In Deutschland nehmen mehrheitlich sozial und finanziell gut gestellte Bürger die gesetzliche Darmkrebsvorsorge wahr. Sie profitieren davon, indem sie seltener an Darmkrebs erkranken als Menschen aus prekären Verhältnissen und Tumoren bei ihnen in einem frühen, noch gut ­behandelbaren Stadium erkannt werden.

Wenn die Teilnahmerate an der Vorsorgekoloskopie auf einem niedrigen Niveau verharrt, wird ein Anstieg der Darmkrebsfälle von derzeit jährlich 62 000 auf 77 000 bis 2050 erwartet – so das Ergebnis einer Modellierungsstudie des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ).

Um dies zu verhindern, müsste die Teilnahmerate allein bis 2030 auf etwa den doppelten und ab 2040 auf den dreifachen Wert erhöht werden. Derzeit nutzen aber rund 20 % der Versicherten das Darmkrebsscreening ab 50 Jahren gar nicht. Wenn man sie gezielter anspräche, könnte dies ihre Motivation erhöhen, meint Prof. Dr. med. Hermann Brenner (DKFZ). Ein in komplizierter Sprache verfasster Einladungsbrief alle fünf Jahre reiche jedenfalls nicht aus. Potenzial gäbe es auch bei der Beratung bzw. einer besseren Aufklärung über den Nutzen der Vorsorgekoloskopie bei grundsätzlich Vorsorgewilligen. Denn 25–29 % nehmen nur die Beratung und/oder maximal zwei ­präventive Stuhltests in Anspruch. Ein weiteres zu behebendes Problem stellt die sich ­ausdünnende Personaldecke bei niedergelassenen Gastroenterologen dar, wodurch bereits Praxiszeiten reduziert oder Praxen gar vorübergehend geschlossen werden mussten.