nun 55% der Niedergelassenen ihre berufliche Situation als schlecht bzw. sehr schlecht eingeschätzt.

Die Bewertung der Rahmenbedingungen für die Berufsausübung fällt für die einzelnen Fachgebiete unterschiedlich aus. So schätzten die Praxisinhaber in den Fachgebieten Psychotherapie sowie Psychosomatische Medizin und Psychotherapie ihre Lage vergleichsweise positiv ein. Von ihnen beschrieben nur 37% bzw. 45% ihre Situation in der Niederlassung als schlecht oder sehr schlecht. Im Gegensatz dazu kamen jeweils über 70% der Inhaber gynäkologischer und orthopädischer Praxen zu einer negativen Bewertung. Im größten Fachgebiet der hausärztlichen Allgemeinmedizin und Inneren Medizin wurde die Lage von 60%der Niedergelassenen als schlecht bis sehr schlecht bewertet.

Dies sind die Kernergebnisse einer Umfrage im Rahmen desZi-Praxis-Panels (ZiPP), mit dem das Zentralinstitut für die kassenärztlicheVersorgung (Zi) die Stimmung in den knapp 100.000 Arzt- undPsychotherapiepraxen in Deutschland beleuchtet hat. An der jüngstenZiPP-Erhebung nahmen 3401 Praxisinhaber teil.

„Unser Barometer zeigt ein besorgniserregendes Stimmungsbildin den ambulanten ärztlichen und psychotherapeutischen Praxen in Deutschland.Mehr als die Hälfte der Teilnehmer bewertet die Rahmenbedingungen für ihrenPraxisalltag zutiefst negativ. Das ist ein mehr als deutliches Warnzeichen.Kostensprünge und Bürokratielast zehren die Praxen aus. Mangelnde Wertschätzungdurch die Politik und handfeste wirtschaftliche Nachteile demotivieren diePraxisinhaber zunehmend. Diese äußert sich unter anderem in zahllosenRegressandrohungen, im Zwang eine dysfunktionale Telematikinfrastrukturimplementieren zu müssen, die den Praxisbetrieb lahmlegt, und in derunzureichenden Weiterentwicklung der Finanzierung durch die Krankenkassen. DieFolge: Der medizinischen Versorgung werden die Praxen ausgehen. Wer aufhört,findet immer seltener Nachfolgende für die Praxis “, sagte derZi-Vorstandsvorsitzende Dr. rer. pol. Dominik von Stillfried.

 

Praxen sind das Fundament der medizinischen Versorgung

Unter Verweis auf den anstehenden Generationswechsel in denPraxen, forderte Stillfried, dass die Rahmenbedingungen für die Niederlassungattraktiver gestaltet werden müssten: „Schon jetzt sind bundesweit fast 6000Arztsitze unbesetzt, weil die Niederlassung im Vergleich zu anderenMöglichkeiten der ärztlichen Berufstätigkeit an Attraktivität eingebüßt hat.Von der Schließung sind auch Medizinische Versorgungszentren mit angestelltenÄrzten bedroht. Denn die ambulante ärztliche Versorgung ist chronisch unterfinanziert.Aktuell besteht eine Finanzierungslücke von 1,8 Milliarden Euro. Und die Praxenwerden immer weiter abgehängt: Während die Krankenkassen für ärztliche undpsychotherapeutische Behandlungen im 1. Quartal 2023 nur um 1,6% mehrausgegeben haben, schnellten die Ausgaben für Krankenhäuser mit 7,7% nach oben.In der Sorge um eine Existenzsicherung der Kliniken wird leider immer wiederübersehen, dass die Praxen das Fundament der medizinischen Versorgung inDeutschland sind. Sie behandeln weit mehr als das Zwölffache dessen, wasKrankenhäuser ambulant leisten. Fallen die Praxen zunehmend aus, werden Lückengerissen, die die jetzt schon völlig überforderten Krankenhäuser niemals werdenfüllen können. Die Politik kann das Ruder herumwerfen oder sehenden Auges inden Praxenkollaps steuern“, mahnte der Zi-Vorstandsvorsitzende.

Das Zi hat eine Datenzusammenstellung zur persönlichenBewertung der Vertragärzte und Psychotherapeuten insgesamt nach Fachgebiet alsExcel-Tabelle online gestellt (https://www.zi.de/fileadmin/Downloads/Service/Medien/MI/ZiPP2022_Zufriedenheit_Praxissituation_Web.xlsx).

Pressemitteilung„ Zi-Stimmungsbarometer zeigt wachsende Unzufriedenheit in Vertragsarzt- undPsychotherapiepraxen“. Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi),Berlin, 11.9.2023 (https://www.zi.de/das-zi/medien/medieninformationen-und-statements/detailansicht/stimmung-in-ambulanter-versorgung-auf-dem-tiefpunkt-55-prozent-der-befragten-bewerten-situation-aktuell-als-schlecht-oder-sehr-schlecht-kostenspruenge-buerokratielast-und-mangelnde-wertschaetzung-zehren-die-praxen-aus).

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